Trainersuche – was man beachten sollte

Was man bei der Trainersuche beachten kann

Was sind Gründe, um sich Coachen zu lassen und was sollte man berücksichtigen, wenn man sich auf Trainersucher begibt. Triathletin Rabea Vögtle schildert ihre Erfahrungen.

„Wieso nimmst du dir einen Trainer?! Du hast doch selbst Sportwissenschaften studiert und kannst dich eh selbst trainieren.“ Des Öfteren kommt es vor, dass ich mit solchen Aussagen konfrontiert werde. Klar, ich habe Sportwissenschaft studiert und kenne die trainingswissenschaftlichen Zusammenhänge, aber das Wissen allein macht einen nicht automatisch zu einem Trainer. Für mich ist es auf jeden Fall hilfreich, dieses Know-how zu haben und alle Zusammenhänge beim Training zu kennen und zu verstehen. Bei einem Trainingsplan geht es allerdings um weit mehr als nur um das theoretische Wissen. Strukturiertes Training ist meist komplexer, als das auf den ersten Blick erscheint. Vor allem im Triathlon, wo es darum geht, drei Sportarten sinnvoll aufeinander abzustimmen. Und dann wäre da auch noch die Sache mit der Erholung.

Daher zurück zu meiner Ausgangsfrage: warum nimmt man sich einen Trainer? Ich möchte euch ein wenig mitnehmen in meine Überlegungen, meine Voraussetzungen und meine Alltagssituation und aufzeigen, warum meine Entscheidung auf Trainerin Susanne Buckenlei fiel.

Als ich mich 2016 entschied, am Inferno Triathlon in der Schweiz eilzunehmen, wollte ich dies mit möglichst guter Vorbereitung tun und gönnte mir das erste Mal eine Trainerin. Schnell war klar, das ist genau mein Ding. Ich brauche einen Plan und es macht mir Spaß, danach zu trainieren. Nach dem Inferno endete dieses Coaching, mit dem ich sehr zufrieden war. Danach fehlten erstmal die sportlichen Ziele und meine zweite Schwangerschaft stand an.

Wie kann man die Trainersuche gestalten?

Was spricht dafür sich einen Trainer zu leisten? Es gibt ein wahres Überangebot an Trainern heutzutage. Das Internet  ist voll mit Coachingangeboten. Teilweise hat man das Gefühl, jeder guter Sportler ist gleichzeitig auch Trainer. Neben den Trainern, findet man auch eine Menge an vorgefertigten Trainingsplänen, die man im Netz frei herunterladen kann, um sich so über ein paar Monate auf einen Wettkampf vorzubereiten. Um herauszufinden, ob man der Typ für einen Trainingsplan ist, sind solche Angebote super. Die Pläne orientieren sich dabei an der breiten Masse, auch finden sich viele „Einsteigerpläne“ sowie Angaben mit dem Ziel, eine gewisse Distanz zu schaffen. Grundsätzlich zeigt jedes strukturiertes Training erst einmal recht schnell Erfolg, insbesondere dann, wenn man das erste Mal nach einem Plan trainiert. Was aber fehlt, sind das Feedback einer zweiten Person, die Auswertung der Einheiten und oft auch der Blick von außen auf das große Ganze.

Wer individuelle Ziele hat, wird zudem schnell merken, dass die Pläne im Netz ihre Grenzen haben. Je ambitionierter das Ziel ist, desto individueller sollten die Trainingseinheiten auf die persönlichen Voraussetzungen abgestimmt sein. Hier kommt das persönliche Coaching ins Spiel und die Suche nach dem passenden Trainer beginnt. Man stößt auf Agenturen, die unterschiedliche Abstufungen von Bronze bis Gold Abos anbieten, ehemalige Profisportler, mit oder ohne Trainerausbildung bis hin zu den Coaches der Profis, die auch Breitensportler unter ihren Fittichen haben. Doch wo und wie fängt man am besten an, zu suchen.

Stellt euch zu Beginn der Suche folgende Fragen:

  • Warum möchte ich überhaupt einen Coach?
  • Welches Ziel verfolge ich?
  • Welche Art von Wettkämpfen möchte ich machen? Soll der Coach selbst darin eigene Erfahrungen bzw. Erfahrungen mit Athleten haben?
  • Soll es ein Mann oder eine Frau sein? Oder spielt das keine Rolle?
  • Wieviel persönlicher Kontakt und Feedback ist mir wichtig?
  • Soll der Coach persönlich vor Ort, in meiner näheren Umgebung sein?
  • Wie sieht eure eigene private Situation aus?
  • Wieviel ist mir ein Trainer wert, was ist finanziell möglich?
  • Wie individuell soll mein Trainingsplan sein, sprich wie gut soll der Plan auf mich angepasst und abgestimmt sein?

