Bimbach: DER Radmarathon

tritime women Botschafterin Jenni Eisenhuber beim Radmarathon in Bimbach
 Unter Radsportlern sagt man gerne: “Pfingsten fährt man in Bimbach”. Der Radmarathon ist quasi ihr Rockfestival. Jennifer Eisenhuber war für uns dabei.

Jedes Jahr trifft man in Bimbach Leute aus ganz Deutschland und sogar aus Dänemark und Holland, die alle derselben Leidenschaft frönen, dem Radsport. Das musste ich mir natürlich  genauer anschauen …

Radmarathon mit langer Tradition

Der Rhön-Radmarathon wird seit 1979 von dem Radsportverein RSC`77 Bimbach ausgerichtet. Gestartet wurde damals mit circa 450 Teilnehmern. Mittlerweile hat sich dies EXTREM geändert. Es gehen über 5.000 Radfahrer auf verschiedenen Strecken an den Start. Das Angebot reicht von der Familientour über eine MTB-Strecke bis hin zu der Tour Extrem.

Ich merke gleich, dass hier alles mit Liebe zum Radsport und der Hingabe zum heimischen Verein gestaltet wird. Über 200 Helfer, alles Vereinsmitglieder und Familienangehörige, werden zusammen getrommelt, um sich um die Essensausgabe im riesen Bierzelt, die Startnummernausgabe und die Streckenverpflegung zu kümmern.

Um die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten, fahren mehrere Begleitfahrzeuge die gesamte Strecke ab, um Teilnehmer im Notfall mitzunehmen oder aber auch, um bei Defekten zu helfen. An jeder Verpflegungsstelle warten ebenfalls Mechaniker, um bei Pannen zu helfen.  Auf dem Vereinsgelände darf an diesem  Wochenende kostenlos gezeltet werden. Duschen und Toiletten stehen ebenfalls zur Verfügung.

Ich bin begeistert, wie professionell alles organisiert ist. Da kann sich manch Großveranstalter eine Scheibe abschneiden.

Das volle Programm

Ich ging frei nach dem Motto an den Start: „Wenn ich schon da bin, kann ich auch über die volle Distanz starten …”. Die volle Distanz beziehungsweise die Auszeichnung “Bimbach 400” bedeutet, dass Teilnehmer die am Samstag die RTF mit 156 Kilometern und 2.100 Höhenmetern und am Sonntag die Tour EXTREM mit 258 Kilometern und 4.700 Höhenmetern fahren, mit der Bimbach 400-Medaille ausgezeichnet werden.

Am Samstag startete ich recht zuversichtlich mit ein paar Freunden auf die 156-km-Strecke durch die schöne Rhön. Die Sonne strahlte. Alles war perfekt für einen schönen Radeltag. Wir freuten uns die ganze Zeit wie kleine Kinder und strampelten die Hügel hoch, als wäre nicht jetzt schon klar, dass für den morgigen Tag 258 Kilometer und 4.700 Höhenmeter auf dem Programm stünden. Ach egal, heute ist heute…

Über das Wetter für das Bimbacher Radfahrwochenende hatte ich mir nach den vergangenen Sonnentagen auch nicht so recht Gedanken gemacht. An der zweiten Verpflegung hörte ich dann das böse Wort „Unwetter“. Es sollte wohl am nächsten Morgen in Strömen regnen. Ich ließ mir den Regenradar auf einem Handy anzeigen. Tatsache, meine Wetterapp zeigte eine dunkle Wolkenfront. Verdammt, morgen wollten wir doch spätestens gegen 6:30 Uhr auf der Strecke sein, um rechtzeitig wieder im Ziel zu sein.

Ach egal, lieber keine großen Gedanken machen. Morgen ist ein neuer Tag. Ich genieße lieber  das hier und jetzt und vor allem den leckeren Rhabarberkuchen an einer Verpflegungsstelle.

Radfahren im Regen

Am Pfingstsonntag klingelte um 5:45 Uhr mein Wecker. Oh, Oh …draußen regnete es tatsächlich in Strömen. In der Hoffnung, dem Regen etwas zu entkommen, verschoben meine Freunde und ich die Abfahrt auf 6:30 Uhr. Ich schaute auf mein Handy. Mist, es hat auch niemand abgesagt. Gut, dann muss ich wohl raus. Ich zog mir alles an, was mich irgendwie vor Kälte und Nässe schützen könnte. Am Startpunkt traf ich meine Freunde. Die Gesichter sahen nicht so glücklich aus, aber immer noch sprach keiner davon, nicht an den Start zu gehen. Ich versuchte einmal mehr, mir die Welt schön zu reden und alle anderen davon zu überzeugen, dass es später bestimmt aufhören würde, zu regnen und die Sonne rauskäme. Innerlich wusste ich selber nicht so recht, ob ich daran glauben sollte.

