The Arctic Triple: Sportlich die Lofoten entdecken

Viele von euch kennen Susa Buckenlei sicher als Triathloncoach. Als Profi-Triathletin hat sie unter anderem drei Mal den Norseman gewonnen. Nun hat sich die Fränkin nach längerer Wettkampfspause wieder eine ehrgeizige sportliche Herausforderung gesucht. Das Ziel heißt „The Arctic Triple“ (TAT)  und ist eine dreiteilige Ausdauersport-Rennserie auf den Lofoten.

Interview mit Susa zum The Arctic Triple: Teil 1, Extrem-Triathlon

Susa, als dreimalige Norseman-Gewinnerin ist es die letzten zehn Jahren wettkampftechnisch eher ruhig um dich gewesen. Jetzt hast du offensichtlich noch mal Lust bekommen, eine grössere sportliche Challenge anzugehen. Was steckt genau hinter dieser Motivation und welches sportliche Event hast du dir rausgesucht?

Jahrelang hat es mich gar nicht gereizt, wieder eine Startnummer zu tragen, und ich muss auch eingestehen, dass die Pause vom Wettkampfsport insgesamt viel zu wenig Bewegung bedeutete. Hausbau, Kind und eine zweite Firmengründung haben Spuren hinterlassen. Irgendwann habe ich es vermisst, ein Ziel zu haben. Gereizt haben mich schon am Ende meiner aktiven Zeit vor allem Rennen, die es mir ermöglichen, besondere Orte auf der Welt zu besuchen und in der Natur unterwegs zu sein. Bis heute ist das meine größte Motivation. Vor zwei Jahren kam der Wunsch zu ersten Mal wieder auf, so ein besonderes Rennen zu machen. Ich hatte durch zwei meiner Athleten vom „Arctic Triple Triathlon“-Rennen gehört. Nach genauerem Studium der Webseite fand ich heraus, dass es sich hier nicht nur um einen Triathlon, sondern auch um ein Skitouren(Skimo)-Rennen und einen Ultralauf handelt. Die Lust war direkt da, aber Corona und sehr viel Arbeit machten es zunächst unmöglich und ich habe nicht weiter darüber nachgedacht. Trotzdem landete ich immer wieder auf der Webseite. Ich habe als Kind Skisport betrieben und bin ausgebildete Skilehrerin und daher im Winter viel auf zwei Brettern unterwegs. Somit ist der Reiz dieser drei Rennen für mich sehr groß und Norwegen ist eh mein Lieblingsland für einen Wettkampf.

Wo findet dieses Event, bestehend aus diesen drei Veranstaltungen, genau statt?

Das Arctic Triple-Rennen findet auf den Lofoten, einem Teil einer Inselgruppe in Nordland Norwegens statt. Die Lofoten liegen über dem nördlichen Polarkreis, sind aber dennoch auch von Deutschland gut zu erreichen. Ich war bereits als Kind dort im Urlaub und dieser besondere Ort steht auch schon lange auf unserer „Familien-Bucket-Reiseliste“.

Das TAT hat bei allen drei Rennen immer den gleichen Zielort, den Hafen und die Stadtmittelpunkt von Svolvær. Beim Triathlon (in der KW 33) ist dort auch der Start. Beim Skimo (in der KW 11) gilt es eine Punkt- zu-Punkt-Strecke zu absolvieren, die nördlicher von Svolvær beginnt. Beim Ultralauf (in der KW 22) startet man in Reine, dem südlichsten Teil der Inselgruppe. Jedes der Rennen kann man separat als Einzelstarter machen, es ist aber auch ein Triple in jeweils Bronze, Silber und Gold möglich. Sprich mit unterschiedlichen Streckenlängen. Voraussetzung für das Tripel ist, alle drei Rennen innerhalb von zwölf Monaten zu bestreiten. Egal in welcher Reihenfolge. Gold bedeutet die Langstrecke, Silber die Mittelstrecke und Bronze die Kurzstrecke. Ich habe mich für das Goldtriple entschieden, da meine Rennen immer schon eher nach einigen Stunden begannen, gut zu werden. Das bedeutet für mich folgende Strecken: eine Triathlon-Langdistanz mit 4 km Schwimmen, 196 km Radfahren, 45 km Laufen und mit insgesamt rund 4000 Höhenmetern. Der Skimo führt über rund 36 km und hat ebenfalls circa 4000 Höhenmetern, die über acht Gipfel verteilt sind. Beim Ultralauf gilt es 100 Meilen zu absolvieren, sprich 167 km, mit etwas mehr als 7000 Höhenmetern.

