Nach dem Marathon ist vor dem Ironman

Christina Röhrenbeck – alias die Rennschnecke – lässt uns an ihren Vorbereitungen für ihre erste Triathlon-Mitteldistanz teilhaben.

Es ist irgendwie immer noch ziemlich unglaublich für mich, immer noch bekomme ich Gänsehaut, wenn ich an die Festhalle in Frankfurt im vergangenen Oktober denke. Es war nicht besonders schnell, es war nicht besonders schön, aber ich habe ihn gefinisht, den Frankfurt Marathon. Ich bin Marathoni!

Meine eigenen Grenzen testen

Und ja, mittlerweile bin ich süchtig. Süchtig nach Ziellinien, süchtig nach Herausforderungen, süchtig danach, meine eigenen Grenzen auszuloten. Aber immer unter dieser einen Prämisse: meine Grenzen zu testen, nicht die der anderern! Mit denen kann ich mich sowieso nicht vergleichen – und will es auch gar nicht. Ich mag meine Kurven, ich mag mich so wie ich bin. Ich werde immer im hinteren Feld laufen, schwimmen, radeln. Zugegeben, manchmal nervt es mich. Denn gerade bei Läufen wäre es manchmal schöner, mit einer Gruppe mitlaufen zu können und davon zu profitieren. Das ist definitiv aber auch ein erreichbares Ziel, an dem ich arbeite. Nichtsdestotrotz macht mir eben jenes Laufen, Schwimmen und Radeln einfach unglaublichen Spaß – auch am Ende des Feldes. Das nehme ich dafür gerne in Kauf. Und es ist doch so: Die meiste Aufmerksamkeit und Anfeuerung erhalten die Athleten, die als erstes oder eben ganz hinten ins Ziel kommen.

Meine Haltung, die ich während meiner Marathonvorbereitung entwickelt habe, hat sich nicht geändert: Nur, weil man nicht gewissen Vorstellungen entspricht, heißt das nicht, dass man nicht dazu in der Lage wäre, Großartiges zu leisten.
Und so nehme ich mir wieder etwas vor, das mich in Vorbereitung und Wettkampf an meine eigenen Grenzen bringen wird: Ich werde mich im Juni an meine erste Triathlon-Mitteldistanz trauen.

Christina läuft

Triathlon-Mitteldistanz – wieso, weshalb, warum?

Nein, auch mit dem Wissen, einmal 42,195 Kilometer gelaufen zu sein, denke ich nicht, dass andere sportliche Herausforderungen „einfach so“ zu bestehen sind. Immer wieder habe ich die Bemerkung gehört, dass eine Mitteldistanz einfacher zu absolvieren sei, als ein Marathon. Das glaube ich nicht. Ich möchte mir Respekt und Demut vor diesen Herausforderungen gerne bewahren, denn jede ist anders. Genauso wenig möchte ich Angst haben, denken, ich könnte das nicht – weil ich nicht den sportlichsten und schlanksten Körper habe, vielleicht sogar weil ich eine Frau bin. Ich möchte mich trauen, weil ich überzeugt davon bin, dass es für mich möglich ist.

Nicht der Weg ist das Ziel, sondern der Weg verdient genauso viel Aufmerksamkeit wie das Ziel.

Alex Zanardi, der auf dem Lausitzring verunglückte Rennfahrer, Olympiasieger und Hawaii-Finisher, sagte einmal „You want to climb a mountain because it’s there and you know you can do it.“ Ja, genau so ist das und dieser fantastische und motivierende Sportler trifft es genau: Es sind die Herausforderungen, an denen wir wachsen. Nicht nur sportlich, auch persönlich.

1.000 Hügel oder 3 Länder?

Wir wohnen im Südwesten Deutschlands, essen Saumagen und trinken guten Wein. Einmal über den Rhein und schon liegt das Kraichgau quasi vor unserer Haustüre. Mein Freund hat sowohl den 51.50 als auch den Ironman 70.3 im Kraichgau absolviert. Hardtsee und Radstrecke sind mir bestens bekannt. Dennoch habe ich mich gegen einen Start im Land der 1.000 Hügel entschieden. Wieso? Eben wegen jener 1.000 Hügel. Jede Radstrecke einer Mitteldistanz muss erst einmal absolviert werden, keine ist einfach – 90 Kilometer sind schlicht und ergreifend nicht ohne. Ich denke, dass es für mich geeignetere Strecken gibt, auf denen ich mit meinen mehr oder weniger vorhandenen Radskills etwas besser aufgehoben bin. Daher habe ich mir für meine erste Mitteldistanz den Ironman 70.3 in Luxemburg ausgesucht. Auch hier gibt es einiges an Höhenmetern zu überwinden, wenn auch nicht ganz so viele wie im Kraichgau. Auch vom Profil her sieht die Radstrecke rhythmischer aus, die Laufstrecke hat ebenfalls deutlich weniger Höhenmeter.
Natürlich heißt es auch hier: von nichts kommt nichts, da die Distanzen erst einmal absolviert werden müssen. Daher der Plan: im Kraichgau trainieren, immer wieder den Schindelberg bezwingen und dazu entsprechende Schwimm- und Laufeinheiten absolvieren. Den Trainingsplan werde ich mir – wie schon in der Marathonvorbereitung – selbst erstellen, basierend auf verschiedenen Trainingsplänen für die Mitteldistanz, die ich mir aus verschiedenen Zeitschriften und Büchern zusammengesammelt habe. Und, ganz wichtig: Regeneration einplanen, auf den Körper hören und Entlastungswochen gehören zum Training genauso dazu.

So lautet mein Plan – ich hoffe, er führt zum Erfolg. Viele Puzzleteile müssen zusammenkommen, damit er funktioniert. Ich gehe optimistisch an die Herausforderung „meine erste Mitteldistanz“ und möchte eines nicht zu kurz kommen lassen – den Spaß an dieser wunderbaren Sportart Triathlon.

Christina will ihre neue Herausforderung – eine Triathlon-Mitteldistanz zu finishen – mit Spaß bewältigen

Text: Christina Röhrenbeck
Fotos: privat