Back to Triathlon

Gerade erst hatte Antje Blut am Triathlon-Lifestyle geleckt, dann kam ein Reitunfall dazwischen. Wie sensomotorisches Training sie wieder fit gemacht hat, erzhält sie euch selbst.

Hallo ihr Lieben, Anfang des Jahres hat mich Meike vom tritime women team gefragt, ob ich nicht auch für die tritime women community schreiben möchte. Im ersten Moment dachte ich, ok, schreiben kann ich, das ist schließlich mein Beruf … und die Radklamotten des Teams trage ich seit letztem Sommer auch mit großem Stolz und viel Begeisterung, warum also nicht … und schon saß ich am Rechner und tippte eifrig meine Zeilen.

Antje auf Lanzarote
Jahrelange Triathlon- und Wettkampferfahrung? Neueste Ernährungstipps oder gar Ironman-Geschichten, damit kann ich nicht wirklich glänzen. Aber Meike meinte, dass sie mit ihrem Magazin nicht nur „Supergirls“ ansprechen möchte, sondern einfach auch Mädels und Frauen „wie du und ich“ mit einer großen Leidenschaft für den Ausdauersport und spannenden Geschichten. Das hat mich überzeugt. Deshalb werde ich in nächster Zeit unter anderem Beiträge rund um die Themen Sport nach einer schweren Verletzung, Faszien- und Gelenktraining sowie Krafttraining verfassen, die euch zum Nachmachen und Mitmachen animieren sollen. Besonders freue ich mich aber auf meinen für 2018 geplanten Wiedereinstieg in den Triathlonsport, über den ich berichten werde und bei dem ihr mich kräftig unterstützen dürft.

Triathlon-Blut geleckt und dann verletzt

Starten möchte ich mit einer kleinen Vorstellungsrunde. Ich heiße Antje Laschewski und bin frisch gebackene Fitnesstrainerin mit B-Lizenz. Eigentlich mache ich seit ich denken kann gerne Sport. Schon mit sechs Jahren habe ich an einer Stadtmeisterschaft im Laufen teilgenommen und war bis zu meinem 18ten Lebensjahr eine begeisterte Schwimmerin. Dann widmete ich mich ganz dem Laufen, wagte auch ein paar Marathons und ging im Sommer ab und an Mountainbiken. 2011 fragte mich ein Freund und Triathlet, ob ich denn nicht mal diese Sportart ausprobieren wolle. Ich überlegte kurz und meldete mich direkt für ein Trainingslager auf Lanzarote im Januar an. Auch wenn mich der starke Wind auf dem Rennrad, auf dem ich damals erste Erfahrungen machte, ganz schön herausforderte, war mir dennoch sehr schnell klar: das will ich weitermachen. Ich kaufte mir ein Bike, einen Neoprenanzug und weitere Basics und startete direkt im Sommer unter anderem beim City Triathlon in Heilbronn. Ich war Feuer und Flamme, wurde aber im Sommer 2013 nach einem Sturz vom Pferd, bei dem ich mir drei Brüche in der Wirbelsäule zuzog, komplett ausgebremst. Es musste zwar nichts operiert werden, die Verletzungen waren aber trotzdem sehr schwerwiegend. Für mich brach eine Welt zusammen: Über Monate kein Sport, Schmerzen und die ständige Unklarheit, ob ich jemals wieder meiner Leidenschaft nachgehen können würde. Es war keine leichte Zeit, aber trotz vieler Rückschläge habe ich niemals aufgegeben. Viel Unterstützung auf dem Weg zur Genesung bekam ich von meinen Eltern, lieben Freunden und diversen Ärzten. Besonderen Dank möchte ich aber Prof. Dr. Malchow und seinem Team von der Fitness Company Stuttgart aussprechen, die mir mit vielen Tipps zum Training stets zur Seite standen und stehen.

Antje mit Helmut im Fitness-Studio
Antje und Prof. Dr. Malchow im Studio

Heute denke ich manchmal: Irgendwie hat doch jeder Schicksalsschlag auch etwas Gutes. Ich habe in der Zeit unglaublich viel gelernt und darf dieses Wissen und meine Erfahrungen nun mit euch teilen.

