Wir stellen euch hier in den nächsten Tagen ein paar großartige Altersklassen-Triathletinnen vor, dies es geschafft haben, sich für den Ironman Hawaii zu qualifizieren.
Triathletin Heike Brendemühl aus Frankfurt
Wir beginnen mit Heike Brendemühl. Heike ist 29 Jahre alt und kommt aus Frankfurt am Main. Sie hat sich beim Ironman Frankfurt als Vize-Europameisterin für Kona qualifiziert.
Heike arbeitet Vollzeit als Presales Consultant und trainiert je nach Jahreszeit zwischen 12 und 20 Stunden. Die Organisation von Training und Vollzeitjob erfordert ihr ein hohes Maß an Planung und Disziplin ab. Heike plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen.
Gute Planung ist alles
Da ich in meinem Job häufig auf Dienstreisen bin und dadurch meine Trainingszeiten und -möglichkeiten etwas eingeschränkt sind, muss jede Woche so genau wie möglich geplant werden. Sobald eine Dienstreise bevorsteht, wird diese im Trainingskalender eingetragen, sodass mein Trainer dies in der Trainingsplanung berücksichtigen kann. Meist nutze ich Reisetage für Laufeinheiten, denn Laufen kann man bekanntlich überall und Laufschuhe lassen sich zudem leicht packen. Sobald der Plan für die kommende Trainingswoche steht, mache ich mir Gedanken, wann und wie ich welche Einheit absolviere. Wenn möglich nutze ich für gemeinsames Training die Angebote meines Vereins, Spiridon Frankfurt, oder verabrede mich zum Laufen oder Radfahren mit Trainingspartnern. Dies ist mir sehr wichtig, da zwischen all dem Training und der Arbeit mir meine Freunde, die meistens viel zu kurz kommen, auch noch sehr wichtig sind.
Ich genieße volle Unterstützung
Meine Familie und meine Freunde leiden am meisten in der Wettkampfsaison darunter, dass wenig Zeit übrig bleibt. Ich erhalte aber immer volle Unterstützung und Verständnis von meiner Familie und meinen Freunden. Insbesondere mein Freund unterstützt mich sehr, damit ich alles unter einen Hut bekomme. Dazu zählt nicht nur, dass er sich immer um mein Rad und alles was damit zusammenhängt kümmert, sondern dass er mir auch immer Kraft gibt, wenn ich an mir Zweifel oder er bremst mich, wenn ich mal über das Ziel hinausschieße.
Das Rennen ist erst im Ziel vorbei
Mentaltraining halte ich für eine sehr wichtige Komponente beim Triathlon. Ich versuche mir im vorhinein mögliche Situationen im Wettkampf auszumalen und Motive zu finden, die mich in dieser Situation antreiben und aufbauen können. Gerade eine Langdistanz ist so lang, dass man sich an einzelnen Splitzeiten nicht aufreiben sollte. Das Rennen ist erst im Ziel vorbei. Läuft eine Disziplin mal nicht wie erhofft, muss man versuchen, das bestmögliche aus der Situation zu machen. Dabei versuche ich äußere Bedingungen wie Wind, Hitze, Regen so gut es geht auszublenden, da diese für alle Starter gleich sind.
Der Traum vom Ironman Hawaii
Für das Abenteuer Hawaii komme ich auf rund 6.000 bis 7.000 Euro für zwei Wochen. Dabei bin ich froh, dass ich nicht so knapp kalkuliert habe, da mein Rad auf dem langen Flug leider einen Transportschaden abbekommen hat, was wieder Extrakosten verursacht. Aber mir ist es das alles wert. Es ist für mich ein einzigartiges Erlebnis mit den besten Triathleten der Welt an der Startlinie stehen zu dürfen. Obwohl ich jetzt schon in Kona bin, wirkt es immer noch etwas unwirklich und vermutlich realisiere ich alles erst im Nachhinein so richtig.