Der letzte Punkt steht bei meiner Auswahl ganz oben. Ein Trainingsplan soll bei mir so individuell wie möglich sein. Warum? Weil jeder Körper anders ist und anders reagiert. Jeder Athlet hat eine andere persönliche Situation und auch Erholungs- und Anpassungsprozesse sind von vielen internen und externen Faktoren abhängig und daher ebenfalls sehr individuell zu betrachten.

Rabea auf dem Rennrad

Mit Hilfe eines Plans über ein, zwei Wochen weiß ich, was ansteht und kann dies in meinen Alltag integrieren, ohne dass ich mir groß den Kopf zerbrechen muss. So stellt der Sport für mich eine Auszeit und kleine Oase im oft turbulenten Alltag dar. Ich kann den Kopf lüften und abschalten und dies gleichzeitig mit einer gewissen Qualität im Training verbinden. Da hilft mir sehr – auch mental.

Rabea Vögtle

Trainer ist nicht gleich Trainer 

Immer wieder sieht man Trainer, die sehr viele Athleten betreuen. Wenn ein Coach weit über 100 Athleten hat, stellt sich die Frage, wieviel Individualität noch gewährleistet ist. Und ob das Preis-Leistungsverhältnis wirklich stimmt. Es lohnt sich, da genauer hinzuschauen und auch nachzufragen.

Auch arbeiten viele Coaches mit Plattformen zusammen – das ist prinzipiell dann super, wenn sie diese Plattformen nutzen, um ihre eigenen Pläne damit zu kreieren. Für fragwürdig halte ich es, wenn ein Trainer ein individuelles Training anbietet, der Trainingsplan aber überwiegend von einem Computerprogramm berechnet und zusammengestellt wird.

Und so hab’s ich gemacht

Zunächst habe ich mir die Trainer*innen rausgeschrieben, die mir im Laufe der Zeit zu Ohren gekommen sind oder auf die ich durch andere Athleten aufmerksam wurde. Mir war dabei wichtig, welche Art von Wettkämpfen ich gern machen möchte und dass mein Coach in dieser Art von Wettkämpfen selbst Erfahrung hat bzw. Athleten mit ähnlicher Wettkampfausrichtung trainiert. Und dann hießt es: Kontakt aufnehmen, ins Gespräch kommen und herausfinden, ob „man“ zueinander passt. Übrigens haben auch Absagen oder Wartelisten ihren Vorteil. Diese bedeuten nämlich, dass der Coach nicht einfach beliebig viele Sportler betreut.

Meine persönliche Situation und warum ich einen Trainer möchte           

Als Mami von zwei tollen Kids ist der Alltag in der Regel durch das Familienleben gut gefüllt. Da es mir aber unheimlich Spaß macht, Sport zu treiben und ich meine Leidenschaften Laufen und Triathlon nicht nur nachgehen, sondern auch ambitioniert trainieren möchte, möchte ich das geringe Zeitfenster, das ich habe, sinnvoll und gut nutzen. Qualität im Training nimmt seit der Geburt meiner Kindern einen höheren Stellenwert ein. Früher habe ich auch oft einfach drauflostrainiert, gemacht, auf was ich Lust hatte. Meistens war dabei das Pensum hoch, da ich mich als Bewegungsmensch kaum bremsen kann und mich lieber zu viel als zu wenig, vor allem draußen, bewege. Als ich noch keine Kinder hatte, konnte mein Köper dies relativ gut kompensieren, ich hatte ausreichende Erholung, eine gute Regeneration und genügend Schlaf. Seit ich Mama bin hat sich das geändert. Die Nächte sind kurz, sodass oft die Erholung fehlt. Ein großes Pensum einfach abzuspulen, ist allein aus diesem Grund nicht mehr möglich. Zudem würde ich mich vermutlich in eine völlige Erschöpfung trainieren. Durch einen Plan über ein, zwei Wochen weiß ich, was ansteht und kann dies in meinen Alltag integrieren, ohne dass ich mir groß den Kopf zerbrechen muss. So stellt der Sport für mich eine Auszeit und kleine Oase im oft turbulenten Alltag dar. Ich kann den Kopf lüften und abschalten. Dies gleichzeitig mit einer gewissen Qualität im Training zu verbinden, hilft mir sehr – auch mental.

