Zusammenhalt zahlt sich aus

Das Damen-Triathlonteam der Karlsruher Lemminge steigt das zweite Jahr in Folge auf. 2023 messen sich die Frauen aus der badischen Universitätsstadt in der 1. Triathlon Bundesliga mit den besten Mannschaften in Deutschland. Das bedeutet nicht nur sportlich, sondern auch finanziell eine große Herausforderung für das Damenteam und ihren Verein.

In der Triathlon-Ligen hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Immer mehr Damenteams sind am Start. Es wurde eine 2. Triathlon-Bundesliga eingeführt – aufgeteilt in zwei Rennserien der Liga Nord und Süd. Wer Leistung bringt steigt auf. Das haben auch die Damen der Karlsruhe Lemminge zwei Saisons hintereinander geschafft. Mit Zusammenhalt und guter Laune geht es für das badische Team 2023 in der obersten Triathlon-Liga weiter. Wir haben nachgefragt, was das genau für den Karlsruher Verein bedeutet und wie man das Projekt „1. Bundesliga“ stemmen möchte.
Ein Interview mit Teamchefin Anne Neidhardt.

Wer seid ihr und wer sind die Karlsruher Lemminge?
Wir sind das Damenteam der Karlsruher Lemminge. Aktuell sind wir sieben Frauen, die nächstes Jahr in der 1. Bundesliga starten werden. Unser Team besteht aus Studentinnen und jungen berufstätigen Frauen. Unser Verein sind die Karlsruher Lemminge, ein Ausdauersportverein mit den Abteilungen Triathlon, Radsport und Skilanglauf. Wir haben über 270 Mitglieder. Der Verein ist studentisch geprägt. Gegründet 1988 aus einer Hochschulsportgruppe des Karlsruher Instituts für Technologie. Seitdem finden bei den Lemmingen sowohl Breitensportler*innen als auch ambitionierte Leistungssportler*innen ihren Platz. Mit Veranstaltungen wie dem Lemming Swim & Run, dem Turmbergrennen und den Lemming Loppet organisieren wir zudem drei Veranstaltungen in der Region.

Ihr seid 2021 aus der Baden Württembergischen Triathlonliga in die 2. Bundesliga Süd aufgestiegen. Wie lief die Saison 2022? Und was war in der 2. BuLi anders?
Der Gewinn der BaWü-Meisterschaft und der damit verbundene Aufstieg in die 2. Bundesliga war für uns ein großer Erfolg. Dementsprechend sind wir ohne große sportliche Erwartungen in die neue Saison gegangen. Der 2. Platz im ersten Rennen der Saison beim Woogsprint in Darmstadt kam überraschend. Wir haben schnell gemerkt, dass das Niveau in der 2. BuLi im Vergleich zu den Top-Teams aus der BaWü-Liga gar nicht so viel höher ist. Unsere besten Radfahrerinnen konnten die Liga teilweise ganz schön aufmischen.

Wenn beim Start die Bundesliga-Melodie gespielt wird, steigt das Adrenalin besonders an. Mit zwei Fast-Heimspielen in Viernheim und Darmstadt und zwei Wettkämpfen in Bayern, hatten wir nicht ganz so weite Anreisen. Hannover zum Saisonfinale war natürlich eine weite Strecke, aber die hat sich für uns sehr gelohnt.

Nachdem wir am Rothsee und in Trebgast auf Grund von Corona-Ausfällen nicht in Bestbesetzung an den Start gehen konnten, waren wir in der Tabelle auf Platz 6 gerutscht. Mit nahezu perfekten Wettkämpfen zum Ende der Saison in Viernheim und Hannover konnten wir im Endspurt noch die Vize-Meisterschaft holen und uns damit auch den Aufstieg in die 1. Bundesliga sichern.

Was sind eure Stärken als Mannschaft?
Eine unserer großen Stärken ist die Ausgewogenheit unseres Teams. Alle unsere Athletinnen bringen ganz unterschiedliche Stärken mit. Wir haben Starterinnen, die schon sehr erfolgreich auf der Langdistanz sind und daher z.B. eine extreme Radstärke mitbringen. Gleichzeitig haben wir auch ausgezeichnete Schwimmerinnen, die auch in diesem Jahr in der 2. Bundesliga immer ganz vorne mit aus dem Wasser kamen. Dazu zeichnet uns Lemminge schon immer ein sehr starker Zusammenhalt aus.