Das Rennen selbst ist für mich die Kür meiner Saison. Ich habe schon jetzt viel mehr erreicht, als ich am Anfang der Saison erwartet habe. Ich wünsche mir für mein Rennen, dass ich mich von kleineren Unwägbarkeiten nicht aus der Ruhe bringen lasse. Mein Ziel ist es, das bestmögliche an diesem Tag aus mir herauszuholen und mit großem Stolz über die zurückliegende Saison, die Ziellinie zu überqueren. Die äußeren Bedingungen – die wechselnden Winde und die extreme Hitze – werden letztendlich die Zielzeit bestimmen.
Schildkröten und Delfine
Wir wohnen hier am White Sands Beach und genießen es den Tag morgens um 6 Uhr mit einem Sprung in die Wellen zu starten. Auch der schöne Kukio Beach abseits des Triathlonzirkus ist ein wunderschöner Ort. Mit etwas Glück sieht man hier auch Schildkröten. Die Captain Cook Bucht steht die Tage auch noch auf unserem Plan. Ich hoffe sehr, dass wir dort im Wasser Delfine treffen.
Da es nicht nur mein letzter großer Wettkampf für diese Saison, sondern auch meine restlichen Urlaubstage für 2019 sind, versuche ich, soweit es geht, Urlaub und Wettkampfvorbereitung zu verbinden.
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Triathletin Silke Piri aus Karslruhe
Silke Piri aus Karlsruhe ist schon fast ein Stammgast in Kona. Sie ist zusammen mit ihrem Mann Christian bereit das dritte Mal auf Hawaii. 2016 heirateten sie sogar auf der Pazifikinsel. Die 35-Jährige arbeitet Vollzeit als Assistentin der Geschäftsführung in der IT Branche. Ihren Slot hat sie sich dieses Jahr beim Ironman Frankfurt gesichert.
Für Hawaii gibt sie viel Geld aus – wie viel verrät sie nicht – aber das ist okay für sie. Big Island ist für sie eine andere Welt und eine Art Paradies, das sich lohnt, immer wieder zu besuchen. Zu den To-Dos gehören unter anderem dieses Jahr Schnorcheln mit Mantas und ganz viel Poke Bowl essen.
Das Training an mein Leben anpassen
Silke trainiert zwischen 15 und 20 Stunden. Das Training zu organisieren, ist nicht immer einfach, das weiß auch die Karlsruherin: „Ich bin ganz ehrlich, es ist nicht immer leicht und ich stosse manchmal schon an meine Grenzen. Ich versuche trotzdem, das Training nie auf Teufel komm raus durchzuziehen, sondern das Training an mein Leben anzupassen. Mein Mann unterstützt mich zudem sehr und steckt selber viel zurück, sodass ich entlastet bin. Außerdem trainieren wir eigentlich immer zusammen.
Ich mache oft Sport vor der Arbeit und mein Arbeitgeber, die Objektkultur GmbH, fördert den Sport ebenso wie meine Arbeitskolleginnen, die mich prima unterstützen und auch die Stellung halten, wenn ich in der Mittagspause trainiere oder etwas später komme. Mein Umfeld ist auf jeden Fall Gold wert für mich.
Was leidet am meisten in der Wettkampfsaison?
Eigentlich gar nicht viel. Wir bekommen alles gut hin. Manchmal sieht die Wohnung etwas chaotisch aus, aber ich glaube, bei „normalen“ Menschen sieht’s sogar teilweise noch schlimmer aus.
Machst du Mentaltraining, wenn ja wie?
Ich hatte schon mal einen Mental Trainer und konnte auch einige positive Leitsprüche mitnehmen. Ich sehe es mittlerweile allerdings so: ich verdiene mein Geld nicht mit Triathlon. Ich mache diesen Sport, weil ich ihn liebe und Spaß daran habe. Jedes Training, jedes Rennen macht einen mental stärker und ich konnte schon viele Erlebnisse mitnehmen, die mich stärker im Kopf gemacht haben.
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Triathletin Sabine Lischka aus Bochum
Sabine Lischka geb. Dettmar kommt aus Bochum, ist 29 Jahre alt und Arbeit Vollzeit als Lehrerin in Sport und Geschichte.