Was zeichnet die Lofoten aus? Wie sind die Bedingungen in dieser Region?

Die Lofoten sind bekannt für Ihre rauen, steilen aber nicht sehr hohen Berge, für kristallklares Wasser und für wunderschönen weiße Strände. Das Wasser ist kalt – am Triathlon-Renntag hatten wir knapp 12 Grad. Auf dem Fahrrad erwartet einen vor allem Wind und natürlich ist die Regenwahrscheinlichkeit am Meer im Norden immer hoch. Tatsächlich war es bei uns aber sonnig, trocken und wunderschön. Die Temperaturen liegen im August im tiefsten Fall bei circa 10 Grad und maximal bei rund 20 Grad. Für Hitzetypen sicher nicht das richtige Rennen, aber für Fans des Extrem-Ausdauersports perfekt.

Im August 2022 hast du bereits den Extrem-Triathlon dort bestritten – 4 km Schwimmen, 196 km Radfahren und 45 km Laufen. Wie hast du dich vorbereitet und wie lief das Rennen?

Ziemlich genau ein Jahr vor dem Triathlon-Rennen war mein Bedürfnis, mir ein Ziel zu setzen so groß, dass ich mich angemeldet habe, obwohl ich körperlich noch in katastrophaler Verfassung war. Im Grunde musste ich bei Null starten. Leider kam nach einer OP auch noch eine Lungenentzündung dazu und ich war bis Ende Dezember außer Gefecht. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass im Frühjahr mit Problemen im Rücken und Nickelvergiftung noch mehr Hürden auf mich warteten, wäre ich sicher schon ins Zweifeln gekommen. Ein Virus – ich vermute Corona, aber nie positiv getestet – sieben Wochen vor dem Rennen, hat meiner semioptimalen Vorbereitung noch die Krone aufgesetzt. Kurzgesagt: die Vorbereitung lief holprig und ich weiß, dass ich nicht vorbereitet genug an den Start gegangen bin. Mir wurde zwar im Vorfeld oft Angst und Bange, aber gleichzeitig war die Vorfreude immer noch groß.

Ich sag vor jedem Rennen meinen Athleten: Es ist nur ein Tag Sport und das konnte ich mir selbst mit meinem Trainingszustand irgendwie vorstellen. Die Realität sah folgendermaßen aus: ungefähr zehn richtige Schwimmeinheiten im Pool, unter zehn Einheiten auf dem Triathlonrad und nur vier lange Läufe. Insgesamt so viele Trainingsstunden, dass ich zumindest eine Chance für ein erfolgreiches Finish des Rennens sah.
Der Renntag lief zum Glück ganz anders als die Vorbereitung. Ich hatte von Anfang an eine gute, sehr ruhige Stimmung in mir und das blieb den ganzen Tag so. Im Schwimmen gab es nur einen Schreckmoment, als mir Krämpfe in beide Beinen schossen. Das hätte mich früher sicher komplett aus dem Konzept gebracht, aber dieses Mal blieb ich ruhig. Die Krämpfe begleiteten mich zwar durch das ganze Rennen, aber der Gedanke, es könnte deswegen nicht bis ins Ziel reichen, kam nie auf. Das Radfahren war im Vergleich zum Training einfach perfekt. Gleichmäßig und ohne größere mentale oder körperliche Hänger. Arne Reuther, der spätere Sieger, war weit weg, aber Platz 2 der Männer am letzten Wendepunkt immer noch in Sichtweite. Der Vorsprung vor der zweiten Frau betrug fast eine Stunde. Ich bin also sehr glücklich vom Rad gestiegen, vor allem, weil sich das Laufen trotz der wenigen Kilometer, zu meiner liebsten Disziplin entwickelt hat. Leider kam dann doch das große Erwachen und natürlich auch die logische Erkenntnis: Training wird nicht überbewertet und wäre doch dringend nötig gewesen.

