Triathletin Julia Skala ist 28 Jahre alt und startet seit letzter Saison als Profi. Was das genau für sie bedeutet, wie ihr Alltag aussieht und wie sie ihren Lebensunterhalt bestreitet, erfahrt ihr in den nächsten Monaten hier, denn wir begleiten die gebürtige Oberfränkin durch die Saison 2023.
Julia Skala vorgestellt
Triathlon macht Julia eigentlich schon seit sie klein ist. Zumindest ist sie als Kind schon bei dem einen oder anderen Kinder-Triathlon gestartet. Mit 16 Jahren begann sie, regelmäßig zu trainieren. Seit sie 22 ist, arbeitet sie mit einem Trainer. „Davor hat mein Papa viele Trainingsinhalte vorgegeben,“ erklärt die gelernte Polizeibeamtin.
Selten mit sich komplett zufrieden, strebt die Perfektionistin immer nach mehr. Passend zu diesem Charakterzug lautet ihr Motto: „If you play small, you stay small.“ Zusammen mit ihrem Lebenspartner Michael Kalb, der auch Triathlon-Profi ist, setzt das Paar alles auf ihre gemeinsame Leidenschaft. Er ist ihr Partner und Trainer zugleich. Zusammen sind sie dabei, ihre eigene Marke im Triathlon aufzubauen. P3 steht für Project Physical Power und ist die Coaching- und Trainingsplattform der beiden.
„Der größte Vorteil für mich ist, dass Michel als mein Partner und gleichzeitig auch Coach bereits nach dem Aufstehen beurteilen kann, was man mir an diesem Tag zumuten kann. Das gilt besonders mit Blick auf meinen Zyklus und auch bei kleinen Anzeichen auf einen Infekt. Außerdem kennt er mich und meinen Mindset in und auswendig und weiß meistens, sofort zu reagieren, wenn ich etwas am Kämpfen bin.“

Derzeit ist P3 ihre Haupteinnahmequelle, da sie vom Profisport noch nicht leben können. Mehr zu P3 werden wir euch in einem der nächsten Beiträge erzählen. Ebenso werden wir über ihr letztes Jahr im ausgebauten T4 Bus berichten. Ja, ihr hab richtig gelesen, letzten Sommer waren die beiden derzeitigen Wahl-Allgäuer in ihrem VW-Bus unterwegs und hatten ihre Wohnung aufgelöst. Leben, trainieren, schlafen alles auf kleinstem Raum und auf vier Rädern. „Es ist sicher nicht für jeden geeignet, für uns gehört der letzte Sommer so allerdings zu einem der bisher schönsten in unserem Leben.“ Klingt auf jeden Fall nach viel Spaß und Abenteuer zusammen.
Das nächste Rennen der beiden wird die Challenge Gran Canaria am 22. April 2023 sein.
Wir drücken die Daumen und werden berichten.

Julia Skala: Manchmal gibt es Tage, an denen ich zweifele
Nachdem der Einstieg in die Saison mit meinem zweiten Platz beim Triathlon Portocolom im April super geklappt hat, lief es danach weniger rund. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Aber das Schöne ist, nach jedem Tief geht es irgendwann auch wieder bergauf. Welche Hürden es als Profi zu meistern gibt und wie ich bzw. wir versuchen, mit Druck und Stress umzugehen, ist das Thema dieses Beitrags.
Eine Woche nach dem Rennen auf Mallorca war plötzlich der Wurm drin. Michael, mein Freund und ebenfalls Profi-Triathlet fing sich eine Entzündung ein, welche in der Notaufnahme entfernt werden musste, der Wettergott hatte nur Regen im Gepäck und die Einheiten liefen nicht so von der Hand wie in den Wochen zuvor. Viel Zeit zum Durchschnaufen gab es nicht, denn bereits zwei Wochen nach dem Rennen auf Mallorca wollten wir bei der Challenge Gran Canaria an der Startlinie stehen. Nach einigen aufbauenden Gesprächen und etwas Vertrauen, in die vielen erfolgreich absolvierten Trainingswochen, ist es uns gelungen, beim Rennen auf Gran Canaria an der Startlinie zu stehen.

