Meike mittendrin: Komfortzone ade!

UA-Running Team beim Run Camp im Death Valley

Über Wüsten-Laufkilometer, eine Reise ins Ungewisse, Camping mit Skorpionen und Schlangen sowie Survival Training im Tal des Todes – mein Erlebnisbericht zum Under Armour Running Camp im Death Valley.

Kaum aus Hawaii zurück, hieß es für mich einmal mehr, Koffer packen und wieder über 12 Stunden rein ins Flugzeug. Dieses Mal sollte es nach Las Vegas gehen. Der Grund für meinen erneuten USA-Trip? Under Armour hatte vom 22. bis 23. Oktober zum Running Camp im Death Valley eingeladen. Das konnte ich mir natürlich als leidenschaftliche Läuferin und als Fan von spektakulären Landschaften nicht entgehen lassen. Viele Infos zum Camp hatte ich nicht. Ich wußte weder wie viele Kilometer in den zwei Tagen gelaufen werden sollten, noch wo wir untergebracht werden, noch was sonst auf dem Programm stehen sollte. Gut, dass ich abenteuerlustig bin.

Die Reise ins Ungewisse konnte beginnen
Schon verrückt, was heute alles möglich und fast schon selbstverständlich geworden ist … für zwei Tage kurz um die halbe Welt fliegen … unsere Großeltern hätten davon nur träumen können, denke ich, als mein Flugzeug vom Boden abhebt. Ich quetsche mich in meinen Sitz und hoffe, dass der Flug schnell vorübergeht. Bequem ist anders, aber meckern geht bekanntlich immer.

Etwas übernächtigt komme ich nach kurzem Zwischenstopp in Los Angeles in Las Vegas an. Bereits beim Landeanflug bewundere ich, was mich in den nächsten Tagen erwarten soll: endlose Weite, zahlreiche Hügelketten und viel Sonne. Von oben sieht alles harmlos und wunderschön aus. Ich freue mich auf das bevorstehende Action-Wochenende.

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Kunterbunte Läuferschar
Freundlicherweise werde ich von Under Armour direkt vom Flughafen abgeholt und ins Hotel in der Nähe des berühmt berüchtigten Strip – dem wohl bekanntesten Teil des Las Vegas Boulevard – gebracht. Wie sich herausstellen sollte, war ich die letzte Teilnehmerin einer 35-köpfigen internationalen Läufergruppe, die am Running Camp teilnehmen durfte. Alles Menschen, die zumindest eines gemein haben, die Leidenschaft fürs Laufen. Von der Sprinterin bis hin zum Ultraläufer war alles dabei. Auf meinem Zimmer, das ich mit Kayla einer Hindernisläuferin aus Seattle teile, liegt eine große Tasche mit Laufbekleidung und -schuhen für mich. Sehr schön, an mangelndem Equipment kann mein Lauf-Abenteuer schon einmal nicht scheitern. Mittlerweile ist es später Abend in Las Vegas. Wir genießen noch ein kurzes Dinner in einem Hotelkomplex inklusive Spielhölle und diverser Restaurants auf dem Strip. Danach geht es direkt ab ins Bett, denn die letzte Ansage für diesen Abend der Under Armour-Crew lautete: „ Es wird eine kurze Nacht für euch … wir fahren um 3 Uhr morgens los in Richtung Death Valley!“ Na, bravo … das bedeutet knapp 3 Stunden schlafen … aber so hatte ich das ja gewollt. Das Abenteuer Death Valley konnte beginnen.

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Nicht denken, einfach machen
Habe ich schon erwähnt, dass ich ein ziemlicher Kopfmensch bin. Das bedeutet, dass ich gerne meinen Tagesablauf plane. Nicht zu wissen, was von morgens bis abends auf dem Programm steht bzw. keine Ahnung zu haben, wie viele Kilometer ich laufen soll, stresst mich zugegebener Massen ein wenig, da ich mir meine Energie gerne einteile. Zudem sollte ich in einem achtköpfigen Team mit guten Langdistanz-Triathleten und Ultraläufern unterwegs sein und der Plan lautete, alle Strecken gemeinsam zu bewältigen. Meine größte Sorge war, irgendjemanden auszubremsen und bei den heißen Bedingungen im Death Valley zu früh schlapp zu machen.