Selbst die 25 km im Flachen waren einfach nur eine Qual und ein einziger Versuch, die Krampfansätze nicht zum Krampf werden zu lassen. Aber immerhin konnte ich mein Motto „es wird nicht gegangen“ bis zur Bergsektion einhalten. Im Gelände lief es soweit ok für mich. Es ging darum, nichts zu riskieren und gut ins Ziel zu kommen. Die Cut-offs sind zurecht sehr hart beim The Arctic Triple, weil ein zu spätes Erreichen der Bergabschnitte, gefährlich werden kann. Vor allem bergab war meine Muskulatur komplette am Ende und ich musste einige Male auch auf dem Hosenboden rutschen, weil ein Steigen bergab nicht mehr möglich war. Trotzdem habe ich die Strecke extrem positiv in Erinnerung, da es landschaftlich wunderschön war. Mein Partner Tobi der die Sektion mitgelaufen ist, musste sich zwischendurch allerdings die Frage stellen, wie viele Jahre älter mich das Rennen gemacht hat 🙂. Als Coach mag ich es nicht, wenn man Training und Wettkampf unterschätzt. Allerdings wäre nur die Wahl geblieben, nicht an den Start zu gehen und das war komischerweise nie eine Option in meinem Kopf. Der Fischburger im Ziel war es allemal wert und den Tag mit meiner ganzen Familie, die mitgekommen war, zu erleben auch.

Derzeit steckst du mitten in den Vorbereitungen für dein zweites Rennen dort. Dieses Mal geht es um Skibergsteigen bzw. Ski Mountaineering (SkiMo). Welche Strecke muss genau bewältigt werden? 

Der Skimo über die Langstrecke geht über rund 36 km und 4000 Höhenmeter. Dabei besteigt man acht Gipfel und am Ende finisht man wieder in Svolvær auf dem Markplatz am Hafen. Die Berge sind mit maximal 700 Meter nicht sehr hoch. Unterschätzen sollte man sie dennoch nicht. Einige Sektionen müssen mit den Steigeisen bestritten werden, da sie zu ausgesetzt sind. Es ist nichts dabei, was ich mir nicht zutraue, aber ich habe trotzdem sehr viel Respekt vor dem Rennen. Dieser Wettkampf und der Ultralauf werden sicher die größten Herausforderung in meiner bisherigen sportlichen Laufbahn. 

Unter Triathleten ist das Skitourengehen eher weniger verbreitet, weil vielen der Bezug zum Skifahren fehlt. Welche Verbindung hast du zu dieser Sportart und wie erfahren muss man sein, um an diesem Rennen mitmachen zu können?

Ich stand mit drei Jahren zum ersten Mal auf Skiern und konnte mit vier bereits mit meinen Eltern schwere Abfahrten bestreiten. Es ist ein großer Vorteil, wenn man das Skifahren als Kind lernt, da die Angst vor steilem Gelände und Geschwindigkeit so nicht aufkommt. Da mein Heimatverein eine sehr gute Jugendarbeit macht, konnte ich irgendwann in den Verbandskader aufgenommen werden und so wie es im nordbayerischen Rahmen möglich ist, einige Jahre den Rennsport betreiben und ihn mit der Oberstufe als Skilehrer abschließen. Die Lizenz verlängere ich jedes Jahr und bin im Privaten auch noch viel alpin, auf der Loipe und eben auf Tourenski unterwegs.
Man sollte für dieses Rennen auf jeden Fall sehr sicher auf dem Skier stehen, da die Abfahrten natürlich nicht auf präparierten Pisten, sondern im Gelände stattfinden. Zusätzlich sollte man mit allen Schneeverhältnissen und mit jedem Gefälle zurechtkommen. Bergauf sollte man zudem den Umgang mit Fellen und steilen Abschnitten beherrschen, weil gerade im steilen Gelände die Sicherheit auf den Skiern die Voraussetzung sind, den Gipfel überhaupt zu erreichen. Beim Triathlon kann man sich innerhalb von Wettkämpfen langsam an die Strecken und Disziplinen rantasten, beim Skimo muss die Erfahrung und Technik im Vorfeld vorhanden sein, sonst riskiert man nicht nur ein DNF.

Wie bereitest du dich derzeit auf den Wettkampf vor? Was ist besonders wichtig, wenn man über mehrere Stunden im Schnee auf Skiern unterwegs ist?