Challenge Gran Canaria
Das Rennen auf Gran Canaria war im letzten Jahr mein erstes Profi-Rennen und somit wusste ich, was auf mich zukommen sollte. Besonders die technisch herausfordernde und extrem wellige Radstrecke sorgten bei mir schon Tage vor dem Rennstart für ein mulmiges Gefühl. Zudem war die Startliste gespickt mit national und international Größen der Triathlonszene, was mich derzeit noch unsicher werden lässt.
Nach meiner Schwimmperformance, die einem Disaster glich, hatte ich auf dem Rad wieder ein gutes Gefühl und ich konnte langsam wieder zurück ins Rennen finden. Daß meine anschließende Laufleistung für die dritt schnellste Laufzeit reichte und ich dadurch auf dem 8. Platz ins Ziel kam, macht mich nachträglich auf jeden Fall zufrieden. Im Vergleich zu letztem Jahr war ich zehn Minuten schneller. Das spricht für unsere gute Arbeit über den Winter
In den kommenden Wochen werde ich mich allerdings um zusätzlichen Support beim Schwimmen kümmern.
Fazit zum Rennen
Leider reichen Ok-Rennen nicht aus, denn neben unserer Triathlon-Coaching Plattform P³-ProjectPhysicalPower, sind Triathlon-Rennen eine unserer Einnahmequelle. Zum Verständnis: Die An-und Abreise zum Rennen nach Gran Canaria hat mich alleine rund 600 € gekostet. Geld verdient habe ich keines, denn das Preisgeld ging bis zum 6. Platz. Sponsoren, die für Reisekosten aufkommen, habe ich derzeit auch nicht. Das Ganze war somit ein Minus-Geschäft, wenn man es rein vom finanziellen Aspekt betrachtet. Das kann durchaus für Leistungsdruck sorgen. Letztendlich müssen auch wir am Monatsende unsere Rechnungen bezahlen.
Stressmanagement und Selbstzweifel loswerden
(Selbstgemachter) Leistungsdruck, stressige Wochen die neben einem vollen Trainingsplan noch weitere herausfordernde Aufgaben mit sich bringen und Selbstzweifel bringen mich hin und wieder aus dem Konzept. Sicher ein Punkt, auf meiner to-do-Liste, an dem ich noch viel arbeiten muss: Ich versuche mich in diesen Momenten, nicht mit anderen zu vergleichen, sondern nur mit mir selbst. Wo bin ich gestartet? Und wo stehe ich heute? Eine große Rolle spielt hier auch mein Partner und Coach Michel. Er weiß meistens genau, welche Situationen meine Selbstzweifel triggern und findet oft auch die passenden Worte, wenn ich den Fokus verliere.
Auch Krankheiten oder Verletzungen werfen mic schnell aus der Bahn. Gerade jetzt erst habe ich eine Woche Grippe hinter mir. Ich konnte sieben Tage nicht trainieren. Normalerweise hätte ich mir schon nach zwei Tagen wegen der ausfallenden Trainingseinheiten Druck gemacht. Dieses Mal habe ich bewusst versucht, die Zeit zu nutzen um Bücher zu lesen, Hörbücher anzuhören, an mentalen Aufgaben zu arbeiten und die Spaziergänge mit unserem Hund zu genießen. Solche Situationen zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen, stellen für mich auch schon eine Art Erfolg dar. In besonders stressigen Phasen hilft es mir auch, eine Prioritätenliste zu erstellen. So führt man sich schnell vor Augen, welche Punkte wirklich wichtig sind und welche auch ganz entspannt eine Woche später in Angriff genommen werden können.
Kleine Planänderung
In gut zwei Wochen wäre eigentlich The Championship Samorin auf dem Plan gestanden. Anstatt nach Samorin fahren wir jetzt nach Frankreich. Kosten sparen und den Stresspegel so gering wie möglich halten und ehrlich gesagt auch, um dem Herzen zu folgen. Bereits während unseres Jahrs „Vanlife“ haben wir Frankreich lieben gelernt. Innerhalb von einer Woche finden dort zwei Rennen nur wenige Kilometer auseinander statt. Der Bus ist so gut wie gepackt. Es kann losgehen.
Text: Meike Maurer
Bilder: Ingo Kutsche