Zehn Kilometer schwimmen gegen Strömung und mit Quallen

Sabrina Roth aus Karlsruhe ist Triathletin und liebt nicht nur beim Schwimmen lange Strecken. Ende November war die 26-Jährige in Thailand bei den Oceanman World Finals über zehn Kilometer Schwimmen am Start. Für Sabrina, die nächstes Jahr mit einer Profilizenz im Triathlon startet, eine spannende Herausforderung in der Triathlon-Off-Season.

Auf der Suche nach einem Schwimmverein landete Sabrina eher zufällig 2016 bei einem Triathlonclub. Eigentlich war die Idee, nur das Schwimmtraining mit den Triathleten von Nonplusultra Esslingen zu absolvieren, doch ruckzuck waren die ersten Laufschuhe und das erste Rennrad gekauft und auch die Leidenschaft für den Triathlonsport entfacht.

Sabrina Roth in Thailand

„Ein Jahr später bin ich das erste Mal in der baden-württembergischen Triathlonliga gestartet. Da mein Vater schon länger Triathlon macht und ich mit ihm bereits als Begleitung beim Ironman auf Hawaii war, haben mich allerdings auch gleich die langen Strecken fasziniert. Ich habe schnell gemerkt, dass mir diese sehr viel mehr Spaß machen als die kürzeren Distanzen“, erklärt Sabrina, warum sie schnell auf den längeren Stecken landete.

Mit 24 Jahren absolvierte sie beim Ironman in Frankfurt ihre erste Langdistanz und sicherte sich mit einer Zeit von 10 Stunden 24 den Europameistertitel in der jüngsten Altersklasse. Mittlerweile sind noch weitere Top-Platzierungen unter anderem bei der Challenge Roth dazugekommen, so dass sich die mittlerweile fertig studierte Energiemanagerin dazu entschied, 2024 als Profiathletin an den Start zu gehen.



Sabrina, wie sah das Jahr 2023 sportlich bei dir aus?

Begonnen hat das Jahr nicht besonders gut. Ich bin in Obernai bei der Mitteldistanz gestartet. An diesem Tag war es sehr heiß. Die Radstrecke dort ist sehr anspruchsvoll, aber auch sehr schön. Schon beim Radfahren hab ich unterschätzt, wie wichtig bei den anspruchsvollen Bedingungen die Verpflegung und auch die Salzaufnahme ist. Ich bin zwar dennoch als zweite Frau auf die Laufstrecke gewechselt, habe aber recht schnell gemerkt, dass es irgendwie anstrengender war als sonst. Meine Verpflegungsprobleme wurden beim Laufen noch grösser. Achthundert Meter vor Ziel bin ich komplett dehydriert kollabiert. Das war mein erstes DNF. Durch dieses Missgeschick hatte ich plötzlich richtig Angst vor meinem nächsten Rennen, der Challenge Roth, die drei Wochen später stattfand. 

Foto: Katharina Bulthaupt


Ich nahm mir für Roth vor, genau auf meine Verpflegung zu achten und genügend Salz zu nehmen. Ein Tag vor dem Rennen hatte ich allerdings ganz andere Sorgen. Bei meinem Triathlonrad stimmte etwas nicht und ich war noch sehr langer bei einem Radladen vor Ort, um den Defekt zu beheben. Man konnte mir nicht so richtig helfen, außer meine Kette auf das große Kettenblatt zu stellen. Zum Glück ging am Renntag auf der Radstrecke trotzdem alles gut und der abschließende Marathon lief super. Ich konnte meine Zeit aus dem Vorjahr nochmals um 30 Minuten verbessern und lief in einer Zeit von 9:20:33 Stunden als gesamt Dreizehnte über die Ziellinie.

Mein letztes Rennen für die Saison 2023 war der Ironman Wales, bei dem ich natürlich im Vorfeld meine Triathlonmaschine mehrmals gecheckt habe. Der Wettkampf ist bekannt für seine harten Bedigungen und ich freute mich, auf diese neue Herausforderung. Das Rennen beendete ich als Gesamtsiegerin aller Altersklassenathletinnen und als Vierte bei den Profifrauen. Was mich dazu brachte, über ein Profilizenz für 2024 nachzudenken. 

Wie kam es zu deinem Start bei den Open Water World Finals in Thailand?