Ein Sonnenaufgang, der für alles entschädigt
Nach über zwei Stunden Autofahrt kommen wir zum Sonnenaufgang im Death Valley an. Alles leuchtet orange. Wir wechseln für die letzten Kilometer in offroad-taugliche Jeeps. Die Stimmung ist atemberaubend alle Teilnehmer sind vom Naturspektakel überwältigt – obwohl das „Tal des Todes“ in der Mojave-Wüste auch etwas bedrohliches hat, da jeder weiß, wie trocken und heiß das Klima hier das ganze Jahr ist.

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Ein Downhill-Run, der es in sich hat
Wir sind im Titus Canyon angekommen. Hier startet unser erster Lauf. Wir haben keine Ahnung, wo dieser Enden wird und laufen einfach los. Es geht tendenziell stetig bergab. Der Weg besteht aus einer tiefen Schotterpiste. Nach wenigen Kilometern vertrete ich mir im Halbschlaf derart den Fuß, dass ich es auch heute – Wochen später – noch spüre. Ich muss kurz gehen bis der Schmerz wieder erträglich wird. Dann geht es im Laufschritt weiter. Da muss ich jetzt durch. So lange ich mich bewege, ist alles ok. Der Canyon ist beeindruckend und die Stimmung gut. Under Armour hat für genügend Verpflegungsstellen gesorgt. Die Zeit vergeht wie im Flug. Nach rund 18 Kilometern sehen wir wieder die Jeeps, mit denen wir in den Canyon gefahren sind. Unsere Laufeinheit für heute ist beendet. War doch easy … dumm nur, dass man vom runter rennen immer am nächsten Tag Muskelkater hat.

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Einfach geht es auch
Nach einer kurzen Verschnaufpause springen wir wieder in die Jeeps und machen eine kleine Sightseeing Tour durchs Death Valley. Wir genießen die spektakuläre Aussicht am Zabriskie Point. Und nun? Mitten in der Wüste halten wir an. Als ich aus dem Auto steige, sehe ich, dass Camping –Untensilien für uns abgelegt worden sind. Ok, das ist dann wohl unser Zuhause für heute Nacht. Schön, ich wollte schon lange mal wieder mit Schlangen und Skorpionen schlafen. Duschen wollte ich heute auch nicht mehr und wer braucht schon fließend Wasser oder eine Toilette. Eigentlich wollte ich heute auch noch kurz einen Artikel online stellen, aber ohne Netz wird das schwierig. So ist das eben – Willkommen im Death Valley!
Das Programm für die nächsten Stunden ist erst einmal klar und lautet: Zelte aufbauen und unsere Schlafplätze für die Nacht fertig machen. Die Stimmung ist weiter gut im Team. Wir helfen uns gegenseitig und sind schnell mit allem fertig. Außerdem haben wir auch in einer großen Kiste unser Menü für heute Abend entdeckt. „Astronautenessen“ … leckere Nudel- und Pastagerichte mit und ohne Fleisch in Tüten, die wir nur mit heißem Wasser aufgießen müssen und voila, fertig ist die heiße Mahlzeit.
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Immer Ruhe bewahren
Langeweile sollte auch jetzt nicht aufkommen. Als nächster Programmpunkt stand eine Runde „Survival Training“ auf dem Programm. Dafür kam irgendwann Scott aus dem Wüstendunst angefahren. Ein großer dunkelheutiger Army-Veteran, der uns unter anderem sehr gelassen und tiefenentspannt in die hohe Kunst des Feuermachens ohne Feuerzeug und Steichhölzer sowie der Trinkwassergenerierung in der Wüste einwies. Das oberste Wüsten-Gebot lautete jedoch: „Immer Ruhe bewahren!“
Diese Lehrstunde war wirklich spannend und aufschlussreich und irgendwie fühle ich mich danach in der Wüste gleich einen Ticken besser. Danach kam noch Kathy vorbei und machte eine kleine Stretching-Einheit mit uns. Das war’s . Tag eins war vorbei. Und da man in der Wüste nichts mehr zu tun hat, wenn es dunkel wird, sind wir nach unserem Abendessen alle brav gegen 20 Uhr schlafen gegangen. Was auch schlau war, weil unsere Abenteuerprogramm am nächsten Tag bereits um 5 Uhr mit einer Yoga-Session am Dante’s View starten sollte.

Impressionen vom Under Armour Running Camp im Death Valley:

Fotos: Hilary Matheson – best teammate ever. She ran most oft he time with her big camera in her hands and make these great pics. Thanks, Hillary for sharing them with us!