Beim Ironman Frankfurt musste sie das Rennen wegen eines Magen-Darm-Infekts nach dem Radfahren beendet. Plan B musste her. Am 18. August startet sie beim Ironman Kopenhagen. Es war ihr Tag. Ihre persönlichen Bestzeiten purzelten in allen Disziplinen. Mit 9:34 Stunden überquerte sie als zweite Agegrouperin und 9. Frau gesamt die Ziellinie.
Sie und ihr Mann haben für den Kona-Trip zusammen knapp 9.000 Euro eingeplant.
“Zum Glück habe ich einige Sponsoren, die mich unterstützen, da die ganze Triathlon Saison sehr kostspielig war.”
Zum zweiten Mal auf Big Island
2017 konnte Sabine ihre ersten Erfahrungen auf Hawaii sammeln. Im Ziel nahm sie sich vor: “Ich komme noch mal wieder und dann mach ich das Rennen richtig als Wettkampf.”
Die Organisation macht einen guten Langstreckler aus
Sabine trainiert zwischen 10 und 30 Stunden die Woche, je nach Saison und je nachdem, was ihr Trainer Florian Hanakam ihr auf den Trainingsplan schreibt. Die Orga ist das, was einen Langstreckentriathleten ausmacht. “Sonntagabends bekomme ich immer meinen Trainingsplan und dann wird mit meinem Mann die Woche strukturiert. Manchmal sieht ein voller Tag so aus, das ich um 4 Uhr morgens einen langen Lauf mache und um 7 Uhr in der Schule bin. Ab 16 Uhr sitze ich dann wieder auf meinem Rad”, erzählt Sabine.
Sie ergänzt: “Mein Mann und ich finden trotz unseres Trainings immer Zeit für Familie und Freunde. Auch spontan sind Treffen möglich. Das ist uns sehr wichtig und zur Not trainieren wir eben auch mal früh morgens.
Mein Mann und ich können zum Glück viel zusammen trainieren, sodass wir uns gegenseitig unterstützten. Und wenn unsere Familie mal größer werden sollte, dann schaffen wir das sicherlich auch.”
Klar, manchmal leidet die freie Zeit schon, Zeit auf der Couch ist selten, aber das wird in der Saisonpause nachgeholt.
Nicht immer alles easy going
Mentale Stärke ist wichtig, weiß die 29-Jährige: “Ich hatte 2017 starke mentale Probleme und habe mir dann mithilfe eines Buches Strategien zurecht gelegt, die ich nun anwende. Und auch dieses Jahr habe ich weitere Möglichkeiten gefunden, mental stark zu bleiben. Das Buch „Brutal mental“ von Daniela Dihsmaier kann ich auch auf jeden Fall empfehlen.”
Was hast du dir für das Rennen vorgenommen?
Meine Ziele ist es, knapp 10 Stunden bzw. 10 Stunden 15 Minuten zu schaffen – wenn das Wetter und die Bedingungen es zulassen. Eine Top 10-Platzierung in meiner Altersklasse wäre schön. Die Top 5 wäre ein Traum. Allerdings war ich jetzt eine Woche krank und bin etwas um meine Form besorgt.
Ansonsten will ich einfach die Insel noch entdecken. Einfach alles genießen. Big Island ist so vielseitig und bietet so viele Gegensätze. Ich möchte einige Strände besuchen wie den Black Sand Beach und den Vulkan Mauna Loa … und natürlich viel im Paradies schwimmen gehen.
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Triathletin Silvia Weishäupl aus Regenstauf
Silvia Weishäupl kommt aus Regenstauf in Bayern. Bald feiert sie ihren 41. Geburtstag. Sie arbeitet Vollzeit als Bildungsbegleiterin in einer Berufsvorbereitenden Bildungsinstitut.
Silvia ist bereits das dritte Mal zu Gast auf Big Island. Warum? „Der Ironman Hawaii ist die Wiege des Triathlonsports. Hier muss man einfach mal dabei gewesen sein und den Spirit live erleben … und wenn man mal hier war, ist man angefixt und will unbedingt wieder dabei sein“, gibt die 40-Jährige zu. Sie ergänzt:
„Das Rennen als Teilnehmer zu erleben ist einzigartig … um Urlaub zu machen, gibt es für mich allerdings noch schönere Ort auf dieser Welt.”