Ab geht es auf die Strecke

Zunächst versuchten wir noch, uns zu unterhalten, um die Stimmung zu lockern. Der Regen wurde jedoch nach den ersten 20 Kilometern so stark, dass man sich konzentrieren musste, um nicht völlig blind durch die Rhön zu radeln. Das Wasser kam von oben und mit Dreck vermischt vom Vorderrad sowie von unten. ,,Klasse Jenni, was hast du dir dabei nur wieder gedacht. Warum kannst du nicht wie andere Menschen mit einem Kaffee in der Hand auf der Couch sitzen oder dich im Bett einfach noch mal umdrehen “, sprach ich mit mir selbst und versuchte mir einzubilden, dass die Hügel dort hinten mit ihren Nebelschwaden doch recht nett aussehen.

Auf der Wasserkuppe, dem höchsten Berg Hessens versuchte ich mir wieder einzureden, dass die Sicht hier normalerweise eh nicht so schön ist. Ich kann bestimmt froh sein, dass ich durch diese dicken Nebelschwaden bergab sausen darf. Einmal mehr war ich froh, dass ich mich bei Abfahrten immer recht sicher fühle, denn durch die vielen Pfützen zu fahren, war  kein Kinderspiel.

Einige Teilnehmer hatten sich bei der Nässe die Bremsbeläge dermaßen heruntergebremst, was ihnen im weiteren Verlauf des Radmarathons zum Verhängnis werden sollte. Wie uns die fleißigen Helfer der Kontrollstrecke erzählten, wurden zahlreiche Plattfüße durch kaputtgebremste Reifenflanken gezählt. Von technischen Problemen sollten wir bis dahin noch verschont bleiben.

Kuschelwetter auf dem Fahrrad geht anders

Nach zwei Stunden gesellte sich noch ein fieser Wind zum Regen hinzu. Super, auch das noch! Meine Freundin Tina meinte nur, „vielleicht bläst der Wind die Regenwolken weg!?”
Da war er wieder, dieser Optimismus und das bei solchen Bedingungen.

Wir waren an diesem Sonntag wirklich wahre Meister darin, uns die Welt schön zu reden. Schnell sammelten sich mehrere Teilnehmergruppen, um gemeinsam dem Wind zu trotzen. Mitten auf der Strecke bekam mein Kumpel Torsten Probleme mit der Schaltung. Egal, bis zur nächsten Verpflegung würde das seiner Meinung nach schon gehen, nur mit einem Gang zu fahren. An der Verpflegung versuchten die Mechaniker alles, um ihm zu helfen. Schnell stand fest, es würde länger dauern.

Wir anderen froren aber schon alle so sehr, dass wir einfach nicht länger warten konnten. An den Verpflegungspunkten hieß es wirklich nur, warme Brühe trinken, schnell essen, sich kurz von den Helfern mit netten Worten aufmuntern lassen und wieder ab auf die Strecke. Auskühlen war bei solchen Bedingungen einfach tödlich. Torsten wollte sich eine andere Gruppe suchen und später wieder zu uns stoßen.

Ende gut, alles gut

Die Hoffnung bei solchen Veranstaltungen besteht zum Glück immer darin, dass man sich an der nächsten Verpflegung wieder trifft. Dem war auch so … Torsten kam tatsächlich mit einem Ersatzrad angeradelt. Seine Schaltung war nicht ohne Weiteres zu reparieren, also bekam er kurzerhand ein Leihrad. Danke nochmal für diesen klasse Service!

Nach circa 150 Kilometer in der Nässe, hörte es endlich auf zu regnen. War das wirklich die Sonne!? Wir konnten es kaum glauben und suchten den Himmel nach der nächsten großen Regenwolke ab.  Das Glück war jedoch auf der Seite aller Teilnehmer, es hatte aufgehört zu regnen.Am Ende des Tages kamen wir doch noch mit sonnengebräunten Gesichtern ins Ziel. Was war ich froh, dass heute früh niemand abgesagt und ich somit keine Chance gehabt hatte, zu kneifen.

Mein Fazit: Ich habe die Bimbach Extrem Tour erfolgreich gemeistert und wieder einmal gemerkt, was es heißt, tolle Sportskameraden zu haben!
“Pfingsten fährt man in Bimbach” – Oh jaaaaa … Pfingsten fährt die Jenni nun nur noch in Bimbach.

Text: Jennifer Eisenhuber
Fotos: privat

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