Kurzinterview Sophia Saller

Sophia Saller benötigt die Mathematik als Ausgleich und gibt zu, ihre besten Rennen bestritten zu haben, wenn sie bis kurz vor dem Start noch im Studium gefordert wurde.

Ein weiterer Grund, mehr über die U23-Weltmeisterin von 2014 zu erfahren.

Sophia, wo liegen Deine persönlichen Stärken?
Meine große Stärke ist, dass ich im Training und besonders in Rennen sehr fokussiert und analytisch bin. Ich höre genau auf mich und beobachte den Rennverlauf. Das hilft mir oft im entscheidenden Moment, die richtige Entscheidung zu treffen. Und unter Druck in einem wichtigen Rennen kann ich das meist noch besser. In der Vorbereitung vertraue ich auf mein gutes Zeitmanagement und bereite alles perfektionistisch vor. Da muss alles genau stimmen. Und vor allem behalte ich immer meine positive und optimistische Grundstimmung. Ich habe schon so manche Triathletin damit fertiggemacht, wie strahlend ich früh morgens vor einem harten Trainingstag zum Frühstück erscheinen kann.

Wo liegen Deine persönlichen Schwächen?
Meine Stärken sind zugleich auch meine Schwächen. Wenn ich Dinge durchgeplant habe und es läuft nicht wie geplant, kann ich sehr ungeduldig werden. Und mit dem Perfektionismus kann ich es auch manchmal übertreiben. Auch fokussiere ich mich gerne auf eine Sache so sehr, dass andere und durchaus auch wichtige Dinge einfach links liegen bleiben. Das kann für die Menschen um mich herum ziemlich anstrengend werden.

Was macht Dich wütend?
Wenn es im Hotel keinen „English Breakfast Tea“ gibt. Nein, im Ernst, mich richtig wütend zu machen, ist gar nicht so leicht. Was mich aber ärgert, sind Menschen, die nur sich selbst sehen und keine Rücksicht auf andere nehmen. Leider gibt es das auch im Sport, beim Training im Schwimmbad, beim Laufen, und auch beim Radfahren begegnet man manchmal solchen Leuten.

Was bringt Deine Augen zum Leuchten?
Wenn ich die Lösung für ein mathematisches Problem gefunden habe, besonders wenn ich davor einige Zeit damit verbracht habe und nicht weitergekommen bin. Alles macht dann plötzlich Sinn, und das ist ein richtig gutes Gefühl. Meist reicht aber schon ein Lauf in der Sonne und in schöner Landschaft, um meine Augen zum Leuchten zu bringen.

Was motiviert Dich?
Wenn mir jemand sagt „das geht so nicht“ oder „du schaffst das nicht“. Dann bin ich maximal motiviert, das Gegenteil zu beweisen. Mein täglicher Motivator ist aber einfach nur der Wille, mich zu verbessern, um etwas besser zu sein als am Tag zuvor.

Worauf musst Du derzeit am meisten verzichten?
Zeit mit Familie und Freunden. Besonders ein gemeinsamer Urlaub klappt selten, da der Beginn meiner Saisonpause oft mit dem Unibeginn zusammenfällt und man sonst zum Triathlontraining etwas mehr als nur ein Paar Turnschuhe oder einen Badeanzug braucht.

Wie (und in welchem Umfeld) entspannst Du Dich am besten?
Meist entspanne ich mich vom Sport in der Mathematik und von der Mathematik im Sport. Und wenn ich dann mal eine Pause von beidem brauche, verbringe ich die mit Reden oder Fernsehen, entweder in Oxford mit Freunden oder zu Hause mit meinen Eltern und Geschwistern.

Wo siehst Du Dich in 10 Jahren?
Im Moment genieße ich es, die Antwort darauf nicht zu wissen. Ich bin offen für die Gelegenheiten, die sich mir bieten, und lasse mich einfach überraschen, wo mich das Leben hinträgt. Wo auch immer ich sein werde und was auch immer ich tun werde ‒ ich werde hoffentlich immer noch so viel Freude am Triathlonsport haben.

12 Stichworte – 12 spontane Reaktionen

Leidenschaft … Beflügelt.
Begabung … Wichtig, reicht alleine aber nicht aus.
Entscheidungen … Muss man treffen, auch wenns manchmal schwer ist. Man kann nicht alles machen. Einmal getroffen, sollte man sich erstmal an Entscheidungen halten.
Respekt …
Verdient jeder.
Rivalität … Gibt einem den letzten Kick im Rennen.
Fairness … Fehlt die Fairness, fehlt der Respekt!
Intelligenz … Hilft, auch im Triathlon.
Image … Gehe deinen Weg und denke später darüber nach, was andere darüber denken.
Angst … Hindert meist nur. Es ist besser, Dingen den nötigen Respekt entgegenzubringen, dann unterschätzt man sie auch nicht und bleibt trotzdem motiviert.
Soziale Verantwortung … Sollte jeder übernehmen, und wir Sportler sind hier Vorbild.
Olympia … Bei Olympia darf ich hoffentlich mal dabei sein.
Früher war alles besser … Das sehe ich nicht so. Alles zu seiner Zeit.

Foto: Orca.com