Ich hatte schon in der Corona-Zeit, nachdem das Reisen wieder möglich war, oft meinen Arbeitsplatz in den Schnee verlegt. Meine Tochter ging lange nicht in den Kindergarten und so war es die Chance, sie schon sehr sicher auf die Skier zu stellen. Jetzt kann sie mit uns bereits nahezu alles fahren. Meist wechseln wir uns bzgl. Tourengehen ab – Tobi, mein Mann, wird das Rennen auch bestreitet – es war sein (ganz uneigennütziges :-)) Geburtstagsgeschenk. Den restlichen Tag fahren wir zusammen alpin. So können wir den Sport auch familienfreundlich gestalten.

Beim Skitourengehen ist Gleichmäßigkeit, Kraft und eine gute Verpflegung in meinen Augen das A und O. Geht man zu hart an, ist der Ofen irgendwann aus und man kann sich weder im Anstieg noch im Abstieg wirklich erholen. Man unterschätzt, dass gerade die Abfahrt nach dem Aufstieg sehr anstrengend ist, da durch den hohen Krafteinsatz und den Mix aus statischer und dynamische Belastung sehr viel Laktat anfällt. Und genau das, heißt es jetzt zu trainieren. Auch die Strukturen wie Sehnen und Bänder, vor allem rund ums Knie oder an der Hüfte müssen stabil sein, da hohe (Scher-)Kräfte wirken. Grundsätzlich merke ich, dass ich mit nun doch einigen Jahren mehr, noch besser auf meinen Körper achten muss. Ein Arzt hat mir mal gesagt: Leistungssport ist Körperpflege und das kann ich nur unterschreiben.

Vor was hast du am meisten Respekt?

Es ist ein Mix aus mehreren Dingen: Diese Rennen finden in absolut ursprünglicher Natur statt. Das ist der Grund, warum ich nach Norwegen reise. Allerdings habe ich vor Bergen immer großen Respekt. Berge und Schnee können eine sehr gefährliche Kombination bedeutet und hier gehe ich kein Risiko ein. Dem Organisationsteam ist die Sicherheit auf der Strecke extrem wichtig und sie passen, wenn nötig den Kurs den Schneeverhältnissen an. Das ist für mich entscheidend, zu wissen. Dazu kommt die Länge des Rennes. Das, was auf Bildern schön aussieht, das Abfahren im unberührten Schnee, wird nach vielen Kilometern und Höhenmetern teilweise schwer werden. Dazu lässt sich das Wetter nicht vorhersagen. Man muss mit allem rechnen: von Sonne und Sicht aufs Meer – bis hin zu Nebel und Schneesturm. Die Freude auf das Rennen ist dennoch unglaublich groß, denn es wird sicher ein Abenteuer und eine Erinnerung fürs Leben.

Danke Susa für das Interview und viel Erfolg für das Rennen Mitte März.

Fotos: Kristin Folsland Olsen
Interview: Meike Maurer

The Artic Triple: Teil 2 von 3 – auf Skiern unterwegs

Die Kombination aus Triathlon-, Trailrunning- und Skimountaineering-Wettkampf – sprich Skitourengehen – ist sicher einzigartig im Wettkampfgeschehen. Genau das war allerdings auch der Grund, warum ich mich für den Artic Triple begann zu interessieren. Seit meiner Kindheit begleiten mich Triathlon und Skifahren. Trotzdem war ich mich lange unsicher, da mir die Lofoten als anspruchsvolles Gelände bekannt sind und Training für mich Vorort vor den Rennen nicht möglich sein würde.

Entscheidung für das Skitouren-Rennen
Da ich mich auf Skiern aber sehr sicher fühle und auch mein Partner Tobi sich entschloss, das Rennen mitzumachen, entschieden wir uns für die Teilnahme. Durch meine Fortbildung zum A-Trainer bei der Deutschen Triathlon Union im Winter, war die Vorbereitung in den Wochen vor dem Rennen etwas stressiger und knapper als gewünscht. Das Finish und das Erleben der norwegischen Berge stand daher klar im Vordergrund.

