Man muss den Schweinehund überwinden

Christina Röhrenbeck – alias die Rennschnecke – hat im Sommer in den Sozailennetzwerken für “Wallung” gesorgt, da sie von Zuschauern wegen ihrer Figur  angepöbelt wurde. Dazu hat sie gebloggt.

Es gibt bekanntlich viele “Vollhonks” – wie Christina ihre Mitmenschen nennt – die wohl neidisch sind, dass es Menschen gibt, die ihren Hintern vom Sofa bekommen und daran Spaß haben. Christinas’ Bericht nach dem Summertime Triathlon findet ihr hier.

Wir haben mit der 34-Jährigen über ihre sportliche Leidenschaft gesprochen. Sie weiß selbst, dass sie nicht vollschlank ist, aber das spielt absolut keine Rolle für sie, denn sie hat Spaß.
Mit dem Laufen ging es los. Mittlerweile stehen auch schon die ersten Triathlon-Rennen auf dem Programm.


“Ich war kein dickes Kind, kein dicker Teenie. Ich habe in meinen Zwanzigern durch extrem falsche Ernährung zugenommen und es leider zu spät gemerkt (das kann man sehr, sehr gut ignorieren)!” Christina Röhrenbeck

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Sind sportliche Menschen toleranter mit etwas “übergewichtigeren” Mitstreitern, weil sie Respekt haben vor der Leistung als unbeteiligte Zuschauer, die eher unqualifizierte Kommentare absondern? Wie siehst du das?

Mir ist es ehrlich gesagt egal, was bei Unbeteiligten, die irgendwelche Kommentare auf die Strecke rufen, dahinter steckt und warum sie das tun. Solchen Menschen sollte man nicht zu viel Raum zugestehen, das habe ich mittlerweile gelernt. Wenn ich laufe, fühle ich mich nicht “übergewichtig”, “kurvig” oder was auch immer. Deshalb mag ich den Sport so: dem ist es egal, wer ihn aussübt. Es ist nicht ok, dass immer dieses vermeintliche Manko im Vordergrund steht oder stehen muss, man das als erstes sehen will, wenn ich auf der Strecke bin. Ich bin Sportlerin, Läuferin, Triathletin. Nicht mehr und nicht weniger.

Warum bereust du es keinen Tag, mit dem Sport angefangen zu haben, auch wenn es am Anfang vielleicht nicht ganz einfach war?
Das einzige, das am Anfang schwer war, war ich selbst ;-). Als der Schweinehund das erste Mal überwunden war, war es kein Problem und auch nicht schwer. Es hat von Beginn an großen Spaß gemacht. Schwer im Sinne von anstrengend wurde es, als ich Wettkämpfe jenseits der 10 Kilometer in Angriff nahm. Die läuft man nicht einfach so, zumindest ich nicht. Da kann es passieren, dass man sich im Training schon durchkämpfen muss, wenn man einen Lauf über zweieinhalb Stunden auf dem Trainingsplan stehen hat oder das Intervalltraining im Sommer bei heißen Temperaturen sehr anstrengend ist. Un manchmal bereue ich es schon, an einem regnerischen, kalten Tag am Wochenende früh aufstehen zu müssen und meine Runde zu drehen, aber am Ende ist es das jedes Mal wert.

Was ist der Hauptgrund gewesen, warum du mit dem Laufen angefangen hast?
Ich wollte mich bewegen. Ich arbeite als Archivarin, also in einem Beruf, in dem man größtenteils sitzt und mir war es wichtig, durch Bewegung einen Ausgleich zu haben. Dass dabei noch Pfunde purzeln, ist natürlich ein toller Nebeneffekt. Aber ich würde auch laufen, wenn ich nicht abnehmen würde.

Läufst du nach Lust und Laune oder hast du einen Trainingsplan?
Anfangs bin ich nach Lust und Laune gelaufen beziehungsweise so, wie mein Körper konnte. Wenn er mir signalisierte, dass ich noch ein, zwei Kilometer dran hängen konnte, so habe ich das gemacht. Wenn nicht, auch nicht schlimm – ich hatte und habe keinen Druck. Strukturierter wurde das Training, als ich mich auf meinen ersten Halbmarathon vorbereitet habe – dabei ging es nicht um eine Zeit die ich erreichen wollte, sondern um den Umfang und darum die Distanz zu packen. Komplett nach Trainingsplan habe ich mich auf meinen dritten Halbmarahton sowie auf die Triathlon-Rennen in diesem Sommer vorbereitet. Dadurch wurde auch das Training abwechslungsreicher. Gesetzt ist ein Trainingsplan für mich allerdings trotzdem nicht immer. Er gilt als Orientierungshilf. Ich verdiene mit dem Sport ja nicht mein Geld – es geht um Wohlfühlen und Entspannung.

Hast du automatisch mit dem Training auch deine Ernährung umgestellt – sprich, isst man als Sportler automatisch gesünder – oder war das ein bewusster Prozess?
Anfangs hat die Bewegung ausgereicht, um abzunehmen, danach musste ich an ein, zwei Schrauben drehen. Ich esse auch Kohlehydrate. Ich achte mittlerweile einfach auf die gesamte Kalorienbilanz. Auf unnötiges Naschen und Alkohol verzichte ich weitestgehend.
Pizza, Pasta und mal ein Stück Schokolade sind aber immer noch drin. Eine Diät, bei der man zu sehr verzichtet und sich kasteit würde ich gar nicht durchhalten – dann hätte ich keine Power mehr, um zu Sport zu treiben. Ich esse einfach weniger als ich verbrauche.

Wie viele Kilos hast du seit 2014 – deinem Laufstart – verloren?
Mehr als 20 Kilo, aber noch keine 30. Wie viele es genau sind, werde ich erst verraten, wenn ich mein Zielgewicht erreicht habe. Ich möchte mich da nicht zu sehr unter Druck setzen und mittlerweile weiß selbst mein Freund nicht mehr, was auf meiner Waage abgeht ;-).

Mittlerweile hast du auch den Triathlon-Sport für dich entdeckt. Wie kam das und wie bereitest du dich auf deine erste Olympische Distanz 2017 vor?
Vom Laufen zum Triathlon ist es nur ein kleines Stück. Ich bin schon immer gerne geschwommen und das Radeln passt vor allem im Sommer sehr gut, wenn es zu heiß zum Laufen ist. Das eine kam zum anderen. Da es sich bei meinem ersten Triathlon auch “nur” um eine Sprintdistanz handelte und ich zuvor schon Halbmarathons absolviert hatte, ging es bei mir weniger um die Ausdauer über die Distanz, sondern um den Spa, an den drei Sportarten, die Abwechslung beim Training und die Herausforderung.
Momentan bereite ich mich auf meine erste Olympische Distanz nächstes Jahr noch gar nicht wirklich vor. Im Winter werden ich die Grundlagen legen. Das bedeutet, ich werde die Grundlagenausdauer beim Laufen und Radeln auf der Rolle, sowie eine saubere Technik beim Schwimmen trainieren. Ich denke ab März – rund vier Monate vor dem geplanten Wettkampf –  werde ich mit einem gezielten Training beginnen.

Was reizt dich am Triathlon besonders?
Die drei Sportarten hintereinander auszuführen. Nicht mehr und nicht weniger :-).

Danke für das Interview, Christina. Bleib wie du bist und habe Spaß am Sport. Ich hoffe, du kannst mit deiner Freunde ganz viele andere Menschen zum Sport bringen.

Interview: Meike Maurer
Fotos: Christina Röhrenbeck/ Die Rennschnecke

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