Triathletin Silvia Weishäupl
Slot in Barcelona 2018 geholt
Silvia hat sich quasi zweimal für Hawaii qualifiziert – letztes Jahr beim Ironman Barcelona und dieses Jahr in Frankfurt … natürlich hat sie den Slot von Frankfurt nicht mehr gebraucht. Den Ironman Hawaii wird sie eher vorsichtig angehen, weil sie weiß, wie schnell sich die Bedingungen auf der Pazifikinsel ändern können. Hoffen tut sie dennoch auf ein Day Light Finish.
Für ihre Reisekasse hat sie Folgendes kalkuliert: Rund 1.000 Euro für den Slot, 4.000 Euro für die Reise. Hinzu kommen noch gut 1.500 Euro für Verpflegung und Merchandise.
Triathlon ist meine Leidenschaft
Zwischen 12 und 20 Stunden Training steht bei der Regenstauferin im Schnitt pro Woche auf dem Plan. Im Trainingslager kann das auch mal etwas mehr sein. „Ich trainiere mit dem tri.P.coaching Team. Hier habe ich einen speziell auf mich zugeschnittenen Plan, den ich auch fast immer einhalten kann. Außerdem kann ich, zusammen mit meinem Team, Einheiten absolvieren, die ich alleine in dieser Quantität und vor allem in Qualität wahrscheinlich nicht schaffen würde“, erklärt Silvia.
Auf die Frage, ob sie zu wenig Zeit für andere Dinge im Leben hat. Antwortet Silvia mit einer eindeutigen Antwort, „Nein – Triathlon ist meine Leidenschaft. Ich sehe meine Trainingsstunden nicht als ‚verlorene‘ Freizeit an, sondern als schönen Bestandteil meines Lebens.“
Für Dinge, die einem wichtig sind,
findet man immer Zeit
Triathlon ist mein Hobby, und für Dinge, die man gerne macht, findet man immer Zeit. Was aber natürlich vieles erleichtert ist, dass mein Partner und einige Freunde ebenfalls Triathleten sind, so kann ich bereits während der Trainingseinheit, bei Wettkämpfen und im Trainingslagern sehr viel schöne Zeit mit mir wichtigen Menschen verbringen.
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Triathletin Ellen Rohring aus Paderborn
Ellen Rohring aus Paderborn ist 43 Jahre alt. Sie ist selbstständige Rechtsanwältin mit eigener Kanzlei. Ihren Slot hat die zweifache Mutter sich beim Ironman Hamburg geholt. Ellen ist mit ihrer ganzen Familie drei Wochen auf Hawaii. 25.000 bis 30.000 Euro kommen so für das Projekt Hawaii sicherlich zusammen.
„Die Atmosphäre ist einmalig und ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich wirklich hier an einem der schönsten Orte der Erde an der Ironman Weltmeisterschaft teilnehmen darf. Wie oft habe ich gebannt vor dem Fernseher gesessen und mitgefiebert und die Athleten bewundert. Ich habe für die Qualifikation für das Rennen auf Hawaii alles gegeben, viel Rückschläge erfahren und bin oft an meine Grenzen gegangen. Die Vorstellung, hier über die Ziellinie zu laufen, ist einfach nur magisch.“
Im Schnitt kommt die Veganerin auf circa zehn Stunden Training die Woche. Ab Mai sind es circa 12 bis 18 Stunden – im Trainingslager auch mal etwas mehr. Die 43-Jährige trainiert in der Regel ganz früh morgens oder am späten Vormittag. Es ist keine Seltenheit, dass sie um 4:00 Uhr oder 5:00 Uhr morgens aufsteht. Entweder wird dann gearbeitet oder trainiert. Wenn harte Einheiten auf dem Programm steht, versucht sie es so zu organisieren, dass sie diese nicht ganz früh morgens machen muss. Dann arbeitet sie früh morgens und absolviert am späten Vormittag oder in der Mittagszeit die harten Einheiten.