Über ein Sponsoring von Arena bin ich auf die Oceanman Veranstaltungen aufmerksam geworden. Im Sommer bleibt wegen der Triathlonwettkämpfe meistens keine Zeit für Sommerurlaub. Dadurch haben wir – meine Familie, mein Freund und ich – uns im November 2022 für einen späten Urlaub entschieden und haben das mit einem Start beim Oceanman in Ayia Napa auf Zypern verbunden. Dort bin ich das 10-km-Rennen geschwommen und habe es gewonnen. Damit hatte ich mir die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Phuket über die 10-km-Strecke gesichert. Mein Vater, meine Mutter und meine Schwester sind auf den kürzeren Distanzen in Zypern gestartet und haben sich ebenso für Thailand qualifiziert, so konnten wir alle zusammen zu den Finals reisen.  

Zehn Kilometer Schwimmen, das klingt heftig. Wie hast du dich vorbereitet? 
So richtig vorbereitet habe ich mich nicht. Ich schwimme schon seit Jahren immer relativ viel. Zwei Monate vor dem Oceanman gab es bei uns in der Gegend ein 12-Stunden-Schwimmen. Bei diesem Event bin ich zehn Kilometer geschwommen. Außerdem habe ich einen Monat vor der Abreise noch die Kulteinheit 100 x 100m absolviert und Freiwasserschwimmen trainiere ich im Sommer öfters in den Baggerseen meiner badischen Heimat.

Die letzten zwei Wochen vor dem Rennen waren wir schon in Thailand unterwegs und hatten ein straffes Sightseeing-Programm. Dadurch hatte ich keine Zeit und auch keinen Pool, um noch ein paar Schwimmkilometer zu sammeln. 

Wie lief es beim Event? Was waren die Herausforderungen?
Die 10-Kilometer-Strecke schwimmen nicht besonders viele. Zudem hatten die Frauen einen eigenen Start. Die ersten Kilometer waren ab dem Zeitpunkt, wo man vom sehr schnellen Anfangstempo in das Wohlfühl- und Langstreckentempo wechselt, relativ entspannt. Während des Rennens war ich ganz alleine und konnte einfach mein Ding schwimmen. Alle 500 Meter gab es große Bojen und dazwischen kleinere, dadurch war die Orientierung kein Problem. Die Wellen, Strömungen und Quallen hingegen schon. Wenn man alleine ist und keinen mehr sieht, wird es einem schon etwas mulmig, wenn unter einem plötzlich Tiere auftauen und man sich nicht sicher ist, ob es beispielsweise eine Feuerqualle war. In solchen Momenten denke ich mir immer: egal, einfach weiter schwimmen und nicht drüber nachdenken. Das hilft allerdings auch nur manchmal.

Die 10-km-Strecke ging um eine kleine Insel herum. Auf der ersten Hälfte hatte ich gut Kraft und kam schnell voran. Ich hatte vor dem Start noch viel gegessen und getrunken, sodass ich mir erstmal keine Gedanken über meine Ernährung machen musste. Ich hatte allerdings zur Sicherheit ein Gel in meinen Schwimmanzug gesteckt. Zudem gab es drei Verpflegungsstellen. Dort gab es laut den Aussagen einiger Mitstarterinnen jedoch nur Wasser und Wassermelone. Auf der zweiten Hälfte der Strecke war es, als ob jemand eine Gegenstromanlage angestellt hatte, ich kam nicht mehr von der Stelle. So wurden die letzten fünf Kilometer zur Qual. Es war vor allem ein Kampf gegen den Kopf, der einem die ganze Zeit sagte, die Bojen kommen nicht näher. Das war wirklich zäh. Ein Blick auf die 500-m-Zwischenzeiten bestätigten zudem diesen Eindruck. Nach acht Kilometern waren meine Arme platt, sodass an ein Schlusspurrt nicht mehr zu denken war. Nach 2 Stunden und 44 Minuten war es geschafft.

Sabrina mit ihrer Familie

Bei allem Kampf und aller Anstrengung, ist man im Ziel doch wieder Stolz auf sich, dass man etwas leisten konnte, was andere für komplett unvorstellbar halten. 

Wie geht es bei dir jetzt weiter?
Das erste Mal seit ich Triathlon mache, werde ich mit einem Trainer arbeiten. Ich bin gespannt, was ein strukturiertes Training bringt und wie ich mich nächstes Jahr auf der Langdistanz verbessern werde. Ansonsten lasse ich einfach alles auf mich zukommen.

Sabrina mit ihrer Schwester

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