Tri Time(s): Alle guten Dinge sind…

Anita beim Kölnpfad 2017

Anita Horn startet am Wochenende als Radfahrerin in einer Damen-Staffel bei der Challenge Roth. Ihr Vorbereitungsrennen hießen Indeland Triathlon und Kölnpfad.

Bei meinen letzten drei Wettkämpfen stand ich drei Mal auf dem Treppchen. Ist das wohl eine grüne Welle und ein gutes Zeichen für die Challenge Roth? Oder sind alle guten Dinge drei und damit war es das erstmal mit der Glückssträhne?

Wobei ein Triathlon ja nicht nur von Glück abhängt. Zum Glück. Dazu gehört auch ein bisschen Training. Sekunde, ich denke kurz nach… Mist! So richtig trainiert habe ich ehrlich gesagt nicht… Mein Training waren diesmal meine Wettkämpfe :-). Ein bisschen Swim & Run hier, ein bisschen Radfahren bei der Staffel in Indeland da und zum Abschluss noch ein bisschen Kölnpfad-Ultralauf-Staffel dort. Laufen muss ich bei der Challenge Roth zwar nur innerhalb der Wechselzonen, mit dem Rad raus und nach 180 Kilometer wieder rein, um den Timechip zu übergeben, aber ich sage immer: Hauptsache ich trainiere. Fit bleiben ist alles. Da wären wir beim Stichwort.

Nass bis auf Knochen

Ich habe nämlich ein bisschen Halsweh. War ja klar, ein paar Tage vor dem Wettkampf. Beim Kölnpfad am Wochenende hat es nämlich in Strömen geregnet und ich war nass bis auf die Knochen. Kurz zur Erklärung: der Kölnpfad ist eigentlich ein Wanderweg rund um Köln. Allerdings findet darauf auch regelmäßig ein Wettkampf statt: ein Ultralauf, 171 Kilometer lang. Wer nicht ganz so irre ist, macht aber nur eine Teilstrecke (110 oder 75 Kilometer) oder teilt sich die Strecke mit vier anderen, so wie ich. Wir haben also zu fünft etappenweise gerockt, was es zu rocken gab.

Anita war beim Kölnpfad 2017 mit von der Partie

Ich habe den Start übernommen und hatte bis auf den sauren Apfel, dass ich schon um 8 Uhr los musste und somit um 5 Uhr schon der Wecker klingelte, glaube ich das größte Glück mit der Strecke: es war hell, ich bin fast nur auf Asphalt und Waldautobahnen gelaufen und ich hatte nur etwa 25 Kilometer auf dem Plan.

Der Weg ist das Ziel

Am Ende waren es zwar knapp 27, aber so ist das nun Mal bei Ultraläufen. Es ist eben kein Wettbewerb mit 10.000 Zuschauern am Streckenrand, mit Absperrungen und unfehlbaren Wegmarkierungen. Im Gegenteil – wir mussten uns selbst navigieren. Kein Ding, soweit das Navi funktionierte. Aber dicke Wolken machten dem GPS-Empfänger das Leben schwer. So kam es, dass ich mich zweimal leicht verlaufen habe – ebenso wie meine Staffelpartner. Philippe ist in einem Haufen Brennesseln gelandet und als unser Schlussläufer Chris gerade irrtümlicher Weise die Route verließ, schaute ich zufällig just in diesem Moment auf die App des Live-Trackings, rief ihn hektisch an und konnte so diverse Extrakilometer verhindern. Wäre sein Irrweg unbemerkt geblieben, hätten wir vielleicht sogar den 3.Platz gelassen, aber so hat es mit 16 Stunden und 14 Minuten noch für einen Pokal der Extraklasse gereicht: eine Kölsche Kachel. Eine gerahmte Fliese mit dem Kölner Wappen. Wunderbar!

Ein Selfie von Anita Horn

Meiner Meinung haben übrigens alle Starter einen Pokal verdient – auch die, die abgebrochen haben. Wie zum Beispiel Patric. Er hat die Gesamtstrecke von 171 Kilometern in Angriff genommen und er sagte vor dem Start: „Das ist der Reiz was Neues zu machen und Grenzen zu erfahren. Als ich den ersten Marathon gelaufen bin, habe ich noch gedacht, zehn Kilometer Training – ist das viel, jetzt läuft man einen doppelten Marathon zum Training.“ Nach 70 Kilometern hat Patric aber die Fahnen gehisst. Kälte und Nässe von nachts bis mittags sind ein harter Feind. Die Ultras sind schon um Mitternacht los, im Dunkeln, bei wirklich schlechtem Wetter. Irgendwann ist man eben durch, aber ich finde: Patric hat den größten Respekt verdient – so wie alle anderen, die aus egal welchen Gründen vorzeitig aufhörten. Und das gilt auch für die Veranstalter – Thomas Eller und Thorsten Klenke – alle ihrer Helfer und Frappant, der uns am Tag nach dem Lauf mit leckerstem Essen versorgt hat. Eine Extraportion Lob geht übrigens noch an die umweltfreundliche Idee hinter dem Projekt: beim Catering gab es Bio-Palmblatt-Teller und -Besteck und beim Lauf selbst wurden die Teilnehmer aufgefordert einen eigenen Becher mitzubringen, um Plastikmüll an den Versorgungspunkten zu vermeiden. Chapeau!

