Julia schildert ihre Eindrücke von ihrem ersten SwimRun-Abenteuer an der „wilden Küste“ Spaniens.
Die Entwicklungen im SwimRun-Sport habe ich in den letzten Jahren immer etwas aus dem Augenwinkel verfolgt. Natürlich ist mir nicht entgangen, dass sich ein ziemlicher Boom rund um die Sportart, die ihre Anfänge in Schweden hat, entwickelt hat. Dennoch habe ich es bis Ende April diesen Jahres nicht geschafft, für mich auszuprobieren, wie es ist, aktiv dabei zu sein.
Spontane Starts sind die besten
Im April, im Zuge unseres tritime women Aufenthalts in Girona – gab es endlich eine Möglichkeit, das Ganze selbst auszuprobieren: ein Start auf der Kurzdistanz beim SwimRun Costa Brava in der „Individual“-Kategorie bot die perfekte Gelengnheit. Auf den kürzeren Distanzen war es an der Costa Brava erlaubt, auch einzeln, statt wie sonst im Zweierteam, zu starten. Es galt knapp 12 Kilometer zu absolvieren. 2.360 Meter davon schwimmend – aufgeteilt in zehn unterschiedlich lange Abschnitte. Auch die Laufstrecken waren unterschiedlich lang und mit einigen Höhenmetern gespickt. Ehrlich gesagt, war mir bei der spontanen Anmeldung recht wohl, dass ich das Abenteuer für mich allein angehen konnte, denn ich wollte es erst einmal für mich ausprobieren. Wie würde ich mit den Wechseln vom Laufen aufs Schwimmen mit Schuhen und retour zurecht kommen – und dies mehrfach. Ich wollte mir das in Ruhe anschauen und nicht eine zweite Person mit „reinziehen“. Rückblickend hätte ich wiederum gerne jemanden an meiner Seite gehabt, um die besonderen Eindrücke teilen zu können – aber das wusste ich ja vor dem Start noch nicht.
Impressionen zum SwimRun Costa Brava:
Vor, während und nach dem Wettbewerb sind mir einige Unterschiede zum Triathlon aufgefallen. Eine schöne Sache ist: Es braucht nicht so viel Equipment. Ich hatte zum Glück Trailschuhe dabei, die sehr leicht, griffig und auch recht „offen“ waren, sodass das Wasser gut wieder aus dem Schuh laufen konnte. Zudem wollte ich (kleine) Paddles verwenden. Mein Pullbuoy hatte ich mit einer Schlaufe aus einem alten Radschlauch „getunt“, um es so beim Laufen an meinem Bein befestigen zu können. Zur Ausstattung kam noch meine Schwimmbrille, eine Trillerpfeife, ein kleines, wasserfestes Erste-Hilfe-Kit – sowie ein spezieller SwimRun-Neoprenanzug, der uns von HEAD (vielen Dank noch mal) bereitgestellt wurde. Der logistische Aufwand à la „an was muss ich alles denken“ fällt im Vergleich zum Triathlon daher etwas geringer aus. Es muss keine Wechselzone eingerichtet werden, da man das ganze Equipment immer bei sich haben muss. Ebenso hatte ich das Gefühl, dass es nicht so stark um den Lauf gegen die Zeit als Gegner geht – wichtiger als Leistungsdaten und Zeiten ist das (gemeinsame) Absolvieren der Strecke und das Erlebnis in der Natur. Und die war an der Costa Brava beeindruckend schön.
