Gesamtzweite in Luxembourg

Am vergangen Wochenende überraschte Svenja Thös beim Ironman 70.3 Luxembourg die Konkurrenz. Die 24-Jährige wurde Gesamtzweite!

 

Bei der als  Duathlon ausgetragenen Mitteldistanz lagen zwischen der Siegerin Natascha Schmitt und der schnellsten Altersklassenathletin des Rennens lediglich 1:36 Minuten! Wir haben uns mit der sympathischen Athletin unterhalten.

Svenja-Thoes_2Svenja, herzlichen Glückwunsch zu Deinem tollen Erfolg in Luxembourg. Bevor ich auf das Rennen selbst eingehe, stelle dich doch einmal kurz vor.
Ich bin gebürtige Saarländerin und arbeite neben meinem Lehramtsstudium für Sport und Englisch als Flugbegleiterin. Triathletin bin ich mit Leib und Seele seit 2012. Ich bezeichne mich als ziemlich ambitionierte Athletin, denn wie sagt man so schön: Ohne Fleiß kein Preis, und schon gar nicht im Sport.

Wie kamst du dazu als Flugbegleiterin zu arbeiten und was macht dir daran besonders viel Spaß?
Ich wollte nach dem Abi nicht, wie alle meine Freunde und Bekannten, gleich zur Uni gehen oder eine Ausbildung beginnen, sondern erst etwas die Welt erkunden. Das Problem dabei war, das nötige Kleingeld aufzutreiben, und da ich das Fliegen schon immer liebe, lag es auf der Hand, mich für die Ausbildung als Flugbegleiterin zu bewerben. Und zack war die Zusage da. Einen Tag nach meinem mündlichen Abi reiste ich nach Frankfurt, um die Ausbildung zu beginnen. Nach sechs Monaten durfte ich mit in den Flieger und nach zwei Jahren war ich eine komplett ausgebildete Flugbegleiterin. Es ist einfach großartig! Ich liebe es, mit den „meist“ sehr netten Passagieren zu fliegen und es fasziniert mich jedes Mal aufs Neue, wie es überhaupt möglich ist, dass so eine Maschine so weit und so lange fliegen kann.

Aus welchem Sport kommst du und wie bist du zum Triathlon gekommen?
In meiner Jugend habe ich viele Sportarten wie habe Ballett, Leichtathletik, Volleyball, Judo, Schwimmen und Tennis ausprobiert. Nach fünf aktiven Jahre auf dem Dressurpferd begann mit dem Springreiten, aber nach einem bösen Sturz verlor ich die Lust am Reiten. Mit 12 Jahren bekam ich einen Hund und lustigerweise begann mit ihm meine “Ausdauerkarriere” in den Turnschuhen beziehungsweise auf dem Fahrrad. Am Anfang war ich natürlich ein extremer „Lahmi“, der nicht einmal fünf Kilometer am Stück laufen konnte. Mein Hund musste immer auf mich warten. Aber ich wurde nach und nach besser, bis ich irgendwann sogar morgens und abends jeweils eine 20-Kilometer-Runde gelaufen bin. Ich war regelrecht vernarrt. Mit 17 Jahren war ich ein Jahr in Montreal, Kanada. Dort wurde ich gleich in ein Cross-Country-Team aufgenommen und gefördert, was mich nochmal richtig voran gebracht hat. Irgendwann bin ich dann auch über die Sportart Triathlon gestolpert und von da an gab es kein zurück mehr.

Was reizt dich an Triathlon besonders?
An diesem Sport mag ich, dass man nicht auf eine Disziplin spezialisiert ist. Man hat immer Abwechslung und es wird nie langweilig. Zudem findet man aus allen drei Sportarten immer Leute, die mit einem trainieren.

Svenja-Thoes_3Was war dein bisher größter Erfolg?
Neben meinen Podiumsplatzierungen bei den Ironman 70.3-Weltmeisterschaften in Las Vegas, Mont Tremblant und Zell am See-Kaprun und dem Sieg beim Ironman Mallorca auf jeden Fall mein zweiter Platz in der Gesamtwertung vom vergangenen Wochenende beim Ironman 70.3 Luxembourg.

Wie waren die Reaktionen aus deinem Umfeld?
Das Telefon stand einfach nicht still. Von Begeisterung bis hin zu der Frage, ab wann ich denn jetzt bei den Profis starten werde. Letzteres ist sicherlich ein von mir angestrebtes Ziel, jedoch kann ich mich aus finanziellen Gründen – sprich fehlende Sponsoren – noch nicht voll auf den Sport konzentrieren. Für mich selbst fühlt sich dieser Erfolg immer noch sehr surreal, ja irgendwie sogar etwas gruselig an. Ich muss mich immer noch in den Arm kneifen, um zu realisisieren, dass ich so knapp hinter Natascha Schmitt Zweite wurde.

Hättest Du denn noch schneller sein können, wenn Du gemeinsam mit den Profis gestartet wärest?
Sicherlich wäre – ganz im Gegensatz zum Radfahren – bei beiden Wechseln und den Läufen noch die ein oder andere Sekunde drin gewesen, aber ich spürte, dass ich mich an der Grenze zwischen „geht noch“ und „explodieren“ bewegte. Und letzteres wollte ich auf gar keinen Fall. Insofern überwiegt hier und heute die Freude und kein hätte, wäre oder wenn!

Letzte Frage: Wie sieht Deine weitere Saisonplanung aus?
Nachdem ich in den letzten Wochen aufgrund von muskulären Problemen in den Waden kein richtiges Lauftraining absolvieren konnte, werde ich zunächst ein wenig regenerieren und dann mit dem Training für meinen ersten Start bei den Ironman Weltmeisterschaften auf Hawaii beginnen. Als Vorbereitungsrennen stehen noch die beiden Mitteldistanzen in Wiesbaden und am Walchsee auf dem Programm.

Svenja, wir wünschen Dir weiterhin viel Erfolg!

Bisherige sportliche Erfolge von Svenja Thös als Altersklassenathletin
2012
2. Patz Ironman 70.3 Mallorca
1. Platz Ironman 70.3 World Championship, Las Vegas

2013
3. Platz Ironman 70.3 Mallorca
2. Platz Ironman 70.3 European Championship
4. Platz Ironman 70.3 World Championship, Las Vegas

2014
3. Platz Ironman 70.3 Mallorca
1. Platz Challenge Kraichgau | Deutsche Meisterin Mitteldistanz
2. Platz Ironman 70.3 European Championship, Wiesbaden
3. Platz Ironman 70.3 World Championship, Mont Tremblant, Kanada
1. Platz Challenge Paguera Mallorca | Europameisterin Mitteldistanz

2015
1. Platz Ironman 70.3 Mallorca (schnellste Altersklassenathletin)
2. Platz Ironman 70.3 World Championship, Zell am See-Kaprun
1. Platz Ironman Mallorca

2016
1. Platz Ironman 70.3 Mallorca
1. Platz Ironman 70.3 Luxembourg (Gesamtplatz 2)

Interview: Meike Maurer | Klaus Arendt
Fotos: privat