Nachtlauf beim Trailfestival in Montreux

Jenni und Mone beim Trailfestival in Montreux

Don’t stop me now … I’m having such a good time … oh ja, das hatten Jenni und Mone eindeutig in den Bergen der französischen Schweiz, auch wenn es anders kam, als geplant.

Anfang August ging es für Jenni und Mone zum Montreux Trailfestival an den Genfer See. Ihr habt richtig gelesen, „zum Trailfestival“ und der Name war eindeutig Programm. An diesem Trailrunning-Wochenende steht eine Bühne am Genfer See bei Montreux, auf der verschiedene Bands die ganze Zeit für gute Stimmung sorgen. Es gibt verschiedene Strecken vom Family Run bis hin zum 160 Kilometer Ultra-Rennen und überall ist für Musik gesorgt. Eine weitere Besonderheit: an den Verpflegungsstellen werden regionale Köstlichkeiten serviert, sodass es sich gleich doppelt lohnt, mitzulaufen. Die Veranstalter haben sich das Motto: „We will rock you!“ auf die Fahne geschrieben und das war an allen Festivaltagen deutlich zu spüren.

Jenni genießt den Blick ins Tal

Traillauf vom Feinsten

Simone und ich hatten uns für die 61 Kilometer  lange Strecke mit 4.000 Höhenmetern entschieden. Die Strecke führte von Gryon über den le Chamossaire nach Leysin, weiter über den Berneuse, den Col du Tompey, den Rocher de Naye nach Montreux. Eine wirklich atemberaubend schöne Strecke.
Der Start war für Samstagfrüh um 8:45 Uhr angesetzt. Leider sah das Wetter an diesem Tag nicht so kuschelig aus, aber wir hatten die Hoffnung, dass die Wolken pünktlich zum Start noch aufreißen könnten. Bis 15 Minuten vor dem Start waren wir noch sicher, dass es klappen würde. Leider wurden die Unwetter an den Gradwegen um uns herum so heftig, dass der Veranstalter aus Sicherheitsgründen den Start auf 16 Uhr verlegen musste. Simone strahlte mich an: „Das wird ein Night run, Jenni!“

Trailrunning in den Schweizer Bergen ist ein Genuß

Hilfe! Ein Nachtlauf!

„Was!? Oh man, ich hatte doch nur meine 25 Lumen Stirnlampe dabei, wie soll ich das unbeschadet überleben!?!“, brach ich gedanklich in Panik aus. Ich hatte nur mit Dämmerung und nicht mit einem fast kompletten Nachlauf gerechnet.
Der Veranstalter bot an, dass man entweder auf die 34 Kilometern am Sonntag umbuchen oder sich in der nahen Turnhalle auf Matratzen ausruhen und bis zum Start warten konnte. Für Essen und trinken war reichlich gesorgt.
„Okay, dann eben nur 34 Kilometer“, schoß es mir durch den Kopf. Doch Mone machte mir Mut, dass ich die geplanten 61 Kilometer bestimmt auch im Dunklen bewältigen könnte und es  ein grandioses Abenteuer werden würde. Wenn wir zwei unterwegs sind, läuft nie etwas nach Plan, aber das wäre vielleicht einfach auch zu langweilig.

Tolle Stimmung trotz Startverzögerung

Da wir unsere Ferienwohnung am Startort hatten konnten wir uns im Laufe des Tages immer wieder zurückziehen und uns entspannen. Trotzdem ließen wir es uns nicht nehmen, in der Turnhalle vorbeizuschauen. Dort sorgten fleißige Helferlein dafür, dass alle Läufer mit belegten Brötchen, Obst, Kuchen und Getränken versorgt waren. Die Helfer strahlten alle samt eine gute Laune aus, beantworteten Fragen und versuchten, bei Problemen zu helfen. Auch mir und meinem Lampenproblem wurde geholfen. Ich erhielt doch tatsächlich kurz vor dem Start eine 600 Lumen Lampe, die mir in der Nacht noch gute Dienste leisten sollte.

