Meine Leidenschaft sind Ultrarennen

Mareile Hertel beim Glocknerman 2017Mareile Hertel darf als Erste auf die 1.000 Kilometer lange Strecke des Glocknerman gehen

Mareile Hertel berichtet über ihr erstes Non-Stop-Ultraradrennen – den “Glocknerman” in Österreich. Ob als Triathletin, als Trail-Läuferin oder als Extremradfahrerin, Mareile liebt die langen Distanzen.

Mareile Hertel ist Ausdauersportlerin mit Leib und Seele. Die 34-Jährige liebt die langen Strecken, egal ob beim Triathlon, beim Laufen oder beim Radfahren. Ihr erster Wettkampf, den sie absolvierte, war ein Marathon, der ihre große Leidenschaft für die Langstrecke entfachte.
“Kilometerfressen ist mir nie schwergefallen. Ganz im Gegenteil es bedeutet für mich ein Gefühl von Freiheit,” erklärt die durchtrainierte Wahlallgäuerin. Dabei möchte die Extremsportlerin gar nicht unbedingt ihre Grenzen austesten, “ich genieße es, mit mir zu sein und mich nur um mich kümmern zu müssen, sonst um nichts. Das sorgt bei mir für innere Zufriedenheit!” erläutert die blonde Sportlerin, die so gar keinen verbissenen Eindruck macht ihre Motivation. Ihr großer Traum heißt “Race Across America” (RAAM), dafür muss sie sich bei einem Ultracycling-Rennen über 1.000 Kilometer qualifizieren und im Zeitfenster von 55 Stunden bleiben. Ist dies geschafft, wartet immer noch die große Sponsorensuche auf die studierte Bauingeneurin, denn die Reise nach Amerika mit Supportteam kostet mehrere zehntausend Euro.

Die erste Etappe zum RAAM fand für Mareile am 16. und 17. Juni 2017 beim Glocknerman statt. Dieses Ultra-Radrennen sollte der erste Test sein, um Erfahrungen zu sammeln. Dass 1.000 Kilometer auf dem Rad kein Selbstläufer sind, wußte Mareile im Vorfeld. Trotz ihrer langjährigen Erfahrung im Extremsport musste die 34-Jährige erkennen, dass ihr Körper an diesen zwei Tagen nicht grenzenlos belastbar war. In einem emotionalen Film hat sie das Erlebnis “Glocknerman” festgehalten.

Mareiles Film zum Glocknerman 2017

Mareiles Rennfazit zum Glocknerman

„Für mich war der Glocknerman – ein Non-Stop-Radrennen über 1.000 Kilometer mit 17.000 Höhenmetern – der offizielle Einstieg in die Ultracycling-Wettkämpfe und ich wollte ihn mit vollem Einsatz fahren. Das Rennen sollte mir erste Erfahrungen für mein großes Ziel “Race Across America” (RAAM) liefern. Material und Ernährungskonzept stand ebenso auf dem Prüfstand wie ein Teil meines Teams.

Bei der „Ergometer-Challenge“ am Vortag des Rennes, bei der es galt, eine Minute aus dem Gefühl heraus so konstant wie möglich 100 Watt zu treten, bewies ich enormes Körpergefühl, hatte null Watt Abweichung und durfte daher als Gesamterste auf die Strecke starten.

Impressionen zum Glocknerman:

 

Auf der Strecke fand ich schnell einen guten Rhythmus und auch die Versorgung durch mein Team war sehr professionell. Einzig die Temperaturen von über 30 Grad machten mir und meinem Elektrolythaushalt zu schaffen, was zu Krämpfen in den Oberschenkeln führte. Mit Salt-Sticks bekamen wir die Krämpfe schnell wieder in den Griff. Die Nacht brachte, begleitet von Blitz, Donner und Wind, Regen mit sich und damit auch endlich Abkühlung. Im Schatten der Nacht konnte ich so Kilometer und Höhenmeter fressen. Als die Sonne wieder aufging hatte ich schon ein gutes Drittel der Strecke und viele anspruchsvolle Anstiege hinter mir.

Es war genau Mittag, und wir lagen gut in der Zeit, als wir zum zweiten Mal den Check-Point „Winklern“ und damit die Hälfte der Strecke erreichten. Ab jetzt folgte der Anstieg auf den Großglockner, über dem bedrohlich dunkle Wolken hingen. Von jetzt auf gleich begann plötzlich ein stechender Schmerz in meinem rechten Knie. Das Strecken des Beines war mit großen Schmerzen und dadurch nur noch mit wenig Druck auf dem Pedal verbunden. Am Hochtor, bei etwa 70 Prozent des Gesamtanstieges, musste ich anhalten und vom Rad steigen. Es schüttete, war neblig und hatte nur noch 5 Grad. Die nächsten drei Kehren schob ich mein Rad, in der Hoffnung, meinem Knie dadurch Erholung zu geben. Doch das Gehen war nicht weniger schmerzhaft, dafür aber langsamer – also stieg ich wieder aufs Rad. Zusammen mit den Knieschmerzen fuhr ich Richtung Edelweißspitze – Kehre für Kehre – und überlegte unterdessen, ob ein Fortführen des Rennens unter den Umständen noch Sinn machte. Als Ultrasportlerin kann man positiven Schmerz gut tolerieren, doch der Schmerz im Knie fühlte sich nicht gut an. Ich machte mir Sorgen, dass ich einen Schaden, eventuell sogar dauerhaft, davontragen könnte. Als ich die Edelweißspitze nach 550 Rennkilometern und über 10.000  Höhenmetern erreichte – teilte ich den Streckenposten meinen Ausstieg mit.

Ich bin sehr stolz auf diese Leistung und auch auf meine Entscheidung aufzuhören. Der Glocknerman hat mich und mein wachsendes Team vieles gelehrt und war somit ein gelungenes Debüt in der Ultracycling-Welt – denn oben aufzuhören, kann nicht falsch sein!“  ;).

Das nächste Ziel hat sich Mareile Hertel auch schon gesteckt:
sie startet bei der “Tortour” in der Schweiz am 18. und 19. August über 1.000 Kilometer und rund 13.000 Höhenmetern.
Viel Erfolg, Mareile.

 

Film und Fotos: Philipp Wermuth

 

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