Klettern: Training für Körper und Geist

Klettern ist ein effektives Alternativtraining für Ausdauersportler und Triathleten

Klettern bedeutet Kraft, Koordination und Körperbeherrschung. Judith Mess vom tritime women team erklärt, warum sie diese Sportart als Triathletin sehr zu schätzen weiß.

Auch wenn man als Triathletin im Trainingsalltag durch die drei verschiedenen Sportarten eigentlich genügend Abwechslung hat, kann es hin und wieder nicht schaden, andere Sportarten auszuprobieren. Insbesondere über die Wintermonate bietet es sich an, neue Trainingsreize zu setzen.

Mach mal etwas Neues

Nach meinem mental sehr harten Rennen im August beim Ironman in Hamburg hatte ich erst einmal genug vom Schwimmen, Radfahren und Laufen. Ganz ohne Sport geht es allerdings bei mir auch nicht. Eine Sportart, die für mich den idealen Ausgleich bringt und mich außerdem körperlich fordert und fit hält, ist das Klettern. Schon als Kind bin ich oft draußen an den Felsen geklettert und habe den Sport in den letzten Jahren wieder richtig schätzen gelernt.

Kraft, Koordination, Körperbeherrschung – all dies sind Eigenschaften, die man beim Klettern lernt und die mich auch im Triathlon stärker machen.

Herausforderungen annehmen

Ich muss zugeben, dass ich eigentlich ein kleiner Angsthase bin, weswegen ich mich beim Klettern oder Bouldern jedes Mal aufs Neue überwinden muss, wenn ich vor der Kletterwand oder dem Felsen stehe, aber wenn man es dann geschafft hat beziehungsweise sich traut, ist der Stolz umso größer. Genau das ist es wohl auch, was mich am Klettern so fasziniert. Man muss jedes Mal aufs Neue seine Bedenken überlisten. Dazu kommt, dass man ein neues  Körpergefühl entwickelt. Man lernt sich und seine Kräfte besser kennen und weiß genau, wie weit man gehen kann, denn wenn man über seine Kräfte geht, fällt man tief.

Bouldern – jeder fängt mal klein an

Alternatives Training

Gerade im Winter bietet sich das Klettertraining in der Halle an, da es ein gutes Krafttraining außerhalb der klassischen Trainingsroutine ist und nebenbei noch super viel Spaß macht. Kletterhallen gibt es mittlerweile überall und wer sich nicht ganz so hoch hinaus wagen möchte oder sich das Sichern noch nicht zutraut, findet eine gute Alternative beim Bouldern. Ein weitere Vorteil: Man kann es ganz unkompliziert auch alleine machen, da man keinen Seilpartner zum Sichern benötigt. Dafür geht es dann allerdings auch nicht so hoch hinaus.
Auch beim Bouldern bietet sich zu Beginn das Training in der Halle an, da hier der Boden gut gepolstert ist und man weich fällt.

Bouldern ist zudem ideal für Anfänger, da sich auch die Ausrüstung in Grenzen hält und man sich nur auf sich konzentrieren muss. Beim Klettern hingegen muss man sich beim Sichern komplett auf seinen Partner verlassen können.

Sicherheit wird beim Klettern groß geschrieben

Dem Felsen und sich vertrauen

Im Freien klettere ich übrigens am liebsten, insbesondere, wenn man oben am Fels einen atemberaubenden Blick auf die umliegenden Berge und Täler genießen kann. Man sieht seine Umgebung definitiv aus einem anderen Blickwinkel.

Für mich stand letzten Herbst eine besondere Premiere und Herausforderung an: Ich habe mich zum ersten Mal an einen echten Felsblock zum Bouldern gewagt. Auch wenn der Fels kaum größer war als ich selbst, war es doch noch mal eine andere Nummer, weil die Überwindung für mich nochmals größer als in der Halle war. In der Halle sind für jede Route Griffe vorgegeben, die man nutzen kann, am Fels, egal ob beim Klettern oder Bouldern, muss man sich seine Route selbst suchen. Genau das macht für mich auch den Reiz am Klettern in der freien Natur aus – sich selbst den Weg suchen zu müssen, Routen zu testen und dem Felsen und sich selbst zu vertrauen.  Oftmals bin ich nach zwei bis drei Kletterrouten bereits ziemlich kaputt, da es neben der körperlichen Belastung immer eine sehr hohe mentale Herausforderung darstellt – denn Klettern ist Training für Körper und Geist. Ich kann es allen nur empfehlen.

 

Text: Judith Mess
Fotos: Dirk Mess