Die Rennwoche
Wir sind mit Tourenski- und Langlauf-Ausrüstung bereits eine Woche vor dem Rennen auf die Lofoten gereist und wurden direkt von einem Schneesturm auf unserem Weg von Evenes nach Svolvaer empfangen. Am Nachmittag hat sich der Sturm gelegt und wir konnten am Abend eine kleine Skitour auf den Hausberg gehen. In der Rennwoche gab es täglich nachts Neuschnee und tagsüber Sonnenschein, blauen Himmel und Pulverschnee. Die Tage bis zum Rennen waren vollgepackt mit Kilometern auf der Loipe und wunderschönen Skitouren. Die Aussicht von den Bergen auf das Meer wird für mich immer etwas ganz Besonderes bleiben.

Es ist uns schwergefallen das normale Tapering für das Rennen einzuplanen, da die Bedingungen zu perfekt waren, um in der Hütte zu sitzen. Etwas Erholung war dennoch wichtig, denn am Renntag sollten acht Gipfel mit insgesamt 36 km und 4000 Hm sowie einem Part mit Steigeisen über einen Bergkamm auf uns warten.

Unser Ziel war es, zügig durchzugehen und trotzdem die Berge, die Ausblicke und die Stimmung zu genießen.

Alles nach Plan
In der Nacht vor dem Rennen gab es sehr starken und eisigen Wind, somit mussten wir kurzzeitig befürchten, dass die Originalstrecke verkürzt werden würde. Bisher musste fast jedes Jahr die Strecke auf Grund des Wetters angepasst und verkürzt werden. Mein größter Wunsch war es allerdings, die ganze Strecke gehen zu können. Wir hatten Glück: das Renne konnte am nächsten Morgen um 7.30 Uhr wie geplant gestartet werden.

Besetzt war das Rennen sehr professionell, unter anderem mit dem 5-fachen Weltmeister im Skitourengehen, dem Franzosen Mathéo Jacquemoud, der auch schon das Rennen auf den Lofoten drei Mal gewinnen konnte. Schon beim Wechsel der Felle waren einige Athleten und Athlethinnen in einer anderen Liga unterwegs, aber das spielte keine Rolle. Unser Ziel war es, zügig durchzugehen und trotzdem die Berge, die Ausblicke und die Stimmung zu genießen. Die Taktik war klar. Wir wollten das Rennen ruhig angehen, weil wir keine Vorstellung hatten, was uns erwarten würde. Am Ende war es einfach nur schön. Die Beine waren bis zum Schluss gut. Wir hatten viel Spaß bei den Abfahren durchs Gelände. 7,5 Stunden in Bewegung und 2 Stunden für Fellwechsel, verpflegen und Smalltalks lassen sicher Raum für Verbesserung. Für uns war das Erlebnis perfekt und der obligatorische Fischburger im Ziel war nach dem langen Skitag die Krönung. Unsere Winterwoche auf den Lofoten war ein Traum: super Wetter, außergewöhnlich schöne Touren, tolle Menschen, Polarlichter und Elche. Hier bleibt definitiv wenig Spielraum für Verbesserung.

Unser Glück war perfekt, als Tobi in der Lotterie bei der Siegerehrung noch einen Hin- und Rückflug für zwei  Personen gewann, den wir nun für die dritte Reise auf die Lofoten zum Trailrun-Event nutzen können.

Vorfreude auf den letzten Teil – das Trailrunning-Event
Am 2. Juni steht der letzte Wettkampf an, der das Arctic Triple vollständig machen soll: der 100 Meilen Lauf vom Süden der Lofoten über 7000 Höhenmeter wieder in den Ort Svolvaer. Eine Strecke, die weit länger ist, als alles, was ich je in meinem Leben gelaufen oder gegangen bin. Und die Cut-off Zeiten lassen keine größeren Pausen zu.

Gesundheitliche Probleme
Bereits vor dem Triathlon letztes Jahr hatte ich immer wieder Probleme mit der Statik, die das Lauftraining deutlich erschwerten. Leider hab ich dieses Thema noch nicht komplett in den Griff bekommen. Ich bin dennoch dankbar, dass ich in den letzten Monaten so viel professionelle Unterstützung und Betreuung erfahren durfte. Ich möchte auf jeden Fall an der Startlinie stehen und alles versuchen. Gleichzeitig weiß ich, dass dieser Trailrun mein härtester sportlicher Kampf wird, den ich bisher bestritten habe. Es ist daher kein Wunder, dass momentan meine Gefühle Achterbahn fahren. Ich freu mich auf diesen wunderschönen Lauf durch die Lofoten und in der nächsten Sekunde habe ich einen Höllenrespekt und sogar Angst vor der Länge und Härte des Rennen.