Abwechslungsreiche Laufpassagen
Die Trails führten über Hügel und Stufen entlang von Felsen. Es war ein stetiges auf und ab, durch kleine Tunnels, über Strände und auf der Promenade durch Touristengrüppchen hindurch, die teilweise etwas überrascht schauten. Es war ein bisschen wie Schnitzeljagd – man musste immer wieder schauen, wo sich die nächste Markierungen befand und die nächste Boje platziert war. Das beschäftigte den Kopf doch deutlich mehr, als eine gerade Laufstrecke. Das Wasser des Mittelmeeres an der „wilden Küste“ war mit rund 15 Grad noch recht kühl – aber eigentlich war es mit dem SwimRun-Neoprenanzug und der Sonne im Rücken ganz angenehm. Das Wasser war unheimlich klar, die Sonne glitzerte an der Oberfläche, das Salz kribbelte auf der Haut und auch die Wellen machten mir nichts aus. Es war ein großartiges Naturerlebnis. Irgendwie gewöhnte ich mich recht schnell an den ungewohnten und nicht gezielt trainierten Wechsel zwischen Schwimmen, Klettern und Laufen. Es war ein stetiger Wechsel zwischen Reißverschluss des Neos öffnen und zum Schwimmen wieder schließen sowie zwischen Schwimmbrille auf- und absetzen. Der Kopf war beschäftigt, den besten Weg zu finden – gerade beim Ausstieg und Erklimmen der Felsen oder auch beim erneuten Sprung ins Wasser. Blaue Flecken und Schrammen ließen sich nicht ganz vermeiden.
Das war bestimmt nicht mein letzte SwimRun
Ich hatte Spaß und werde bestimmt wieder an einem SwimRun starten. Vielleicht allein oder gerne auch zu zweit. Vielleicht auch auf einer längeren Strecke. Vielleicht gefiel es mir auch deshalb so gut, weil ich abwechslungsreiche Kurse sehr gerne mag – und zugegeben auch gerne in der Gegend herumschaue (auch im Wettkampf), um alles „aufzusaugen“ – was bei einem neuen Erlebnis, sicher auch noch mal eine intensivere Erfahrung ist.
SwimRun versus Triathlon
Aber noch mal zurück zu den Unterschieden: SwimRun ist definitiv mehr als Triathlon ohne Radfahren. SwimRun – gerade in so einer im wahrsten Sinne atemberaubenden Natur – ist viel näher an Klettern und Trailrunning – als unser klassischer Triathlon. Ein richtiger SwimRun gehört für mich auch irgendwie ans Meer, in Fjorde oder Seen – und nicht in Hallen- oder Freibäder.
Auch die Teilnehmer waren im Vergleich zum Triathlon etwas “anders”. Teamgeist stand viel mehr im Vordergrund bzw. das gemeinsame Ziel, das Erlebnis und Absolvieren der Strecken. Interessant fand ich auch, was so alles als Equipment eingesetzt wurde – z.B. extra große Pullbuoys oder Calf Sleeves mit Auftriebskörpern. Positiv fiel mir zudem auf, dass es deutlich weniger Littering gab – was eventuell daran lag, dass die Teilnehmer vielleicht noch ein etwas intensiveres Verhältnis zur Natur haben und die Folien von Gels etc. nicht einfach in die Gegend werfen.
Im Durchschnitt waren die Teilnehmer geschätzt etwas älter als beim Triathlon. Die meisten waren durchaus ziemlich relaxed und weniger mit Ellenbogen-Einsatz unterwegs, aber dennoch sehr ambitioniert und schnell im vorderen Bereich der Teilnehmerfelder. Die entspannte Atmosphäre mag vielleicht auch an der Stimmung an der Costa Brava gelegen haben – oder typisch für die SwimRun-Szene sein – das muss ich noch herausfinden.
Ich bin sehr gespannt, wie die weitere Entwicklung – gerade auch bei uns in Deutschland in Bezug auf die Aufnahme des SwimRuns unter die Fittiche der DTU aussehen wird. Ich wünsche dem SwimRun auf jeden Fall weiterhin den Spirit der „Freiheit“, Andersartigkeit und Besonderheit – auch für uns Triathleten, um eine willkommene Alternative zum Triathlon erleben zu können.
Text: Julia Martina Heckmann
Fotos: SwimRun Costa Brava