Rabea beim TrailrunningDer Hauptgrund, mich einem Coach anzuvertrauen und von ihr/ihm trainieren zu lassen, liegt aber dieses Jahr in meinen sportlichen Zielen, den Wettkämpfen, denen ich mich dieses Jahr gerne stellen möchte. Der Respekt ist groß und ich möchte mich bestmöglich darauf vorbereiten. Wenn ich weiß, ich bin gut auf diese Herausforderung vorbereitet, gibt mir das Sicherheit, diese auch schaffen zu können. Auf mich allein gestellt, wäre ich  mit den Einheiten überfordert und auch im Training immer unsicher, ob ich das richtige trainiere und ob es genug ist.

Darf ich vorstellen, mein Coach Susa Buckenlei

Den ersten Kontakt zu Susa hatte ich während meiner Erkrankung am Pfeifferschen Drüsenfieber. Obwohl ich nicht ihre Athletin war, gab sie mir wertvolle Tipps aus ihrem Wissens- und Erfahrungsschatz weiter. Susa war einer der Coaches, die bereits damals zu meinem Favoritenkreis gehörten. Als Profitriathletin hatte sie unter anderem mehrmals den legendären Norseman gewonnen und auch andere verrückte Rennen absolviert. Zudem ist Susa mittlerweile selbst Mutter einer kleinen Tochter und kennt viele Herausforderungen, die das Familienleben mit sich bringt, persönlich. Mir als Athlet hilft es, verstanden zu werden: Auch, was es heißt, schwanger zu sein, eine Geburt zu erleben und mit den Veränderungen, die das mit sich bringt, umgehen zu lernen. Körperlich und psychisch.

Triathloncoach Susanne BuckenleiSusa`s äusserst sympathische, direkte Art kam mir von Anfang an entgegen. Sie ist ein großer Motivator. Sie hat eine klare Linie und einen ganzheitlichen Blick. Ihre Ansagen und Trainingsangaben sind klar und sie lässt den Athleten die Einzigartigkeit und Individualität spüren. Ihre Pläne sind exakt auf den Athleten zugeschnitten, nicht nur auf die Leistungsfähigkeit, sondern, wie mir scheint auch auf die jeweilige Persönlichkeit. Zudem reagiert Susa immer zeitnah, auch wenn eine Einheit mal umgestellt werden muss. Das Training soll ja schließlich kein zusätzlicher Stressfaktor sein. Sie vermittelt dem Athleten dadurch Nähe, obwohl man physisch über zig Kilometer getrennt ist und/oder sich (noch) gar nicht persönlich getroffen hat.

Ihre Professionalität, ihr Wissen und der enge Austausch stärken mein Vertrauen in ihre Arbeit und letztendlich auch in die Weiterentwicklung meiner Leistungsfähigkeit. Susa’s Erfahrungsschatz ist riesig. Bei ihr greifen Theorie und Praxis ineinander und ergänzen sich in meinen Augen perfekt. Die jahrelange Erfahrung als Profiathletin im Training und Wettkämpfen vereint sie mit ihren Ausbildungen als diplomierte Sportwissenschaftlerin und Trainerin.

Coaching trotz ungewissen Zeiten

Die zurücklegende Saison, wenn man überhaupt von einer solchen reden kann, war für uns alle sehr speziell. Plötzlich war es oft nicht mehr uneingeschränkt möglich, seinem Sport und seiner Leidenschaft nachzugehen. Viele Sportveranstaltungen und Wettkämpfe wurden abgesagt oder erhielten erst im letzten Moment eine Genehmigung. Viele Athleten kämpften mit Motivationsproblemen. Wie es dieses Jahr sein wird, weiß im Moment niemand. Ob Veranstaltungen stattfinden können, ist mehr als ungewiss. Trotzdem habe ich mich im Spätsommer 2020 dazu entschieden, mich von Susa trainieren zu lassen. Ich habe sportliche Ziele, ja. Ob es diese Ziellinien in 2021 geben wird, ist noch unklar. Dennoch möchte ich an meinem Trainingsplan festhalten. Er gibt meinem Training und auch meinem Alltag eine Struktur. Es macht Spaß, stärker zu werden, schneller und leichter zu laufen, sich gut und fit zu fühlen. Für mich ist ein Trainingsplan eine Stütze auf dem Weg zur Ziellinie und gleichzeitig auch ein Mittel, Vielseitigkeit in meinen Sportalltag zu bringen, meine Grenzen herauszufinden, Neues zu probieren, die Leichtigkeit im Sport zu bewahren. Mich bestmöglich auf eine große Herausforderung vorzubereiten, ohne die Freude am Sporttreiben zu verlieren. Und sollten die Rennen stattfinden, dann ist das vor allem in dieser speziellen Zeit ein ganz besonderes Highlight. Wir werden sehen. Keep on training …

Text: Rabea Vögtle
Fotos: privat