Sport bei Diabetes Mellitus

„Menschen mit Typ-1-Diabetes können jegliche Sportart ausüben. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Freizeitsport, Leistungssport oder Wettkampfsport handelt.“ So steht es in den Leitlinien der Deutschen Diabetesgesellschaft.

Im Hinblick auf die sportliche Aktivität sollten jedoch zwei Diabetes-Typen unterschieden werden: Während der Typ-2-Diabetes durch eine fehlerhafte Insulinwirkung mit Übergewicht, Bewegungsmangel und genetischen Faktoren entsteht, liegt beim Typ-1-Diabetes ursächlich ein Ausfall der Insulinausschüttung in den Zellen der Bauchspeicheldrüse vor. So stellt eine Steigerung der körperlichen Aktivität im Sinne eines sportlichen Trainings mit dem Ziel einer Gewichtsreduktion den ersten und wichtigsten Therapieschritt beim Typ-2-Diabetes dar. Denn schließlich gilt auch für Diabetiker, dass eine regelmäßige körperliche Aktivität nicht nur den Fettstoffwechsel, sondern auch den Blutdruck, die Gefäßfunktion und die Entzündungszellen in einer Weise beeinflusst, dass nicht nur die Lebensqualität gesteigert, sondern auch das Herz- Kreislauf-Risiko gesenkt wird. Und damit Sie mit einem guten Gefühl auch Triathlon und andere Ausdauersportarten betreiben können, sind einige wichtige Voraussetzungen nötig, insbesondere zunächst eine langfristig stabile Blutzuckereinstellung. Dabei stellt der Typ-1-Diabetes deutlich höhere Anforderungen an den Sportler.

Kohlenhydratzufuhr
Vor dem Training oder Wettkampf sollten die Blutzuckerwerte im Zielbereich liegen. Zu hohe oder zu niedrige Werte verbieten eine Sportausübung. Ausdauerbelastungen sollten mit Glukosewerten über 8,9 mmol/l (>160 mg/dl) und tendenziell steigender Glukose begonnen werden, dürfen aber die 250 mg/dl Schwelle nicht überschreiten. Ab dieser Schwelle droht ein absoluter Insulinmangel, der die Sportausübung verbietet und eine sofortige Insulinzufuhr notwendig macht. Um die verbrauchte Energie zu ersetzen, müssen während der Ausdaueraktivitäten kontinuierlich Kohlenhydrate zugeführt werden. Insbesondere bei Typ-1-Diabetikern müssen die gerade bei Ausdauersportarten hohen Flüssigkeitsverluste durch regelmäßiges Trinken ausgeglichen werden müssen. Kohlenhydrathaltige Flüssigkeit deckt gleichzeitig den Energie- und Flüssigkeitsbedarf. Bei Langstreckentriathleten sollte dies idealerweise während des Radsplits passieren.

Als Faustregel gilt:
Keine Bewegung ohne ausreichende (mitgeführte) Kohlenhydratreserven (Getränke, Gels, Traubenzucker).

Blutzuckermessung
Bei Ausdauerbelastungen ist es wichtig, regelmäßig den Blutzucker zu messen. Bei wenig Trainierten oder Unerfahrenen circa stündlich. Der Muskelauffülleffekt und die erhöhte Insulinwirkung nach einer Ausdauerbelastung können sich noch bis in die Nacht oder weit in den nächsten Tag hineinziehen. Deshalb ist es nicht nur erforderlich, die Insulindosis vor und während der Belastung zu reduzieren, sondern nach Extrembelastungen häufig sogar am folgenden Tag. Parallel dazu sollte die Kohlenhydratzufuhr gesteigert werden, um die entleerten Zuckerspeicher von Muskulatur und Leber wieder aufzufüllen. Die exakte Zucker-Einstellung ist individuell unterschiedlich, sodass jeder Athlet seine Glukosereaktion auf Bewegung selbst herausfinden muss. Ein Diabetes- und Sport-Tagebuch leistet dabei hilfreiche Dienste.

Betreuung
Ideal für Diabetiker ist eine engmaschige Betreuung von einem darin erfahrenen Team, bestehend aus Diabetesberater und Arzt. Insbesondere bei einem Wettkampf ist es sinnvoll, mit einem erfahrenen Diabetologen das Rennen zu planen, die Kontrollen und Messstationen an der Strecke abzusprechen, wie es beispielsweise beim Berlin-Marathon seit Jahren üblich ist.

Text: Dr. med. Kurt Johannes Schmieg
Foto: fovito/fotoloia.com