Abends geht bei mir nicht mehr viel
„Wenn ich es beruflich nicht organisieren kann, trainiere ich gegebenenfalls auch zu einer anderen Zeit, aber in der Regel ist morgens meine Haupttrainingszeit. Da ich so früh aufstehe, bin ich abends immer sehr müde und gehe schon sehr früh ins Bett.
Das frühe Aufstehen hat leider zur Folge, dass die Rechtsanwältin selten ihre Freundinnen sieht. „Ich bin oft zu müde für Verabredungen, weil ich am nächsten Morgen wieder früh aufstehen möchte“, gibt Ellen zu.
Mein Mann ermöglicht mir das Training
„Dadurch, dass ich so früh morgens trainiere, bekommt meine Familie von dem Training nicht ganz so viel mit. Allerdings ist das auch nur möglich, weil mein Mann morgens die Kinder übernimmt und sich kümmert, dass sie zur Schule kommen. Ohne meinen Mann wäre das alles so nicht möglich. Am Wochenende merkt die Familie das natürlich auch, aber auch dann starte ich sehr früh morgens – spätestens die zweite Hälfte des Tages gehört der Familie. Da ich niemanden kenne, der so früh trainiert, bin ich meistens alleine unterwegs“, erzählt die blonde Triathletin.
Zudem trainiert Ellen viel auf der Rolle und arbeitet dabei – sie liest Akten oder recherchiere zu neuen Fällen. Ellen lacht: „Für meine Sekretärin ist das mittlerweile ganz normal.“
Schwimmen ist die Angstdi
Und zum Einschlafen hört sie gerne eine Hypnose App. Get the Cup – von Kim Fleckenstein. Sage und schreibe fast 900 Mal hat sie diese jetzt schon gehört…. außerdem liest Ellen gerne Bücher zum Mentaltraining, um die harten Momente im Training und im Wettkampf besser wegstecken zu können. Trotzdem gehört das Schwimmen im offenen Wasser immer noch zu ihrer Angstdisziplin. Doch auf Big Island ist das anders: „Wenn man hier im warmen Wasser schwimmt, von Schildkröten begrüßt wird und während des Schwimmens die Schönheit der Meeresbewohner bewundern darf, ist die Schwimmangst wie weggeblasen.“
Was hast du dir für das Rennen vorgenommen?
Die Vorbereitung in den letzten Wochen lief nicht optimal. Nachdem Ellen mit ihrer Familie nach dem Ironman Hamburg in den Urlaub gefahren waren, ist sie nach dem Wiedereinstieg ins Training krank geworden und konnte fast vier Wochen nicht richtig trainieren. “Mein Immunsystem ist leider immer noch geschwächt und ich habe mir hier – wahrscheinlich durch die ganzen Klimaanlagen – direkt einen Schnupfen eingefangen.
Mein großes Ziel ist nunmehr, dass ich am Samstag morgen fit am Start stehen kann und mir meinen großen Traum erfüllen kann, die Ziellinie zu überqueren”, zeigt sich Ellen zuversichtlich.
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Als Zaungast beim Ironman Hawaii
Steffi alias swim.bike.fly auf Instgram ist zum Urlaub machen nach Kailua-Kona gereist. Warum sie das nun schon das zweite Jahr in Folge macht und was sie alles auf der To-do-Liste stehen hat, erzählt sie euch jetzt.
Warum fliegt man ohne Qualifikation zur Rennwoche nach Hawaii? Naja, warum eigentlich nicht? Wenn man das allerdings schon das zweite Jahr in Folge macht, ist es schon etwas sonderbar, oder? Zumindest für die, die die Rennwoche noch nie vor Ort miterlebt haben.
Was ist der Zauber von Kailua-Kona?