Wenn es nicht rund läuft, hilft sensomotorisches Training

Nachdem meine Verletzungen soweit auskuriert waren, dass ich wieder gehen konnte, machte ich erste Erfahrungen mit dem sensomotorischen Training. Diese Trainingsmethode nimmt in der Rehabilitaton einen sehr hohen Stellenwert ein. Sie sollte meines Erachtens allerdings auch präventiv und zur Leistungssteigerung auf jedem Trainingsplan stehen, denn sie zielt darauf ab, das Zusammenspiel zwischen der Aufnahme und Verarbeitung von Reizen und den daraus resultierenden Bewegungsabläufen zu verbessern. Vereinfacht dargestellt kann man sich das sensomotorische Steuerungs- und Regelsystem so vorstellen, dass die Reize zunächst von unseren Sinnesorganen (Auge, Ohren, Gleichgewichtsorgan im Innenohr) oder den Propriozeptoren (das sind Rezeptoren, die sich in der Muskulatur und in den Gelenken befinden und die Informationen über Muskelspannung und Muskellänge, Gelenkstellung sowie Bewegung liefern) aufgenommen und über Nervenfasern zum Gehirn geleitet werden. Dort werden sie im sensorischen Kortex (Teil des Gehirns) verarbeitet. Im motorischen Kortex werden daraufhin Impulse generiert, die über Nervenfasern zu den Muskeln geleitet werden. Diese wiederum spannen an und lösen die Bewegung aus.

Letztendlich geht es beim sensomotorischen Training darum, die koordinativen Fähigkeiten – sprich das Zusammenwirken von Zentralem Nervensystem und Muskulatur – zu verbessern. Dadurch erreicht man,  verkürzt dargestellt, ökonomischere Bewegungsabläufe und erlangt die Fähigkeit zur schnellen Einleitung und Ausführung motorischer Aktionen auf Signale. Außerdem werden die Gelenke stabilisiert und Dysbalancen ausgemerzt. Ein gutes Beispiel für sensomotorische Zusammenhänge spielt sich zum Beispiel beim Stolpern ab – wer schnell reagiert, kann einen Sturz vermeiden.

Wie geht Sensomotorisches Training?

Trainiert wird auf instabilen Untergründen. Im Fitnessstudio gibt es hierfür sehr viele Geräte, zu denen Airpads, Bosubälle, Wackelbretter oder Therapiekreisel zählen. Falls ihr das ganze zu Hause testen wollt, genügt die Verwendung eines dicken Kissens oder eines großen zusammengerollten Badetuchs. Dann kann es schon losgehen.

Antje macht Squads auf dem Bosu-Ball
Zu den Basisübungen gehört beispielsweise das einbeinige Stehen auf einem wackeligen Untergrund. Zusätzlich könnt ihr die Augen dabei schließen. Technisch anspruchsvoller sind Squats (Kniebeugen) oder Split-Squats gerne auch mit Gewicht auf einem Bosuball. Zu meinen Lieblingsübungen derzeit gehören Stand up’ s auf eine gut gepolsterte Bank. Seit ich das mache, habe ich das Gefühl, viel dynamischer und runder zu laufen. Aber auch das Training mit TRX-Bändern kann in diesem Zusammenhang aufgeführt werden.

Stand-ups: Ohne Schwung hochdrücken

Wichtig ist: Ihr solltet das sensomotorische Training immer im ausgeruhten Zustand durchführen. Setzt es an den Anfang eurer Sporteinheit. In der Regel genügt eine Trainingszeit von 5 bis 10 Minuten. Um Überlastungsschäden vorzubeugen, beendet das Training bei aufkommender Ermüdung unbedingt sofort.

Probiert es einfach aus. Ich wünsche euch viel Spass beim Trainieren und freue mich über Kommentare und Fragen.
Eure Antje

 

Text: Antje Laschewski
Fotos: Meike Maurer