Stretching am Morgen
vertreibt Kummer und Sorgen
Die Nacht dauerte gefühlt eine Ewigkeit. Trotz Isomatte hatte ich das Gefühl ,auf Beton zu liegen. Ich konnte mich drehen und wenden wie ich wollte, es wurde einfach nicht bequemer im Zelt. Ausgeschlafen war ich am frühen Morgen zwar nicht, aber aufs Aufstehen freute ich mich wie selten. Nach einer kurzen Katzenwäsche und einem Instantkaffee ging es pünktlich um 5 Uhr los in Richtung Berge. Ziel unserer Tour war wie bereits erwähnt der „Dante’s View“ – einer der berühmtesten Aussichtspunkte im Death Valley auf rund 1.660 Meter Höhe. Von hier aus hat man einen schier endlosen Blick über den gesamten Nationalpark und das bei Sonnenaufgang. Ich habe definitiv noch nie an einem so außergewöhnlichen Ort um 6 Uhr morgens Yoga gemacht, auch wenn der Wind dort oben ordentlich blies und die Temperaturen alles andere als kuschelverdächtig waren.

Bad Water–Lauf: Aufgeben geht nicht!
Die erste sportliche Einheit lag nach diesem Stretching-Programm hinter uns, die größere Herausforderung an diesem Tag stand noch bevor. Unsere nächste Laufeinheit sollte im berühmt berüchtigten Bad Water Basin stattfinden, dem tiefsten Punkt Nordamerikas. Die Salztonebene eines vorzeitlichen Sees liegt 85, 5 Meter unter dem Meeresspiegel. Die Luft hier ist extrem trocken, staubig und heiß. Unser Lauf sollte über 26 Kilometer gehen und auf einer Teilstrecke des Badwater Ultramarathons entlangführen. Wir hatten rund 35 Grad und noch Glück, weil es fast die ganze Zeit bewölkt war. Aber mir war an diesem Tag so gar nicht nach Laufen zumute. Ich war schlapp, gejetlagged, meine Beine waren wie Blei und ich hatte das Gefühl, vor lauter Hitze fast zu explodieren. Die ersten fünf Kilometer bis zur Verpflegungsstelle schienen endlos. Meine Kehle war trotz ständigem Trinken – ich hatte einen Trinkrucksack dabei – total trocken. Ich weiß, dass ich mich mit Hitze schwer tue, vor allem, wenn ich sie nicht gewohnt bin und ich wusste auch, dass ich das Ziel nur sehen würde, wenn ich mir eine große Wasserflasche an jede Verpflegungsstelle mitnehmen würde, um mir in regelmäßigen Abständen Wasser über Kopf und Arme schütten zu können. Diese Strategie war perfekt. Zwar war an diesem Tag jeder Kilometer und jeder Hügel eine Qual, aber mein Kreislauf stabilisierte sich wieder. Ich musste mich dennoch die gesamten 26 Kilometer zusammenreißen, um nicht einfach anzuhalten und mich hinzusetzen. Aber das war eh keine Option! Wir waren als Team losgelaufen und wollten als Team finishen.

Einer für alle, alle für einen
Alle hatten irgendwann einmal zu kämpfen, aber die Stimmung war so gut in unsere Gruppe, dass das gemeinsame Fighten um jeden Meter im Team irgendwie leichter viel. Wir reichten uns gegenseitig Wasser und Gels und wenn einer „slow down“ sagte, wurde das sofort vom ganzen Team umgesetzt. Wer noch genügend Energie hatte, stimmte auch mal ein Liedchen an, sodass die anderen etwas zu lachen hatten. Die eigenen Interessen waren auf ein Minimum reduziert. Am Ende war es wirklich Teamarbeit. Alle hatten zu kämpfen und alle waren mega stolz, als wir gemeinsam ins Ziel getrabt sind. Die lang ersehnte Finishline war am „Furnace Creek Inn and Ranch Resort“ – unserem Quartier für die Nacht, wie wir gleich erfahren sollten. Es wartete dort leckeres Essen, ein Massage-Team und vor allem eine heiße Dusche und ein kuscheliges Bett auf uns. Schön, wenn man plötzlich ganz alltägliche Dinge neu zu schätzen lernt.

Mein Fazit: Das Under Armour Running Camp war ein unvergessliches Erlebnis für Kopf und Körper und eine wirklich tolle und einmalige Erfahrung. Ich bin happy und dankbar, so viele Gleichgesinnte von überall her getroffen zu haben. Es war fantastisch zu sehen, wie uns unsere gemeinsame Leidenschaft verbunden- und als Team zusammengeschweißt hat. Einfach großartig!

Keep on moving!

Eure Meike