Wie funktioniert das Liga-System? Welche Mannschaft(en) steigen auf?
In der 2. Triathlon Bundesliga gab es in dieser Saison fünf Wettkämpfe. Pro Wettkampf gehen bei den Frauen vier Starterinnen ins Rennen, von denen am Ende drei in die Wertung kommen. Die Platzziffern der besten drei Athletinnen werden zusammenaddiert, daraus ergibt sich die Tageswertung. In der Tageswertung bekommt das Siegerteam pro Wettkampf 20 Punkte, Platz 2 19 Punkte, Platz 3 18 Punkte usw. Diese Punkte werden über die fünf Wettkämpfe zusammengezählt, woraus sich der Tabellenstand ergibt. Aus der 2. Bundesliga Süd und Nord steigt jeweils das Siegerteam auf. Da bei uns das Team von Amicitia Viernheim gewonnen hat, das schon ein Team in der 1. Bundesliga hat, konnten wir als Vize-Meisterinnen aufsteigen.

Was bedeutet euch der Aufstieg in die oberste Liga. Warum habt ihr euch für diesen Schritt entschieden?
Wir denken, dass der Aufstieg eine einmalige Chance für uns ist. Das war einer der Gründe, weshalb wir uns dafür entschieden haben. Unser Team hat sich den Aufstieg in die 1. Bundesliga erarbeitet und daher möchten die Chance nutzen und  Erfahrungen in einer der besten Triathlonligen der Welt  sammeln. Zudem sind wir sehr stolz darauf, die Karlsruher Lemminge auf dieser großen Bühne zu präsentieren.

Was bedeutet es für euch und euren Verein?
Auf unseren Verein kommen in der nächsten Saison deutlich höhere Kosten zu. Angefangen beim Startgeld, das in der 1. Bundesliga nochmals höher ist, über längere Anreisen, Übernachtungskosten und Wettkampfanzüge. Es gibt einige Bereiche, die mehr Kosten verursachen als dieses Jahr. Organisatorisch haben wir das Glück, bei den Lemmingen sehr gut aufgestellt zu sein. Da bekommen wir von allen Seiten viel Unterstützung. Die Arbeit verteilt sich auf verschiedene Schultern, sodass wir uns sicher sind, alles auch in der 1. Bundesliga gut stemmen zu können.

Werdet ihr anders trainieren?
Wir werden sicher unser Training weiter optimieren. Beim hohen Niveau in der 1. Bundesliga wird es nochmals mehr auf Details ankommen. Wechsel beispielsweise müssen immer sitzen. Einzelne Athletinnen haben schon begonnen, an Schwächen zu arbeiten und wollen unter anderem neue Reize im Schwimm- oder Lauftraining setzen.

Habt ihr genügend Damen in den eigenen Reihen oder müsst ihr zusätzlich nach Unterstützung suchen?
Größtenteils möchten wir mit unserem bestehenden Kader aus der vergangenen Saison an den Start gehen. Zusätzlich haben wir aber auch einige Neuzugänge für nächstes Jahr und sind zudem noch mit ein paar Athletinnen im Gespräch.

Aus finanzieller Sicht ist ein Start in der 1. Bundesliga kein Selbstläufer. Welche Kosten kommen auf euch zu?
Allein das Startgeld liegt bei über 1500 Euro für die kommende Saison. Dazu kommen bis zu 3000 Euro für Übernachtungen und Fahrtkosten. Zusätzlich benötigen wir neue Teambekleidung und Wettkampfanzüge. Wir rechnen momentan mit einem Betrag von mindestens 7500 Euro für die kommende Saison. Ein Trainingslager oder neues Wettkampf-Equipment sind da noch nicht im Budget eingeplant.

Wie wollt ihr diesen Betrag stemmen?
Unsere Suche nach Sponsoren hat bereits begonnen. Wir möchten uns gerne Partner suchen, die langfristig und nachhaltig unser Team und unseren Verein unterstützen wollen. Dabei bieten wir die Möglichkeit, unser Namenssponsor zu werden oder Werbung auf die Team- und Wettkampfkleidung zu platzieren.

Wie gestaltet ihr eure Sponsorensuche?
Wir haben eine Sponsorenmappe erstellt, in der wir potentiellen Partnern unseren Verein und unsere Teams vorstellen. Mit dieser treten wir an unterschiedlichste Unternehmen heran. Wir versuchen dabei regionale Partner, aber auch größere Unternehmen anzusprechen. Von unseren Partnern erhoffen wir uns eine Unterstützung zur Finanzierung unserer Teams oder auch materielle Unterstützung in Form von Teamfahrzeugen für die Wettkämpfe oder Sport-Equipment.

Was ist euch wichtig bei eurer Premiere in der 1. Bundesliga?
Einer der wichtigsten Aspekte für unser Lemming-Team war von Anfang an, dass wir unserer Linie treu bleiben. Für uns war von Anfang an klar, dass wir uns nicht um jeden Preis sportliche Leistung “einkaufen” möchten, sondern mit unseren eigenen Athletinnen die Herausforderung annehmen wollen. Wir möchten die positive Stimmung in unserem Team in die 1. Bundesliga mitnehmen und dort mit Stolz die lemmingblauen Farben vertreten.

Interview: Meike Maurer
Fotos: privat