Ein grandioses Lauflerlebnis konnte beim Trailfestival beginnen

16 Uhr. Wir stehen am Start und ,,Don’ t stop me now“ dröhnt aus den Lautsprechern. Der Moderator dankt uns allen, dass wir da sind und bewegt uns zum Hüpfen und Klatschen. Was für eine Party!
So ging es gut gelaunt in den ersten Anstieg. Mone sah ich bereits nach den ersten Metern nicht mehr, sollte sie doch gegen kurz vor halb zwei Uhr nachts als zweite Frau und als elfte Gesamt finishen. Herzlichen Glückwunsch noch einmal, du Granate!

Auch ich merkte schnell, dass es mir einfach gut ging. Ich hatte mir im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, ob ich die Strecke überhaupt schaffe würde, aber nach dem Start war ich mir sicher, dass ich es heute schaffen würde. An den Verpflegungen genoss ich das gute Essen, besserte meine französisch Kenntnisse auf und versuchte mich, auf Englisch und mit Händen und Füßen mit anderen Läufern zu unterhalten. Ich muss einfach betonen, mit welcher Hingabe die Helfer die ganze Zeit für gute Stimmung und Verpflegung sorgten.
Gegen 21:30 Uhr setzte die Dämmerung ein. Was war das für ein toller Blick auf die in rotes Licht getauchten Berge. Traumhaft! In der Nacht hatten wir einen wundervollen Blick über den Genfer See und die beleuchteten Städte. Vor mir und hinter mir sah ich immer wieder kleine Lichter aufschließen oder sich von mir weg bewegen. Ab und an schloss ich auf andere Läufer auf. Beim letzten Anstieg fühlte ich mich allerdings so gut, dass ich an einigen vorbei stapfte und alleine in den Downhill sprang.

Wo geht’s eigentlich lang?

Plötzlich kam es mir merkwürdig vor, dass ich keine Markierungen  mehr erkennen konnte. Ich drehte mich um und stand mitten in einem Waldstück. Ich blieb stehen und wartete, ob ich irgendwo andere Lichter erkennen konnte. Nichts, weit und breit. Mist, ich hatte mich doch Tatsache verfranzt. „Okay Jenni, ganz ruhig bleiben, du hast doch den Track auf der Uhr“, sagte ich mir und versuchte, cool zu bleiben. Nach meiner Uhr musste ich viel weiter nach rechts gehen. Doch dort war allerdings nur Wald und Gestrüpp. Querfeldein laufen ging nicht. Somit entschied ich mich, zunächst dem Downhill zu folgen, auch wenn ich immer weiter nach links abdriftete, in der Hoffnung, irgendwann auf einen Pfad zu treffen, der mich nach rechts führen würde. Nach rund zwei Kilometer sah ich meinen rettenden Pfad, der nach rechts führte. Ich sprang glücklich hinein. In der Hektik landete ich ein paar Mal auf dem Po und letztendlich auf einer Straße. Ich vermutete, dass diese nach Montreux führen müsste. Zu meinem Glück führte sie mich nach rund 1,5 Kilometer genau zu einem der Zeitmesspunkte. Ich freute mich mega, so war ich zwar 3,5 Kilometer mehr gelaufen, jedoch auf keinen Fall disqualifiziert.

Nun hatte ich noch neun Kilometer Downhill vor mir und selbst die Beine jubelten beim Downhill durch die letzte Schlucht. Ich traf noch auf einen Mitstreiter, mit dem ich schon einige Kilometer in dieser Nacht gemeinsam zurückgelegt hatte und wir freuten uns wie kleine Kinder, als der See und die Stadt Montreux plötzlich vor uns lagen. Glücklich und um einige nette Begegnungen mit tollen Menschen und Abenteuer reicher, kam ich um 3:40 Uhr im Ziel an.

Am Sonntag konnten wir das Trailfestival am Strand von Montreux mit viel Musik ausklingen lassen und Mones Erfolg noch gebührend feiern. Was war das doch für ein unglaubliches Wochenende … Danke an die Veranstalter und Helfer des Trailfestival Montreux!! We rocked it!

Jenni und Mone freuen sich über ihr tolles Trail-Wochenende in Montreux.

 

Text: Jennifer Eisenhuber
Fotos: privat

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