Kona ist eigentlich ein kleines, unscheinbares Städtchen. Bei meinem ersten Besuch auf der Insel im April 2008 hatte ich nichts mit Triathlon zu tun und war nur kurz in dieser Gegend wegen des berühmten Manta Night Dive, der in Kailua-Kona angeboten wird. Beim zweiten Aufenthalt im November 2016 nahm die Sache mit dem Triathlon langsam Fahrt auf, so dass immerhin ein kurzer Lauf auf dem Ali’i Drive absolviert und der Schwimmstart besichtigte. Es ergab sich die Erkenntnis, dass ich hier ungern einen Marathon laufen würde, der Zauber von Kona blieb mir aber auch diesmal verborgen. Nett hier. Mehr nicht!
Aloha-Feeling in der Rennwoche
Letztes Jahr allerdings sollte sich das ändern. Wir waren in Chicago zum Marathon, um einen weiteren Stern für unseren Six Star Finisher zu sammeln. Danach stand noch etwas Urlaub an. Zufällig war genau eine Woche nach dem Marathon der Ironman Hawaii und da wir die halbe Strecke ja schon geschafft hatten, warum nicht noch einmal nach Kona reisen, um das Rennen einmal hautnah mitzuerleben?!
So kamen wir am Dienstag in der Rennwoche auf der Insel an. Am nächsten Morgen ging es sofort zum Kaffeeboot in der Kailua Bay und ich war begeistert! Was für ein toller Ort!
Überall Triathleten, dazu eine unglaublich gelöste Stimmung. Alle hier kommen einem absolut glücklich vor und der Konkurrenzgedanke, der sonst oft bei Ironman Rennen vorherrscht, war hier nicht spürbar.
Warum auch? Jeder Athlet, der hier an den Start gehen darf, hat ja schon das höchste Ziel erreicht. Man fliegt schließlich hierher, um sich die Belohnung für die harte Arbeit in diesem Jahr – bzw. der vergangenen Trainingsjahre – abzuholen.
Volunteering beim Bike Check-in
Diese tolle Stimmung zog sich durch die ganze Woche. Mit dem Underpants Run am Donnerstag folgte ein weiteres lustiges Highlight und als Volunteers beim Bike Check-In am Freitag sammelten wir noch mehr tolle Eindrücke. Der Renntag mit seiner ganzen Dramatik setzte dnatürlich noch eins drauf.
Und so war schon auf dem Rückflug im letzten Jahr klar, dass wir in diesem Jahr wieder dabei sein wollten.
Ein buntes Programm
Und so sind wir jetzt zum zweiten Mal Teil der Rennwoche. Diesmal allerdings von Anfang an. Am Samstag starteten wir beim 10 K Path Run, am Sonntag fand der 3,8 km Ho‘ala Swim statt, ebenfalls eine Veranstaltung für Jedermann. Man sieht, auch als Begleitperson oder auch einfacher Ironmantourist, wie wir es sind, wird es definitiv nicht langweilig.
Mehrere interessante Ausflüge, wie zum Volcano Nationalpark oder zum Schwimmen mit Delphinen – wenn man ihnen nicht sowieso schon in der Kailua Bay begegnet ist – sind natürlich möglich, wenn man in der Rennwoche überhaupt die Zeit dafür findet.
Denn in Kona öffnet am Dienstag auch noch das Ironman Village, die Expo, die Triathletenherzen höher schlagen lässt. Die Nationenparade ist ein weiterer Punkt auf der Liste der sehenswerten Events und wer Augen und Ohren offenhält, stößt noch auf einige weitere, teilweise spontane, Aktionen der verschiedenen vor Ort vertretenen Marken.
Wer also mit Sonne, Meer und Palmen in Kombination mit dem aufregendsten Triathlonevent nichts anfangen kann, dem raten wir, lieber zu Hause zu bleiben. Für alle anderen, die vielleicht gerade in der Planung für den nächsten Jahresurlaub sind, haben wir den kleinen Tipp: Um Hawaii und die Rennwoche genießen zu können, braucht man keine Quali!
Steffis Blog findet ihr hier.
Eure Steffi / swim.bike.fly
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Triathletin Marion Hebding
aus Mannheim
Marion Hebding kommt aus Mannheim und ist 51 Jahre alt. Sie arbeitet Vollzeit als Personalgeschäftsführerin bei der DB Regio Bus. Das ist alles, nur kein „9-5-Job“.