Fotos: Kai-Otto Melau

The Arctic Triple – Teil 3 von 3, 100-Meilen-Laufen

The Atctic Triple, 100-Meilen-Lauf, Lofoten

Mit dem 100-Meilen-Lauf stand für mich Anfang Juni der härteste Teil des Arctic Triples auf dem Programm. Gefühlt kamen alle Rennen zu schnell nach dem Trainingsbeginn. Im Triathlon konnte ich allerdings viel durch Erfahrung kompensieren und während des Skitouren-Rennens haben wir den Tag eher ruhig gestaltet und waren durch viele Stunden in den Bergen auch fit.

Für einen 100-Meilen-Lauf – das sind 160,9 km – habe ich mich leider zu keinem Zeitpunkt fit genug gefühlt. Erfahrung hatte ich für diesen Part auch nicht wirklich, da es meine Premiere über einen so langen Traillauf-Strecke in schwierigem Gelände werden sollte.

Drei Rennen in zwölf Monaten
Zudem war ich körperlich angezählt. Eine Verletzung im Bereich der Quadrizepssehne am Knie war nach dem ersten Teil, dem Extrem-Triathlon immer präsent, mal mehr, mal weniger. Beim Tourengehen mit den Skiern war es erträglich, beim Laufen leider nicht. Am Ende wurde es zwar immer besser, aber die Umfänge im Training waren zu gering und aufgrund des langen Winters in den Bergen war ich auch zu wenig technisch und spezifisch unterwegs. Ein Sturz mit erneuter Zerrung der gleichen Stelle vier Wochen vor dem Rennen, machte es nicht einfacher.

Ich hätte mir gerne mehr Zeit gewünscht: mehr Zeit zum Ausheilen und um dann vernünftig das Training aufzubauen. Aber um das Triple zu beenden, gibt es nur die eine Chance. Alle drei Rennen müssen innerhalb von zwölf Monaten gefinisht werden. Daher wollte ich dem Ganzen zumindest eine Chance geben.

Die Vorfreude auf Land, Leute und Natur war wie immer groß und wurde voll erfüllt. Obwohl wir bei 25 Grad in, und bei rund 6 Grad und Regen, aus dem Flieger gestiegen sind, waren wir wieder überwältigt von der Inselgruppe hoch im Norden.

Impressionen von Susa´s Reise zum 100-Meilen-Lauf auf die Lofoten

Regen am Renntag
Der Regen dominierte leider seit längerer Zeit und es wollte auch in der Rennwoche nicht wirklich trocken sein. Das ließ schon erahnen, dass das Rennen eine sumpfige und nasse Angelegenheit werden würde. Die Schönheit der Landschaft bei Sonne, aber auch bei Regen entschädigte trotzdem. Genauso wie das besondere Licht der Mitternachtssonne. Dennoch wünscht man sich für 100 Meilen zu Fuß und nonstop keine Nässe oder gar Schnee von oben und dauernasse Füße. Die Hoffnung auf trockene Renntage, schwand aber nach und nach beim Blick in die Wetterapp. Am Rennmorgen war klar: trocken werden wir nicht lange sein und gute Kleidung, sowie viel Verpflegung werden das A und O in diesem Rennen sein.

Der 100-Meilen-Lauf startet am südlichsten Ende der Lofoten mit einer Bootsfahrt ab Reine hin zur Startlinie im Kirkefjord. Die Stimmung war entspannt, gelöst und besonders. Zuerst gingen die 100-Meilen-Startet auf die Strecke, eine Stunde später starteten die Staffel. Die Teilnehmer der kürzeren Strecken sollten am nächsten Morgen auf die Strecke gehen.

