Warum mache ich Triathlon?

Claudia erklärt – warum sie gerne Triathlon macht

People call me crazy – and I love it. Das ist Claudia’s Einstellung. Sie wohnt ihn der Schweiz, ist 31 Jahre alt, macht seit 2014 Triathlon und berichtet, was sie oft zu hören bekommt.

Zwischen 10 und 20 Stunden Training in der Woche absolviert Claudia heute als ehemaliger Sportmuffel und das neben einem Vollzeitjob in einer Führungsposition als Abteilungsleiterin im Spital. Das kann doch nicht gehen! Wie schaffst du das alles? Arbeitest du überhaupt? Musst du nicht auf mega viel verzichten? Woher nimmst du nur diese unglaubliche Motivation und diese ganze positive Energie? Das sind die Fragen, die mir am häufigsten gestellt werden.

Wie ich zum Triathlon kam?

Ich war immer schlank, musste nie etwas dafür tun, Sport fand ich „überflüssig“. Dann kam ich in die Schweiz und plötzlich hatte ich Bock, mich zu bewegen. Wettkampftechnisch lag mein Schwerpunkt anfangs auf Obstacle Races. Grenzerfahrungen, durch Schlamm kriechen, über mich selbst hinauswachsen, kämpfen und lernen den Schmerz zu lieben. Highlight war das Event “Spartan Trifecta”, drei Rennen in zwei Tagen mit über 80 Kilometern und unzähligen Hindernissen über mehr als 1.800 Höhenmeter. Irgendwann war ich eher zufällig als Zuschauerin bei einem Triathlon und dachte, warum eigentlich nicht? Du willst auch so ne krasse Socke sein und das machen, was die machen. Und schon ging`s los.

Ich begann ganz unstrukturiert nach Lust und Laune zu trainieren. Seit 1,5 Jahren habe ich einen Trainingsplan, der individuell für mich geschrieben wird. So trainiere ich Tag ein Tag aus und melde mich für Rennen an, auf die ich Lust habe. Mittlerweile ist schon einiges zusammen gekommen: Halbmarathon, Marathon, 65-km-Run rund um den Zürisee, viele, viele Triathlonevents, der SwimRun im Engadin und den 70.3 Ironmnan auf Rügen. All diese Rennen habe ich mittlerweile gefinisht. Ab und zu frage ich mich, wie ich jemals ohne Sport leben konnte.

Claudia gibt Gas

Wie schaffst du das neben einem Vollzeit-Job?

Ganz einfach, es ist eine Frage der Prioritäten. Nach Feierabend hat mein Tag ja schliesslich noch sieben Stunden. Die Ausrede „Ich habe keine Zeit“ kann ich prinzipiell nur belächeln. Ich muss genauso einkaufen, wie alle. Ich habe genauso eine Wohnung zum Putzen, wie alle anderen. Und ich wette, mein Wäscheberg ist auf Grund der ganzen Sportklamotten sogar grösser als von anderen.

Musst du nicht auf mega viel verzichten?

Auch hier lautet meine Antwort:  Es ist eine Frage der Prioritäten. Verzichten heisst, ich kann etwas nicht tun, was mir sehr wichtig ist und was mich glücklich macht. Und was steht bei mir an oberster Stelle? Mein Training! Und nein, darauf muss ich nicht verzichten. Und wenn für jemanden Freunde, Fernsehen oder chillen auf der Couch wichtiger ist, als Training, dann ist das seine Prioliste. Aber dann darf man auch nicht sagen, man würde gern trainieren, hätte jedoch keine Zeit. Wenn ich am Abend mit Freunden verabredet bin und weiss, es wird zeitlich eng, eine Laufeinheit einzubauen, dann stell ich mir den Wecker auf 3:00 Uhr morgens, gehe rennen und bin pünktlich um 06:30 Uhr geschniegelt und gebügelt auf der Arbeit. Und bringt mich das um? Nein, ganz im Gegenteil! Mein Freundeskreis weiss, wie ich lebe und sie wissen auch, wenn sie mehr als eine Stunde mit mir verbringen wollen, dann gerne auf nem gemeinsamen GA1 Longjog, da können wir genauso viel quatschen, wie beim Brunchen im Cafe in der City. Und anstatt im Sommer auf Gartenpartys zu hängen und Bier in mich reinzukippen mach ich mit meinen Freunden lieber eine schöne lange Ausfahrt mit dem Bike. 

Woher nimmst du diese unglaubliche Motivation
und diese positive Energie?

Ich liebe und lebe, was ich tue. Triathlon ist meine Leidenschaft, meine grosse Liebe, mehr als nur ein Hobby – es macht mich glücklich und mehr als zufrieden. Zu beobachten, wie ich Fortschritte mache, zu sehen, wie sich mein Körper verändert, unzählige Stunden in der Natur zu sein, mich im Kopf immer wieder selbst zu besiegen und immer wieder an meine Grenzen und auch darüber hinaus zu kommen, dass ist es, was es für mich so unbeschreiblich macht.

Ich muss niemandem etwas beweisen, ich muss nicht schneller sein, als irgendwer und muss auch nicht das geilere Bike fahren oder den teureren Neopren haben. Das ist mir alles egal. Ich muss Spass haben und mit einem Lächeln finishen, nach dem Training zufrieden die Beinchen hochlegen und neue verrückte Pläne schmieden. Dafür lohnt es sich, die Laufschuhe zu schnüren, wenn andere sich im Bett noch mal umdrehen. Dafür lohnt es sich, am Wochenende um 4:00 Uhr aufzustehen und irgendwo in die Pampa für ein Rennen zu fahren. Dafür lohnt es sich, im Becken die Bahnen zu ziehen, wenn andere sich ihr knackiges Gesäss in der Sonne bräunen. Dafür lohnt es sich, nach der Arbeit aufs Rad zu steigen, anstatt auf die Couch zu fallen.

Dafür mache ich Triathlon!

Für die Sonnenaufgänge, für die klirrende Winterkälte, für die Unmengen an Schweisstropfen, für die schrumplige Haut nach den Schwimmeinheiten, für die furchtbar hässlich, geschändeten Füsse nach den ganzen Laufkilometern, für den Schmerz, den mir Miss Blackroll jeden Abend zufügt, für das Glück, dass ich durch diesen Sport in meinem Leben erfahren darf.

Ich MUSS nie trainieren. Ich DARF, ich KANN, ich WILL – und dafür bin ich dankbar!

Fotos: privat

 

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