Heidi, Heidiiiii

Ebenso größten Respekt haben natürlich die Einzelstarter verdient, die es geschafft haben. So wie zum Beispiel Jana, die als erste Frau auf 110 Kilometer ins Ziel kam, und aussah, als wäre sie gerade eine halbe Stunde spazieren gegangen. Im Schlepptau: ihre Mama, die sie die gesamte Strecke auf einem Klapprad begleitet hat. Wie man sowas schafft? Mit Spaß, sagt die Mama: „Wir haben zwischendurch Heidi gesungen, weil die Gegend so nach Heidi aussah.“ Wer tendenziell alleine auf der Strecke war, hat zur Abwechslung auch mal Selbstgespräche geführt. Oder sich alternativ dann doch irgendwann anderen Teilnehmern angeschlossen. Gemeinsam verirrt man sich seltener. Und hat was zum Plaudern.

Jana, die Siegerin des Kölnpfad 2017

Ganz normal

Auch die Damenstaffel namens „MöchtegernUltras“ hat den Wettlauf vor allem mit Spaß verbracht – zwar konnten sie nicht miteinander quatschen, weil sie ja hintereinander gelaufen sind, aber Simone, Kari und Co haben sich Gesprächen unter Staffelläufern und mit der persönlichen Radbegleitung und dem Finden des Weges die Zeit vertrieben. Nach 21 Stunden und 11 Minuten war die Staffel im Ziel – starke Leistung. Ob selbst laufen oder mitfiebern – so lange auf den Beinen zu sein, ist anstrengend. Einige Einzelstarter auf die Ultradistanz waren übrigens 32,5 Stunden unterwegs. Ich verneige mich zutiefst und hoffe, dass ihr alle wieder gut erholt seid.

Unsere Damen-Staffel bei der Challenge Roth

Da wird so eine Langdistanz-Staffel wie nun kommendes Wochenende gleich viel „normaler“. Oft höre ich: du bist doch verrückt. Soviel Sport! Und ich denke mir immer nur: wenn ihr wüsstet, was andere Leute machen und stelle für mich fest: eigentlich bin ich ganz normal. Ich freue mich, zusammen mit zwei echt fitten Mädels in Roth an den Start zu gehen. Sandra aus Köln schwimmt für uns und sagt: „Ich war eben ein letztes Mal im Wasser. Und immer kommt dieser kurze Gedanke „war das wirklich so eine gute Idee den Schwimmpart zu übernehmen??!“ Die beste Vorbereitung war das mit Sicherheit nicht, aber ich werde einfach den Beinturbo einschalten, denn für Rad- und Laufstrecke brauche ich ja keine Energie sparen – soweit mein Plan. Dann wird das schon. Am Ende bleibt die riesige Vorfreude auf das, was ich seit Jahren nur vom Hören-Sagen kenne: die Challenge Roth! Mein erstes Mal! Endlich wieder ein Event-Spektakel inklusive lustigem Roadtrip, flammender Motivationsschübe, überwältigender Emotionen, Teamspirit und einem müden Körper am Sonntag Abend. Yipiiiiiiii!“

Silke aus Mönchengladbach, dreifache deutsche Marathon-Meisterin, sagt: „Ich freue mich unglaublich ein Teil dieses herausragenden Events zu sein. Dazu noch in einem phantastischen Team, was will man mehr? Die Vorbereitung lief so lala, die Gesundheit wollte nicht so wie ich. Aber bei Temperaturen um 27 Grad sollte man einen Marathon sowieso locker angehen damit man ordentlich durchkommt.“

Schauen wir mal, was Körper und Geist am Ende so hergeben bei uns…

Nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf

Mit der Challenge Roth kommendes Wochenende fällt übrigens mein Startschuss für die Vorbereitung auf meine erste eigene, komplette Langdistanz. 2018 werde ich dann hoffentlich wirklich beim Ironman Frankfurt starten und dafür auch definitiv zielgerichtet und ordentlich trainieren. Dann muss ich ja auch laufen. Vielleicht ist so ein Stück Kölnpfad dann ja nicht die schlechteste Vorbereitung… 🙂

 

Text: Anita Horn
Fotos: privat und eventfotografie24.de