Man darf nichts darauf geben, was andere sagen

Die 32-Jährige Ärztin Katharina Abbing macht seit 2009 Triathlon. Zehn Monate nach der Geburt ihres Sohnes sicherte sie sich auf Mallorca den Slot für den Ironman Hawaii.

Auf unserer Hauptseite www.tritime-magazin.de haben wir die Sportlerin aus Herne bereits in zwei Interviews (Interview 1/ Interview 2) ausführlich vorgestellt. Heute sprechen wir mit ihr darüber, wie man es als junge Mutter schafft, sich für den Ironman auf Hawaii zu qualifizieren.

Katharina, wie bist du zum Triathlon gekommen?
2007 fing ich mit dem Marathonlaufen an und dann – weil ich immer schon sehr gerne Sport gemacht habe – entdeckte ich 2009 den Triathlonsport für mich. Ich startete mit einer Sprintdistanz und 2011 stand das erste Mal eine Langdistanz mit Trainingsplänen aus dem Internet an. Ich habe gleich gemerkt, dass mir lange Sachen liegen, und da ich mit 14 Jahren einen Film über den Ironman Hawaii gesehen habe, war es mein großer Traum, dort einmal selbst an der Startlinie zu stehen.

Dein Sohn Ben ist im November 2014 auf die Welt gekommen. Ende September 2015 hast du dich beim Ironman Mallorca für den Ironman Hawaii 2016 qualifiziert. Wie war das nach der Geburt so schnell möglich?
Ich konnte während der ganzen Schwangerschaft Sport machen und war viel im Fitness-Studio auf dem Stepper. Gelaufen bin ich schon ab der 4. Schwangerschaftswoche nicht mehr. Das Schwimmen hätte ich in der Schwangerschaft forcieren sollen, das ist der perfekte Sport, aber ich bin leider keine große Wasserratte und habe diese Chance ungenutzt gelassen.
Im Winterurlaub nach der Geburt fing ich wieder mit leichtem Training an. Bei meinem ersten 8-km-Lauf dachte ich, ich müsste sterben, aber mit der Form ging es zum Glück schnell aufwärts. Ich bin sogar noch eine Winterlaufserie mitgelaufen – sprich im März einen Halbmarathon in 1:45 Stunden.

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Hast du ganz normal gestillt während du mit dem Sport wieder angefangen hast?
Ja, aber ich habe mich natürlich davor in das Thema eingelesen und mich informiert. Man muss es einfach ausprobieren, ob es für das Kind ok ist. Wenn die Milch „ sauer“ wird oder sonst etwas nicht passt, merkt man da seinem Kind an.

Fanden das alle Leute in deinem Umfeld gut, dass du so schnell wieder mit dem Training angefangen hast.
Nein, sicher nicht, aber ich gebe nichts darauf, was andere sagen. Man muss ein Gespür für sich, seinen Körper und sein Kind bekommen und merkt recht schnell, was funktioniert, was nicht und was einem selbst guttut. Ich denke, eine ausgeglichene Mama ist für jedes Kind das Beste.

Wie trainierst du?
Ich trainiere nie ohne Plan und lege grundsätzlich viel Wert auf Qualität, da ich nicht so viel Zeit fürs Training habe. Deshalb baue ich meistens auch Intervalle in meine Einheiten mit ein. Da ich beim Radfahren viel mit meinem Mann und anderen Männern unterwegs bin, muss ich mich immer ranhalten, um mitfahren zu können, das macht hart. Aber, dass ich in Frankfurt beim Ironman im Juli eine Zeit von 9:34 Stunden geschafft habe, hätte ich natürlich auch nie gedacht.

Wie sieht dein Arbeitsalltag aus? Bist Du vollzeitbeschäftigt?
Ja, ich arbeite Vollzeit. Dazu muss man aber sagen, dass ich eine Praxis zusammen mit meiner Mama habe. Wir fangen morgens um 8.30 Uhr an, sodass ich manchmal morgens schon Sport mache, wenn mein Mann noch zuhause ist, und die lange Mittagspause kann ich auch hin und wieder nutzen. Zudem wohnen meine Eltern direkt nebenan. Das macht natürlich vieles leichter. Mein Mann Sven ist auch Triathlet, sodass wir im Urlaub uns auch gerne sportlich betätigen. Außerdem hat er sich in Frankfurt auch für Hawaii qualifiziert, sodass jetzt die ganze Familie nach Kona reist – inklusive meiner Eltern. So können mein Mann und ich beruhigt starten und brauchen uns um Ben keine Sorgen zu machen.

Danke für das Interview, Katharina –  eine gute Zeit auf Hawaii und natürlich viel Erfolg fürs Rennen.

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Interview: Meike Maurer
Fotos: privat