Die technischen Laufparts verlangten mir alles ab
Schon kurz nach dem Start begann es zu regnen und die technisch schweren Abstiege wurden nicht einfacher. Schnell war mir mein großes Defizit klar: weder meine Sehnen, Bänder noch Muskeln und Gelenke waren auf die Schwere und technische Komponente des Laufes vorbereitet. Mir blieb nichts anderes übrig, als mir Zeit zu lassen und in den wenigen flachen Stücken auf den ersten 50 bis 60 Kilometern, ordentlich zu laufen. Viel Zeit verlor ich in jedem Abstieg, nicht aber meine gute Laune. Zeit hatte plötzlich eine ganz andere Dimension: Zwei, drei Stunden fühlten sich an wie eine. Bis Kilometer 45 konnte ich die Strecke genießen: trotz Sumpf, teilweise nur knapp über 0 Grad und Regen, technischen Abstiegen und bereits früh gebrochenem Carbonstock. Ich war in meiner Blase und auf meinem Weg. Danach kam ein technisch sehr schwerer Teil, in dem ich mich teilweise nicht immer wohlfühlte. Glücklicherweise war ich zu diesem Zeitpunkt in Begleitung eines dänischen Teilnehmers. Die gegenseitige Hilfe machte es in den schweren Abschnitten sowohl körperlich, als auch mental einfacher. Nach einer ausgedehnten Pause und komplettem Kleiderwechsel bei km 56, freute ich mich auf die bald folgenden flachen 20 Kilometern auf Asphalt mit endlich wieder trockenen Füssen. Leider lag zwischen dem Check-Point und diesem Teilstück noch ein längerer Abschnitt über einen Felsenstrand ohne vorgegebenem Wege und steilen Felsen. Unendlich schien das Klettern über die rutschigen Steinformationen und immer wieder knickte ich in den Sprunggelenken um und verdrehte mehrmals mein Knie. Ich musste es mir immer wieder eingestehen, dass die Strukturen für so etwas noch nicht stabil genug waren.  Nachdem ich auf dem rechten Knie nicht mehr landen konnte, wir aber immer wieder von den Felsen springen mussten, war irgendwann auch die linke Hüfte gefühlt am Ende. An der Stelle war klar: mit bisher knapp 70 Kilometern und noch knapp 90 vor mir, waren die Chancen das Arctic Triple zu beenden, gleich Null. Als ich endlich aus dem Felsenstrand draußen war, war selbst das Gehen zu meiner Familie im VW-Bus, eine absolute Qual.

Es gab nichts schön zu reden: es war zu schwer, ich zu schwach, bzw. nicht gut genug trainiert.

Die DNF ist für mich in Ordnung
Ich bin mit dieser DNF fein. Ich habe es probiert, aber war nicht ready, um so ein Rennen zu bestehen. Ich war und bin traurig, das Triple nicht vollendet zu haben. Es war ein großer Traum, da ich die Kombination der drei Rennen, die Kulisse, die Menschen, und alles Drumherum großartig finde. Trotzdem bleibt weiterhin ein gutes Gefühl, wenn ich an das Rennen denke. Ich nehme soviel Positives aus dieser Woche, aber vor allem auch aus diesen 70 Kilometern mit. Sie waren intensiv, die Begegnungen besonders und wenn ich zurückschaue, bin ich stolz auf sie und sie werden unvergesslich bleiben. Ich kann keine Enttäuschung fühlen … nur ein bisschen Traurigkeit, die Serie nicht beendet zu haben.

Die Frage ob ich es nochmal angehe, wurde mir in den letzten Wochen oft gestellt. Meine Antwort während des Rennens und auch danach: Es gibt keinen weiteren Versuch. Das würde bedeuten alle drei Rennen nochmal zu machen. Und um den 100-Meilen-Lauf in diesem extremen Gelände bestehen zu können, müsste auch noch sehr, sehr viel passieren.

Aber ich sag niemals mehr nie
Jetzt ist schon wieder etwas Zeit vergangen und mittlerweile laufe ich wieder schmerzfrei. Das macht natürlich etwas im Kopf. Vor allem, wenn man nicht gut ist, mit offenen „Träumen“. „Rechnung“ möchte ich nicht sagen, denn ich fühle keine offenen Rechnungen mehr im Sport. Aber Träume gibt es noch. Dazu kommt, dass die Triathlon-Strecke komplett geändert wurde und sie mir tatsächlich noch besser gefällt. Zudem sagt mein Partner, dass er das Skitouren-Rennen sehr gerne nochmal machen würde. Und ich weiß, dass es vielleicht auch noch den einen oder anderen verrückten Menschen gibt, der einen 100- Meilen-Lauf mitlaufen würde.  Träumen darf man und ich weiß aus meiner Erfahrung, dass ich niemals mehr sagen sollt: „ich werde das niemals mehr machen“ :-).

 

Text: Susanne Buckenlei
Fotos: Volker Strobel und privat