Den Slot für Kona hat sich Marion in Frankfurt gesichert. Die Mannheimerin startet zum vierten Mal in Kona und da ist nach wie vor „magic“ für sie. Über die 10.000 Euro Reisebudget für sie und ihren Mann denkt die Triathletin aus Leidenschagft deswegen auch besser nicht nach.
Passion mal zwei
Marion und ihr Mann sind beruflich sehr eingespannt. Das Wochenende und die Urlaube gehen daher voll und ganz für den Sport drauf. Das ist ihr Ausgleich für den Stress.
Für ihr Training ist ihr wichtig, dass die Orga passt und das klappt nur, durch konsequente Integration in den Alltag. „Da ich in Mannheim wohne und in Mainz arbeite, ermöglicht mir eine Zweitwohnung in Mainz ansonsten anfallende Pendelzeit in Trainingszeit umzusetzen. Das ein oder andere mal im Sommer bin ich auch von Mainz nach Mannheim heimgeradelt.
Die Wochenenden sind fürs Training da
Das hauptsächliche Training findet an den Wochenenden statt, dan steht der Sport voll im Fokus und ich bin dankbar, dass mein Mann Klaus das gleiche Hobby hat und wir gemeinsam unsere Leidenschaft ausleben können. Während der Saison bleibt daher auch keine Zeit für weitere Hobbies, auf die kann ich mich dann im Winter freuen“, gibt die Mannheimerin zu Protokoll.
Im Sommer trainiert sie bis zu 18 Stunden in der Woche. Mehr geht eh nicht mehr: „Mittlerweile muss ich mir auch eingestehen, dass es mir mit über 50 nicht mehr gelingt, alles so easy wegzustecken wie früher“, gibt Marion zu.
„Ich betreibe den Sport wirklich mit Freude, vor allem das Radfahren liebe ich, da ist es auch nicht schlimm, dass ich im Sommer keine Zeit zum Shoppen habe. Das schont den Geldbeutel.”
Ohne Leistungsdruck an den Start
2013 hatte sie sich als Rookie und dem Vizeweltmeistertitel in 10:08 Stunden selbst überrascht und war berauscht. 2015 und 2016 ging sie mit Top 10-Ambitionen an den Start, hatte sich unter Druck gesetzt und verbrachte den Marathon eher mit Wandern als mit Laufen. Deshalb möchte sie dieses Jahr versuchen, ohne Leistungsdruck an den Start zu gehen. Ihr Wunsch lautet in erster Linie, gesund ins Ziel zu kommen. Leider konnte sie in den letzten zwei Wochen aufgrund einer ISG-Blockade nicht schmerzfrei laufen. Es bleibt also spannend.
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Triathletin Beate Görtz aus Köln
Beate Görtz aus Köln ist 50 Jahre alt und arbeitet Vollzeit als Verkaufsleiterin mit weltweite Tätigkeit. Den Slot für Hawaii hat sie sich in Vichy 2018 gesichert. 2010 und 2011 war Beate schon zwei Mal als Teilnehmerin beim Ironman Hawaii.
„Für den Ironman Hawaii 2019 habe ich mir den Wunsch in den Koffer gepackt, aufs Podium zu kommen. Hawaii ist krass. Das Rennen findet viel im Kopf statt. Wie hoch kann ich mit meiner Schmerztoleranz gehen? Ich hoffe, dass Kopf und Beine mitspielen. Mental bin ich dieses mal nicht so gut drauf, hoffe aber, dass ich das Knöpfchen am Samstag noch finden werde.“
Die Organisation meines Trainings ist natürlich immer schwierig, wie bei allen anderen auch. Ich trainiere in der Regel morgens ab 6:00 Uhr entweder schwimmen, eine Rolleneinheit oder laufen. Maximal 90 Minuten und dann geht es ins Büro oder ich mache mich auf den Weg zu meinen Kunden. Abends ab circa 18:00 Uhr erfolgt dann die zweite Einheit. Es ist immer das bekannte Wechselspiel: entweder unterbricht der Job den Sport oder der Sport unterbricht den Job. Es ist immer schwierig, wenn etwas nicht planbar ist. Ein Stau auf der Autobahn, ein Kundentermin, der etwas länger dauert, wichtige Telefonate, die nicht geschoben werden können etc. und schon ist der Plan futsch.
