Klassisch Langlaufen (neu) entdecken

Klassisch Langlaufen – ein Tanz durch die Loipe. Was Langlaufen mit Tanzen zu tun hat? Langlauftrainerin Rahel Trebing, weiß es und hat einige Tipps fürs Training und zum Equipment. 

Was Langlaufen mit Tanzen zu tun hat? Für mich ganz viel, wenn es um die klassische Technik geht. In meinem letzten Beitrag habe ich mit euch geteilt, was mich am Skaten fasziniert. Doch die Faszination des Langlaufens besteht für mich in den zwei sehr verschiedenen Lauftechniken – klassisch und Skating. Beide haben ihren Reiz.

Skaten ist insbesondere durch die hohe Popularität von Biathlon die attraktivere Lauftechnik für viele Ausdauersportler, die sich im Langlauf versuchen wollen. Skaten wirkt kraftvoll und dynamisch. Bei der klassischen Lauftechnik denken immer noch viele: „Das ist doch ein Rentnersport“, und haben Menschen vor Augen, die gemütlich durch die Loipe wandern. Aber falsch gedacht! Klassisch laufen, kann mindestens genauso intensiv und dynamisch sein. Und die Art der Fortbewegung ist viel fließender als beim Skaten, womit ich wieder beim Tanzen wäre.

Koordination und Rhythmus

Die klassische Technik ist eine sehr gleichmäßige, elegante und symmetrische Bewegungsform. Um sie sauber und dynamisch zu laufen, ist eine gute Beweglichkeit in der Hüfte erforderlich. Der Rhythmus ist das A und O, um gut vorwärts zu kommen und den Flow in der Loipe zu spüren. Dadurch, dass die Beine enger stehen als beim Skaten – die gespurte Loipe gibt die Position der Beine vor – bedarf es auch einen guten Gleichgewichtssinn. Deshalb ist klassisch Langlaufen für mich immer wie ein Tanz auf der Loipe.

Weitere Pluspunkte der klassischen Technik:

  • Variable Intensität
    Im Gegensatz zum Skaten kann ich bei der klassischen Technik die Intensität deutlich besser steuern. Ja, ich kann auch gemütlich durch die Loipe wandern, wenn ich mal eine ganz regenerative Einheit einlegen will, aber ich kann auch richtig Gas geben und die Berge hochjagen.
  • Ganzkörpertraining
    Auch klassisch Langlaufen fordert den Körper von Kopf bis Fuß. Schultern und Arme, aber insbesondere die komplette Rumpfmuskulatur werden für den Vortrieb benötigt – mindestens genauso wie die Beine. Durch den koordinativen Anspruch muss insbesondere auch die Tiefenmuskulatur an vielen Stellen mitarbeiten.
  • Der perfekte Abdruck
    Dynamik kommt nur ins Spiel, wenn ich einen guten Abdruck in der Loipe habe. Das Timing ist dabei ganz entscheidend und erfordert viel Übung. Der Abdruck sollte direkt unter dem Körperschwerpunkt erfolgen, um die Wachszone bzw. Schuppenzone des Skis mit dem kompletten Gewicht nach unten zu drücken. Nur so kann sich der Ski dort mit den Schneekristallen verzahnen, so dass wir uns abdrücken und Vortrieb erzeugen können.

Letztendlich hat diese Bewegung viel mit dem Abdruck beim Laufen gemeinsam. Auch deshalb kann ich nur empfehlen, beide Lauftechniken auszuprobieren. Während uns das Skaten viel fürs Radfahren bringt, ist die klassische Technik ein optimales Ergänzungstraining fürs Laufen. Gerade aufgrund des Timings für den Abdruck, aber auch weil der Gleichgewichtssinn nochmals deutlich mehr gefordert ist, ist die klassische Lauftechnik für mich deutlich anspruchsvoller. Beim Skaten kann ich mangelnde Technik bis zum einem gewissen Grad durch Kraft kompensieren, beim klassischen Langlauf funktioniert das nicht. Daher kann ich euch auch hier nur zu einem Kurs raten, um einen guten Einstieg zu bekommen und die wesentlichen Basics gleich von Grund auf zu lernen.

Weitere Tipps:

  • Ausrüstung ausleihen: Was im Skating gilt, ist hier nicht anders. Leiht euch erst einmal eine Ausrüstung. Denn mit euren Skatingski- und schuhen kommt ihr in der klassischen Loipe nicht weit. Es braucht komplett andere Ski, andere Schuhe und auch die Stocklängen unterscheiden sich bei den beiden Techniken.
  • Wachsen: Ski wachsen ist eine Philosophie für sich, mit der man sich als Laie vielleicht nicht unbedingt in der Tiefe beschäftigen möchte. Beim Klassisch-Langlauf kam und kommt dem Ganzen aber eine wichtige Bedeutung zu. Was also tun? Es gibt gute Alternativen, angefangen vom Schuppenski, über No-Wax-Ski bis hin zu Fellski, der neusten Entwicklung auf dem Markt. Hier hat sich in den vergangenen Jahren viel getan, so dass es inzwischen interessante Alternativen gibt, um das Wachsen herumzukommen. Informiert Euch also im Vorfeld gut über die Alternativen, bevor ihr euuch tatsächlich einen Ski zulegt.
  • Und zu guter Letzt: Gefühl beweisen! Das sollte uns Frauen ja eigentlich nicht so schwer fallen… Beim klassischen Langlauf kommt es insbesondere darauf an, ein Gefühl für die Bewegung und das Timing zu bekommen. Das ist die Basis. Die Kraft und die Kondition kommen dann mit der Zeit.

Ich freue mich, wenn ich Euch bald auch durch die Loipe tanzen sehe.

Eure Rahel

 

Text: Rahel Trebing – Personal Trainerin und Coach
Fotos: privat