Pool und Fitnessbereich sind wichtig
Besonders aufregend ist es, wenn es nach Asien auf Dienstreise geht. Ich schaue mir immer die Pools der Hotels an und schätze anhand der Liegestühle auf den Fotos wie lang dieser Pool ungefähr sein könnte. Ab 20 Meter sage ich „ok, da geht was“. Die Bewertung der Fitnessarea in asiatischen Hotels ist natürlich auch besonders wichtig. Ein Laufband und eine Klimaanlage und der Drops ist gelutscht. Ich musste noch mal kurz vor Hawaii nach Asien und habe dann eine Kamikazeaktion gemacht. Nachts hin geflogen, tagsüber Meeting, abends wieder zurück geflogen. So hatte ich keinen Jetlag und konnte am Wochenende weiter trainieren.
Feiern ist meine vierte Disziplin
Für mich ist das soziale Umfeld sehr wichtig. Familie und Freunde haben sich schon darauf eingestellt, dass ich nicht spontan sein kann. Aber wenn wir ein Treffen geplant haben, wird es trotzdem irgendwie immer knapp. Bin ich aber im Kreise meiner Lieben, ist alles vergessen. Handelt es sich um eine Party, stehe ich meistens nach zehn Minuten auf der Tanzfläche. Schmerzende Beine? Alles weg. Ich bin Kölnerin und liebe diese vierte Disziplin: feiern! Dennoch leidet die “andere” Freizeit am meisten. Früher hatte ich gerne die Hütte voll, um andere zu bekochen. In der Wettkampfsaison ist daran kaum zu denken. Mein Mann macht dann gut und gern schon mal sechs Wochen am Stück den Kühlschrank voll und ich sehe in der Zeit keinen Supermarkt.
Wenn ich ungeduldig werde, verkrampfe ich
Na ja, was natürlich immer zu kurz kommt ist die Regeneration verbunden mit Schlaf. Es gibt einen Vorteil: die Couch zeigt keine Abnutzungserscheinungen. Nach meiner abendlichen Einheit setze ich mich immer noch mal ins Büro und arbeite die Dinge des Tages ab. Das bleibt leider nicht aus, bringt mich aber auch nochmal auf andere Gedanken.
Mentaltraining habe ich noch nicht gemacht. Das übernehmen mein Mann, mein Trainer und meine Freunde, die mich immer wieder erden und versuchen, mir die Lockerheit zurückzugeben, die ich gerne mal vergesse und dann ungeduldig werde und verkrampfe.
Hawaii ist mein Jahresurlaub
Triathlon mache ich natürlich freiwillig, aber ich habe seit elf Jahren keinen richtigen Sommer mehr zu Hause verbracht. Immer steht das Training an erster Stelle. Manchmal laufe ich in den Sommermonaten schon etwas wehmütig an den gefüllten Biergärten vorbei.
Dafür mache ich einmal im Jahr eine längere Reise verbunden mit einem Triathlon. Dann gönne ich mir eine gute Zeit. Nicht übertrieben, aber auch nicht auf jeden einzelnen Dollar schauend. Hawaii in Kombination mit diesem Ironman ist mein Jahresurlaub. Insgesamt werde ich hier für drei Wochen sicherlich 5.000 Euro mit allem Drum und Dran ausgeben. Dafür kann ich dann auch mit Delphinen schnorcheln und ruhen – kein Telefon, keine Verpflichtungen – einfach nur die Seele baumeln lassen. Irgendwie muss ich grinsen, wenn ich an diesen Urlaub denke, wo wir doch alle am 12. Oktober Minimum zehn Stunden Schmerzen haben, aber so sind wir Triathleten eben.
Texte: Meike Maurer
Fotos: privat
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